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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
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Eriks Rücken. Er ließ Xaver Wredes Körper zu Boden fallen und taumelte unter der tobenden, kratzenden, fauchenden Last. Andreas Fäuste prasselten auf seinen Kopf ein.
    „Mörder!“, schrie sie. „Du Mörder!
    Erik prallte gegen die Wand. Andrea schlang ihre Beine noch fester um seine Hüften. Er spürte ihren Atem an seinem Ohr.
    „Du bist der Teufel!“, keuchte sie. Sie biss in sein linkes Ohr, und Erik fühlte, wie ihre Zähne den Knorpel durchtrennten. Dann riss sie ein Stück heraus. Er schrie auf und schlug mit den Fäusten nach ihr. Ein Schlag erwischte sie im Gesicht, aber sie schien es nicht zu bemerken. Sie spuckte den abgebissenen Teil seines Ohrs auf den Boden und heulte triumphierend auf. Erik drehte sich schreiend um die eigene Achse. Dann warf er sich mit aller Gewalt rück lings gegen die Wand. Sein Hinterkopf prallte gegen Andreas Gesicht. Er hörte ein lautes Knacken, als ihre Schneidezähne splitterten. Sie heulte auf und schlang ihre Arme um seinen Hals. Ihre Finger schlossen sich um sein Gesicht, lange Nägel zerkratzten ihm die Wangen.
    „Aufhören!“, brüllte er. „Hör auf, du verrücktes altes Miststück!“
    Er senkte den Kopf und stieß ihn mit aller Gewalt nach hinten. Noch einmal knallte sein Hinterkopf gegen Andreas Gesicht, und mit einem Mal ließ der Druck auf seinen Hals nach. Die Umklammerung ihrer Beine löste sich. Dann fiel ihr Gewicht plötzlich von ihm ab. Er stolperte nach vorn, fort von ihr, und presste eine Hand auf sein verletztes Ohr. Seine Finger ertasteten die Einkerbung, wo sie ein Stück heraus gebissen hatte. Er fühlte sein eigenes Blut heiß und klebrig auf seiner Hand.
     
    Als er sich umdrehte, stand plötzlich Benedikt hinter ihm. Zorn loderte in seinen Augen. Angerer hob eine Hand, und Erik erstarrte. „Bleiben Sie einfach, wo Sie sind, Lehrer“, grollte Benedikt. Dann bückte er sich und hob Andreas zuckenden Körper vom Boden auf. Sie legte ihre Arme um seinen Nacken. Ihr Keuchen wurde leiser, während Benedikt beruhigend auf sie einredete. Als sie schließlich ganz ruhig in seinen Armen lag, trug er sie aus dem Zimmer.
    Erik betrachtete benommen das Blut auf seiner Hand. Seine Augen wanderten über den Boden. Er suchte nach dem Teil seines Ohrs, den Andrea herausgebissen und ausgespuckt hatte, aber er konnte ihn nicht finden. Benedikt betrat das Zimmer erneut. Diesmal war Lothar Brant bei ihm.
    „Was war hier los?“, fragte Benedikt.
    „Das haben Sie doch gesehen! Sie ist wie von Sinnen! Hat mir das halbe Ohr abgebissen.“
    „Sie wusste nicht, was sie tat!“, rief Lothar.
    Erik atmete tief durch. „Sie braucht Hilfe.“
    „Wir werden uns um sie kümmern“, sagte Benedikt. „Lothar, geh zu ihr.“
    Lothar senkte d en Kopf und verließ das Zimmer.
    Benedikt kniete sich neben Wrede auf den Boden, legte eine Hand auf seine Stirn und tastete nach seinem Puls. „Xaver?“, fragte er leise. Wrede reagierte nicht. Benedikt erhob sich langsam und drehte sich zu Erik um. „In Ordnung“, sagte er schließlich. „Bringen Sie ihn nach Bruch“, sagte Benedikt. Die Glut in seinen Augen war erloschen. Er wirkte müde. „Wir wussten nicht, wie schlimm es um ihn steht. Wie schlimm es um dieses Haus steht.“
    Erik nickte ihm zu und bückte sich, um Xaver Wredes Körper hochzuheben. Benedikt schob ihn sanft zur Seite. „Lassen Sie mich das machen. Er ist schwer. Sie nehmen seine Füße.“
     
    Gemeinsam trugen sie Xaver Wrede die steile Treppe hinunter und legten ihn auf die Rücksitzbank des VW Käfer. Erik stieg ein, schlug die Fahrertür zu und kurbelte das Fenster hinunter. Das Adrenalin verließ langsam seinen Körper, und die Schmerzen kamen. Sein Ohr fühlte sich heiß und fremd an.
    Benedikt trat ans Wagenfenster und beugte sich zu ihm hinunter. „Gutenbergs Praxis ist direkt auf dem Marktplatz. In der Nähe des Brunnens.“
    „In Ordnung.“
    „Fahren Sie, Lehrer. Fahren Sie schnell.“
     
    Erik trat aufs Gaspedal. Die Reifen wirbelten eine Wolke aus Staub und kleinen Steinen auf. Als er in den Rückspiegel blickte, stand Benedikt Angerer mitten auf der Straße und sah ihm hinterher, während der Staub um ihn herum zu Boden sank. Auf halbem Weg zum Pfarrhof kamen ihm der Pfarrer und die Wirtschafterin entgegen. Er sah die Sorge auf ihren Gesichtern, als sie am Seitenfenster vorbeiflogen. Ihre Blicke folgten ihm, bis der Wagen außer Sichtweite war. Kalte Luft strömte durch das heruntergelassene Fenster ins Innere des Wagens und

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