Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
kommt deine Ablösung?«
Colasanto schaute auf die Uhr. »Erst morgen früh um sieben.«
Byrne wies mit dem Kinn auf das angrenzende Zimmer, dessen Tür nur angelehnt war. In dem Zimmer war es dunkel. »Wie läuft’s?«
»Eine einfache Tour, Kevin. Ich meine, was soll der schon machen?« Colasanto trank seinen Kaffee aus.
»Kennst du die Einzelheiten?«, fragte Byrne.
»Nicht alle.«
Byrne erzählte ihm die Geschichte von Anfang an. Er wusste, dass er ein bisschen Zeit brauchte. Nachdem er etwa zehn Minuten gesprochen hatte, fielen Colasanto die Augen zu. Drei Minuten später schlief er tief und fest. Ehe er auf den Boden rutschen konnte, fing Byrne ihn auf und legte ihn aufs Bett. Anthony Colasanto war nicht besonders kräftig gebaut, deshalb war es für Byrne kein Problem.
Er nahm die kleine Mülltüte aus der Tasche und steckte alles hinein, was er angefasst hatte – die Kaffeebecher, die Deckel, den Karton, die kleinen Portionen Kaffeesahne. Wenn nicht gerade ein Team von Kriminaltechnikern des FBI jeden Quadratzentimeter des Motelzimmers unter die Lupe nahm, war er nie hier gewesen.
Byrne trat ans Fenster und schob den Vorhang ein Stück auf. Der Parkplatz sah noch genauso aus wie vorhin, als er gekommen war.
Er betrat das angrenzende Zimmer.
»Detective Byrne«, sagte Roland Hannah. »Ich freue mich, Sie wiederzusehen, wenn ich so sagen darf.«
»Ich bin kein großer Freund von Ironie, Roland.«
»Ja, das dachte ich mir.«
»Sind Sie bereit?«
Roland Hannah antwortete ihm nicht. Byrne schaltete das Licht ein. Hannah saß auf einem Stuhl am Fußende des Bettes. Er war vollständig bekleidet. Die getönte Sonnenbrille trug er heute nicht.
»Ich hoffe, Sie haben ihm nicht weggetan«, sagte Hannah.
»Er ist Polizist«, sagte Byrne. »Ich tue keinem Polizisten weh.«
»Nur Verbrechern?«
»Und denen, die mich glauben machen wollen, sie wären keine, obwohl sie welche sind.«
Byrne schaute auf der Rückseite des Zimmers aus dem Fenster. Auf dem Platz hinter dem Motel war niemand zu sehen.
»Warum sind Sie gekommen, um mich zu holen?«, fragte Hannah.
Byrne antwortete nicht.
Ehe sie das Motelzimmer verließen, steckte er Anthony Colasantos Handy und das Funkgerät ein und schnitt die Telefonleitung im Zimmer durch. Das würde Colasanto zwar nicht daran hindern, die Kollegen zu informieren, sobald er aufwachte, aber es würde ein bisschen länger dauern. Was Schlaftabletten betraf, war Byrne im Laufe der Jahre ein Experte geworden. Wenn er sich nicht irrte, müssten die Tabletten, die er in Colasantos Kaffee aufgelöst hatte, ihn für ein paar Stunden außer Gefecht setzen. Das müsste reichen.
Byrne führte Hannah zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Nein, er hatte nichts vergessen.
Er öffnete die Tür, schaute auf den Bürgersteig und den Parkplatz. Alles war ruhig. Byrne führte den blinden Mann zum Wagen und schloss die hintere Tür auf.
Nachdem Roland Hannah auf die Rückbank gerutscht war, fesselte Byrne ihn mit Handschellen am Türgriff.
Zwei Minuten später fuhren sie in die Nacht hinein.
58.
Als Jessica und Maria das Reihenhaus erreichten, in dem sich Sarah Goodwins Praxis befand, standen schon ein halbes Dutzend Streifenwagen vor dem Gebäude. Die Straße war an beiden Enden blockiert, und ein SWAT-Team nahm gerade auf Dächern und Feuertreppen in der Nähe Aufstellung.
Josh Bontrager sowie Jessica und Maria, von zwei Polizisten der Spezialeinheit unterstützt, würden den Eingang aufbrechen, ohne sich vorher zu erkennen zu geben. Schließlich ging es hier um eine Person, die verdächtigt wurde, mehrere Morde begangen zu haben. Ehe die drei Detectives die Tür aufbrachen, überprüften sie ihre Kevlar-Westen.
Jessica ärgerte sich über sich selbst, dass sie nicht früher darauf gekommen war. Es gab also doch eine Gemeinsamkeit zwischen den Mordopfern. Danny Palumbo, Adria Rollins, Michelle Calvin und Martin Allsop waren alle vor ihrer Gerichtsverhandlung von einem Psychiater begutachtet worden. Sarah Goodwin fertigte psychologische Gutachten für das County und für Polizeibehörden der Stadt an. Jessica wusste, dass auch Byrne sie auf Druck der Vorgesetzten aufsuchen musste. Es bestand die Möglichkeit, dass er über Gabriel und DeRon Wilson gesprochen hatte, weil er natürlich davon ausging, dass alles vertraulich behandelt wurde.
Die Videokamera, die sie im Wagen des Reporters gefunden hatten, war bereits zur
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