Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

den Wagen erreichte, blickte sie durch das Fahrerfenster. Das Opfer war ein Weißer, Ende zwanzig oder Anfang dreißig. Sein Kopf lehnte an der Kopfstütze. Aus den Mundwinkeln rann Erbrochenes.
    Jessica richtete ihre Maglite in den Wagen.
    »Mein Gott«, sagte sie.
    »Was ist? Kennst du ihn?«
    »Er heißt Shane Adams und ist Reporter. Er hat versucht, mich heute Nachmittag zu beschatten.«
    Jessica ließ das Licht der Taschenlampe durch das Wageninnere gleiten. Auf der Rückbank lag irgendwelcher Kram, Dinge, die man brauchte, wenn man sein halbes Leben im Auto verbrachte – frische Kleidung, Fast-Food-Abfälle, Erfrischungstücher.
    »Du wirst es nicht glauben«, sagte Maria, die Latexhandschuhe trug. Sie nahm die Digitalkamera vom Vordersitz und legte sie auf das Wagendach. »Der Film lief noch, als ich zum Wagen kam.« Sie drückte auf eine Taste und drehte das Display zu ihnen.
    Zu Beginn war die Aufnahme unscharf, dann wurde sie deutlicher. Ein Kreuz war zu sehen. Auf dem kleinen Display konnte man schlecht erkennen, aus welchem Material es bestand. Als Jessica es genauer betrachtete, erkannte sie, dass es Glas war.
    »Ist das ein Fenster?«, fragte sie.
    »Ich bin mir ziemlich sicher«, meinte Maria. Sie drückte auf die Pausentaste und zeigte auf das Bild. »Sieht aus wie buntes Glas, oder?«
    Die beiden Detectives wechselten einen Blick und begriffen im selben Augenblick, was es war.
    »Ein Kirchenfenster!«
    »Lass den Film noch einmal laufen«, sagte Jessica.
    Maria drückte auf die Taste. Das Kreuz auf dem bunten Kirchenfenster wurde wieder unscharf. Jessica wusste, was das bedeutete. Hinter dem Glas konnte man noch etwas sehen, das allmählich deutlicher wurde. Ein paar Sekunden später erkannte sie, was es war, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Auf der anderen Seite des Kreuzes stand eine Person, die so aufgenommen worden war, dass man hätte meinen können, sie hinge an dem Kreuz.
    Es bestand kein Zweifel. Hinter der Glasscheibe stand Kevin Byrne.
    Jessica rannte die Straße hinunter und in die Gasse hinein. Sie schaute auf das Seitenfenster neben der Tür, die in die Kirche führte. Auf dem bunten Kirchenfenster war ein Kreuz. Es stimmte mit dem Kreuz im Film überein.
    Der Killer hatte diese Aufnahme gerade erst gemacht.

55.
    Jessica ging auf dem Bürgersteig vor der Kirche auf und ab. Überall standen Streifenwagen. Dana Westbrook hatte gesagt, sie solle auf dem schnellsten Weg ins Roundhouse zurückkehren.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Maria.
    »Mir ging’s schon mal besser.« Obwohl Jessica jeden Augenblick im Roundhouse erwartet wurde, würde sie keine Ruhe geben, bis Kevin vor ihr stand. »Ich meine, wir sollten …«
    Der Umschlag, dachte Jessica. Der Umschlag, den die Frau für Kevin abgegeben hatte.
    Der Umschlag von Pfarrer Leone.
    Jessica griff in den Wagen, nahm den Umschlag vom Rücksitz und riss ihn auf. Darin steckten ein paar Seiten aus der Bibel und mehrere alte Blätter Schreibmaschinenpapier mit vergilbten Rändern, die mit der Hand beschrieben waren.
    Es waren Nachrichten von Pfarrer Leone. Nachrichten aus dem Grab.
    Als Jessica die Seiten überflog, wurde ihr auf einmal alles klar, und die Erkenntnis war entsetzlich. Es ging um die sieben Kirchen der Apokalypse:
    An den Engel der Gemeinde in Ephesus … du hast deine erste Liebe verlassen …
    Cecilia Rollins, dachte Jessica.
    An den Engel der Gemeinde in Smyrna … ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage …
    Danny Palumbo hatte zehn Tage in dem Keller verbracht.
    An den Engel der Gemeinde in Pergamon … gib ihm einen weißen Stein, und auf dem Stein wird ein neuer Name geschrieben sein …
    Martin Allsop. Die weißen Steine. Der Name des nächsten Tatorts stand auf einem Stein.
    An den Engel der Gemeinde in Thyatira … Isebel … ich werde sie auf ein Bett werfen …
    Michelle Calvin hatten sie auf der blutgetränkten Matratze gefunden.
    An den Engel der Gemeinde in Sardes … ich werde wie ein Dieb zu dir kommen …
    DeRon Wilson wurden die Hände abgehackt.
    Jessicas Hände zitterten, als sie die letzten beiden Bibelstellen las. Die letzten beiden Kirchen waren Philadelphia und Laodicea.
    Sie überflog die Seite und suchte nach einem Hinweis, einem Gedanken, einem Satz, der ihr helfen könnte, die Denkweise des Killers zu durchschauen.
    An den Engel der Gemeinde in Laodicea … ich rate dir, von mir im Feuer geläutertes Gold zu kaufen … und ein weißes Gewand …
    An den Engel der Gemeinde in