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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
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Wagner“, sagte er leise.
    „Natürlich.“ Dem Bürgermeister stieg das Blut ins Gesicht. Er sah sich rasch um, doch keiner der Umstehenden hatte seinen Fauxpas bemerkt. Er räusperte sich. „Nun, Herr Strauss, wenn Sie etwas brauchen, kommen Sie zu mir. Aller Anfang ist schwer, nicht wahr? Sie müssen sich erst einmal einleben. Ich werde helfen, wo ich kann.“
    „Danke. Sie sind sehr freundlich.“
    Benedikt trat zwischen sie. „Genug geplaudert. Hier gibt es Arbeit zu erledigen.“ Er drückte Erik das Seil in die Hand. „Können Sie mal kurz mit anpacken, Herr Lehrer? Oder taugen Sie nur für geistige Arbeit?“
    Erik hielt Angerers Blick stand. „ Nein. Taugen Sie etwa nur für körperliche Arbeit?“
    Für einen Moment starrte Benedikt ihn finster an. Dann lachte er und schlug ihm auf den Rücken. Zum Pfarrer gewandt sagte er: „Gefällt mir, dein Junge. Mal sehen, was er sagt, wenn er gleich am Boden liegt und auf dem Kinn über den Schotter rutscht.“ Benedikt ging die Auffahrt hinunter zu der Stelle, wo die Sau keuchend auf der Erde lag. Er ging neben ihr in die Hocke und legte ihr eine Hand auf den Kopf. „Ruhig, mein Mädchen“, sagte er leise. Dann stand er auf und zog die Sau auf die Füße.
    „Passen Sie jetzt gut auf“, sagte der Pfarrer leise. „Die Sau reißt Sie entweder glatt von den Beinen, oder das Seil verbrennt Ihnen die Hände. Das ist Benedikts Art von Humor, nehmen Sie’s ihm nicht übel.“
    Erik nickte und hielt seinen Blick fest auf Benedikt Angerer geheftet. Dieser hatte die Sau an den Ohren gepackt und bugsierte sie langsam die Auffahrt hinauf. Plötzlich riss sich die Sau aus seinem Griff und stürmte brüllend die Auffahrt hinunter. Das Seil straffte sich in Eriks Händen. Dann rauschte es zischend durch seine Finger. Er spürte brennenden Schmerz auf seinen Handflächen. Die Menge johlte. Erik packte das Seil, so fest er konnte. Ein heftiger Ruck breitete sich von seinen Armen durch seinen Oberkörper aus und riss ihn beinahe von den Füßen. Er schlug seine Fersen in den Schotter, verlagerte sein Körpergewicht nach hinten und stemmte sich mit aller Gewalt gegen die Kraft der kämpfenden Sau. Sie schleifte ihn meterweit über den Hof, seine Schuhe gruben tiefe Spuren in den Schotter. Die Muskeln in seinen Oberarmen waren zum Zerreißen gespannt. Ein Ächzen zwängte sich zwischen seinen Lippen hervor, als er alle Kräfte sammelte und seine Füße in den Schotter rammte. In einem Kraftakt, den er sich selbst nicht zugetraut hätte, gelang es ihm, den Lauf der Sau zu stoppen. Sie quiekte protestierend. Applaus brandete um Erik herum auf. Er riss am Seil, so fest er konnte, und die Hinterläufe der Sau knickten unter ihr weg. Im nächsten Moment war Benedikt bei ihr und packte sie erneut an den Ohren. Die Sau schüttelte ihren Schädel, aber diesmal ließ Benedikt nicht locker und zerrte sie Schritt für Schritt die Auffahrt hinauf. Erik wickelte das Seil um seinen Arm und hielt es straff gespant, um ein erneutes Ausbrechen der Sau zu verhindern.
    Als er Erik und den Pfarrer erreicht hatte, blickte Benedikt kurz auf. „Das war gute Arbeit, Lehrer!“ Er nahm Erik das Seil aus den wunden Händen und schleifte die Sau zu den Stallungen.
    Lothar Brant schlug Erik anerkennend auf die Schulter. „Die Sau habe ich persönlich ausgewählt“, sagte er. „Ein Prachtstück, nicht wahr? Fett und rosig und kerngesund!“
    „Ja“, sagte Erik und betrachtete seine geröteten, brennenden Handflächen. „Ein Prachtstück.“
    „Das haben Sie gut gemacht, Erik.“ Der Pfarrer hakte sich bei ihm unter. Sie folgten der Menge, die sich Benedikt Angerer angeschlossen hatte, hinüber zu den Stallungen. Benedikt saß auf einer Bank. Zwischen seinen gespreizten Schenkeln kauerte die Sau und keuchte. Benedikt kraulte sie zwischen den Ohren und redete beruhigend auf sie ein. „Du bist ein gutes Mädchen“, sagte er. „Sei ruhig, ganz ruhig. Mein gutes Mädchen.“
    Dann nahm Benedikt ein Bolzenschussgerät vom Tisch, hielt der Sau den Lauf an den Kopf und drückte ab. Der Bolzen durchschlug den Schädel der Sau direkt zwischen den Augen, und sie brach zusammen, ohne einen Laut von sich zu geben. Erik trat einen Sc hritt zurück.
    „Schnell jetzt“, sagte Benedikt und stand auf. Ein dünnes Rinnsal Blut sickerte aus dem Schädel der Sau auf den Hof. Benedikt schob eine Metallwanne unter ihren Kopf. Er zog ein scharf aussehendes Jagdmesser aus seinem Gürtel und durchtrennte mit einem

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