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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Pharao Ptolemaios für diese schändliche Bluttat verantwortlich seien. Pompeius war begierig darauf, mit seinen Legionen den Flüchtling auf den Thron zurückzuführen. Doch geht es ihm dabei nicht um Gerechtigkeit, sondern es ist allein das Gold Ägyptens, das ihn lockt. Ganz ähnlich sieht es mit dem zweiten mächtigen Mann aus, Crassus. Man sagt, daß er den Aulus Gabinius als Proconsul von Syrien ablösen soll.
    Angeblich hat Crassus schon jetzt begonnen, neue Legionen auszuheben. Man munkelt, er plane einen Krieg gegen die Parther, doch vielleicht ist auch er versucht, sich zunächst einmal das Gold Ägyptens anzueignen, um damit seine weiteren Feldzüge zu finanzieren.«
    »Deine Einschätzung der Lage deckt sich exakt mit unserer Auffassung über die Pläne Roms, Samu.« Elagabal war ein wenig dichter an sie herangerückt, so daß die Priesterin jetzt die Wärme seines Körpers im Rücken spüren konnte. Als er nach einer der gerösteten Tauben griff, die eine Sklavin an Stelle der Datteln auf den Tisch gestellt hatte, schmiegte er sich eng an ihren Rücken, so daß sie seinen erigierten Phallos spüren konnte. »Wir beobachten diese Entwicklung mit großer Sorge, mußt du wissen. Erst vor ein paar Tagen ist Oiagros mit einem meiner Schiffe aus Ephesos zurückgekehrt. Er hat dort in Erfahrung gebracht, daß man am Hof des Ptolemaios offenbar guten Mutes ist, schon bald nach Ägypten zurückzukehren.«
    Samu stockte der Atem. Der Kapitän Elagabals war also erst vor kurzem in Ephesos gewesen! War er etwa derjenige, der das Gift gebracht hatte? Und war dieser schwitzende junge Mann in ihrem Rücken der Mörder, den sie suchte? Trieb Elagabal vielleicht nur ein Spiel mit ihr? Sie durfte sich jetzt nichts anmerken lassen!
    »Du vergißt, daß Aulus Gabinius im Moment mit den aufsässigen Judäern beschäftigt ist«, wandte Iubal ein. »Wer außer ihm sollte dem Pharao zu seinem Thron verhelfen? Nach allem, was wir aus Italien wissen, hat Pompeius seine Legionen auflösen müssen, und die Truppen des Crassus sind noch nicht zum Kampf bereit.«
    »Die Judäer werden Gabinius nicht lange aufhalten«, brummte Azemilkos. »Er hat sie schon einmal besiegt und wird es wieder tun. Man müßte ihn dazu verleiten, die Parther anzugreifen. Das wäre sein Untergang.«
    »Unterschätze die Judäer nicht!« Archelaos warf einen Hühnerknochen hinter sich auf den Boden und wischte sich die Hände an einem der Leinentücher ab, die auf dem Tisch lagen. »Sie sind wie die Hydra, die Herakles einst bekämpfte. Ihr wißt ja, daß für jedes Haupt, das er dem Ungeheuer abschlug, sofort zwei neue nachgewachsen sind. Mit den Judäern ist es ganz ähnlich. Hat Gabinius sie in einer Schlacht besiegt, dann erheben sie sich sofort an zwei anderen Orten aufs neue. Sie haben den Heldenmut, der uns verlorengegangen ist. Selbst wenn die Römer ihnen drei zu eins überlegen sind, scheuen sie es nicht, den Kampf mit ihnen aufzunehmen. Ihr werdet sehen, daß sie zuletzt triumphieren werden!«
    »Du kennst diesen Römer schlecht«, wandte Elagabal auf beiden Backen kauend ein. »Er wird das Problem so wie Herakles lösen. Der Held hat die Stümpfe der Hydra mit Hilfe seines Wagenlenkers ausgebrannt, so daß keine Köpfe mehr nachwachsen konnten. Genauso wird es Gabinius machen. Er wird die Städte der Judäer niederbrennen und selbst vor einer Belagerung Jerusalems nicht zurückschrecken, wenn dies notwendig ist. Ihr Widerstand ist ihm doch nur willkommen. So hat er einen Vorwand, plündernd durch das Land zu ziehen und sich zu bereichern. Man kann diese Metapher sogar noch weiterführen. Sein Wagenlenker, in übertragenem Sinne, ist der Reitergeneral Marcus Antonius. Nach allem, was man hört, ist er der fähigste Offizier in der Armee des Gabinius.«
    »Und der größte Säufer und Hurenbock ist er auch«, meldete sich Oiagros, der Kapitän, zu Wort. »Ich habe im letzten Jahr in Ostia einige Seeleute über ihn reden hören, die steif und fest behaupteten, sie seien mit diesem Kriegshelden im gleichen Bordell gewesen. Angeblich hat er dort ein großes Wetttrinken veranstaltet und es auch gewonnen.«
    Samu dachte an ihre Begegnung mit Marcus Antonius. Kleopatra hatte für ihr Dafürhalten zu viel Interesse an dem jungen Soldaten gezeigt, doch er hatte sich tadellos verhalten.
    Während ihrer gemeinsamen Reise nach Misenum hatte sie Antonius nicht ein einziges Mal betrunken erlebt.
    »Vielleicht ist das gerade sein Geheimnis«, wandte Elagabal

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