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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Riegel zurück. Mit angehaltenem Atem lauschte sie einige Herzschläge lang. In der Kammer vor ihrem Schlafraum war alles ruhig. Die Sklavinnen, die Elagabal ihr geschenkt hatte, waren dort einquartiert. Entweder schliefen sie fest, oder sie waren gar nicht anwesend. Jedenfalls deutete nicht das leiseste Geräusch darauf hin, daß sich irgendein lebendes Wesen in dem Raum befand.
    Samu drückte mit der Schulter gegen die Tür, doch sie wollte sich nicht öffnen. Hatte sie sich verkantet? Samu verstärkte den Druck. Ein leises Ächzen ertönte, doch die Tür blieb weiterhin verschlossen. Sie war eingesperrt! Verzweifelt ließ sie sich zu Boden gleiten. Was hatte das zu bedeuten? Was plante Elagabal? Hatte man sie vergiftet und wollte sicher sein, daß sie nicht mehr aus ihrem Zimmer entkam, wenn der schmerzvolle Todeskampf begann? Sie schluchzte leise. Sie hätte niemals in dieses Haus kommen dürfen. Hätte sie nur auf Hophra gehört! Der Söldner hatte sie vor seinem Herrn gewarnt.
    Wütend biß sie sich auf die Unterlippe. Sie durfte sich jetzt nicht einfach aufgeben. Sie mußte einen klaren Kopf bewahren! Wenn Elagabal sie beim Abendessen wirklich hätte vergiften lassen, dann würde sie jetzt nicht mehr leben. Aus welchem Grund hätte er ein Gift wählen sollen, das erst nach vielen Stunden zu wirken begann? Möglicherweise hatte er ihr nicht einmal einen Schlaftrunk verabreichen lassen. Samu dachte an das Gebräu, daß ihr der Eshmun-Priester zu trinken gegeben hatte. Wenn es mit Maekonossaft versetzt gewesen war, dann müßte der Wein, den sie zum Abendessen getrunken hatte, die beruhigende Wirkung des Mittels noch verstärkt haben. Vielleicht steckte hinter allem also gar keine Intrige. Und die verriegelte Tür? Irgend etwas ging im Haus vor sich, von dem sie nichts wissen durfte. Soviel war gewiß! Vielleicht hatte man ihr ein Schlafgift in den Wein gemischt, damit sie vom Lärm, den die geheimnisvollen Gäste machen würden, nichts hörte. Normalerweise hätte sie dann auch nicht bemerken können, daß sie eingesperrt war. Bis zum Morgengrauen wären der Riegel oder die Keile, welche die Tür von außen verschlossen hielten, sicherlich wieder entfernt worden. Nach der Verletzung, den Aufregungen und dem Wein wäre es ihr sicherlich nicht einmal seltsam vorgekommen, wenn sie in dieser Nacht besonders tief geschlafen hätte.
    Womöglich würde man sogar überprüfen, ob sie schlief. Ob es eine Möglichkeit gab, das Zimmer zu beobachten? Unsicher blickte die Priesterin sich um. Es wäre besser, wenn sie sich wieder auf die Kline legte, um den Anschein zu erwecken, daß sie ruhte. Sie durfte Elagabal nicht wissen lassen, daß sein Plan gescheitert war!
    Hastig entledigte Samu sich ihres Kleides und kroch dann wieder unter die weiche Leinendecke auf ihrem Lager. Ihr Herz klopfte wie rasend. Sie war jetzt hellwach.
    Sie mußte aus diesem Haus verschwinden. Wenn sie morgen noch lebte, dann würde sie die erste sich bietende Gelegenheit nutzen, von hier zu fliehen.
    »Du mußt verstehen, daß wir dir nicht trauen konnten«, erklärte der feiste Kaufmann, der das Duell beendet hatte, aufdringlich lächelnd. »Mit deinen vielseitigen Talenten bist du der ungewöhnlichste Söldner, dem ich jemals begegnet bin.«
    Er tauschte einen kurzen Blick mit dem Ägypter. »Doch kommen wir zum Wesentlichen . Du sagst, du hättest in vielen Schlachten gegen die Römer gefochten und gelernt, ihre Art zu kämpfen zu übernehmen.«
    Philippos nickte. Man hatte den Griechen nach dem Duell in ein Gemach im Inneren des Palastes geführt. Dort war er allein mit Hophra und jenem dicken, jungen Mann, der der Anführer in diesem Komplott zu sein schien. »Nun ... Ich bin kein Feldherr. Von Strategie habe ich keine Ahnung, doch ich weiß, wie sich der einfache Legionär auf dem Schlachtfeld verhält.«
    »Das genügt. Du hast ja soeben unter Beweis gestellt, daß du durchaus zu kämpfen verstehst, Grieche. Nach all den Fragen, durch die du in den letzten Tagen aufgefallen bist, ist dir sicher bewußt, daß unser Verhältnis zu den römischen Eroberern alles andere als gut ist. Wir haben beschlossen, unsere Stadt von ihnen zu befreien, und wir brauchen dazu Männer wie dich.«
    »Ihr wollt was?« Philippos starrte den dicken Jüngling fassungslos staunend an. »Ihr wollt mich als Söldner für einen Aufstand gegen die Römer anwerben?« Er schluckte. Es wäre wohl besser, wenn er sich nicht allzu deutlich anmerken ließ, für wie verrückt er

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