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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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die Amphore aus dem Giebelfenster fiel.
    »Sie hat ein paar Schnittwunden abbekommen und einen tüchtigen Schrecken. Sonst ist ihr zum Glück nichts geschehen. Hast du den Mann finden können, der für das Unglück verantwortlich ist?«
    Hophra schüttelte den Kopf. »Als ich auf dem Speicher ankam, war dort niemand mehr. Wahrscheinlich hat sich der Schurke aus Angst vor deinem Zorn davongeschlichen. Aus den Lastenträgern ist nichts herauszubekommen. Angeblich hat niemand den Mann gesehen.«
    »Aber wie kann das sein? Sie müssen doch gesehen haben, wer oben auf der Leiter stand«, fragte der Kaufmann verwirrt.
    »Es war niemand mehr auf der Leiter. Das obere Lager war voll. Sie haben die restlichen Amphoren hier unten gestapelt. Deshalb hat auch niemand mehr auf das Giebelfenster geachtet.«
    Elagabal strich sich über sein Doppelkinn. »Du meinst, es war kein Unfall ...«
    »Ich meine, daß eigentlich niemand mehr etwas dort oben zu suchen hatte und daß die Amphore bestimmt nicht durch ein Versehen aus dem Fenster gestürzt ist.«
    Samu schluckte. Hophra hatte sie gewarnt. Diesmal hatten die Götter es noch gut mit ihr gemeint. Doch wie oft würde sie noch auf ihr Glück vertrauen können?
    »Herr, die Sänfte ist gekommen«, erklang eine Stimme vor dem Lagerschuppen. Elagabal bückte sich, um Samu auf die Beine zu helfen, doch sie wies seine Hand zurück.
    »Danke, so schlimm ist es nicht. Ich kann allein gehen.« Mit weichen Knien schwankte sie durch das Tor. Ein großer, dunkler Fleck auf dem Pflaster und der Geruch von Olivenöl, das war alles, was noch an den Unfall erinnerte. Die Arbeiter hatten die Scherben der mächtigen Amphore schon beiseite geschafft. Die Lastenträger standen in einem weiten Halbkreis um die Sänfte und starrten sie an. Samu meinte, ihre Blicke fast wie Berührungen spüren zu können. Die Gesichter der Männer waren dunkel und verschlossen. Keiner lächelte.
    Dankbar ließ sich die Priesterin auf die Kissen der Sänfte sinken. Jemand zog die Vorhänge zu. Stimmengemurmel erklang. Sie hörte, wie Hophra den Lastenträgern zurief, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Dann wurde die Sänfte schwankend in die Höhe gehoben. Ein Windstoß vom Hafen teilte die Vorhänge für einen Augenblick, so daß Samu auf das Schiff aus Kreta blicken konnte. Auf dem Laufsteg standen zwei Männer, die Bündel aus ölgetränktem Tuch geschultert hatten. Was für eine Fracht wurde da gelöscht?
    Samu ballte ihre zitternden Hände zu Fäusten. Was ging hier vor sich? Hatte man den Zwischenfall mit der Amphore nur inszeniert, um einen Vorwand zu haben, sie vom Hafen fortschaffen zu lassen? Und die Bündel . Waren sie der Grund, warum Elagabal persönlich in den Hafen gekommen war?

15. KAPITEL

     
    P hilippos war froh, die Färberei hinter sich gelassen zu haben und in das Haus Abimilkus zurückgekehrt zu sein. Er hatte bei Sonnenuntergang ein Bad im Meer genommen, um den gräßlichen Geruch nach fauligem Fisch loszuwerden, doch es hatte nichts genutzt. Es war, als sei der Gestank tief in seine Haut eingedrungen. Seine Finger, seine Haare, alles roch nach Fisch! Ja, er wunderte sich, daß es die Familie Abimilkus mit ihm an einem Tisch aushielt. Es gab eine große Schale mit Fischbrühe, in die alle abwechselnd ihr Brot tunkten. Außerdem standen frische Zwiebeln und eine riesige Melone auf dem Tisch.
    Philippos starrte mit gemischten Gefühlen auf die Suppe. Er würde nichts herunterbekommen, was auch nur im entferntesten an Fisch erinnerte!
    Die Stimmung bei Tisch war seltsam gedrückt und das, obwohl es eigentlich gute Nachrichten gab. Vor dem Essen hatte Philippos noch einmal die Wunde des Kapitäns untersucht. Sie war so gut verheilt, daß er vom nächsten Tag an wieder auf dem Boot arbeiten konnte.
    Als die Schale mit der Fischsuppe geleert war, zogen sich die Frau des Tauchers und seine Kinder vom Dach des kleinen Hauses zurück und ließen die beiden Männer allein. Abimilku machte ein bekümmertes Gesicht und drehte unschlüssig den kleinen Tonbecher zwischen den Fingern, aus dem er während des Essens verdünnten Wein getrunken hatte.
    Schließlich mochte Philippos die Ungewißheit nicht mehr länger ertragen. »Was ist mit dir los, mein Freund? Was bedrückt dich? Hast du nicht allen Anlaß zur Freude?«
    Abimilku konnte ihm nicht in die Augen sehen. Verlegen hob er den Kopf und blickte zum hellen Abendhimmel. »Ich weiß, welch großen Dienst du mir erwiesen hast, Philippos, und du kannst gewiß

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