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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
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Erik musste nicht lange darüber nachdenken, wer das Thema ihrer Unterhaltung war. Sein Instinkt riet ihm, sich umzudrehen und so schnell wie möglich aus der Schänke zu verschwinden, aber ein anderer Teil von ihm beharrte darauf zu bleiben.
    „...schnüffelt herum!“, hörte er Benedikt sagen, als die plötzliche Eruption von Lärm und Ge lächter wieder abgeklungen war.
    Dann drang Lothars Stimme an sein Ohr: „...zweite Chance verdient.“
    Eriks Neugier siegte über seine Vorsicht. Er näherte sich dem Tisch, um mehr verstehen zu können.
    Benedikt schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte. „Er steckt seine Nase in Angelegenheiten, die ihn verdammt noch mal nichts angehen!“
    „Reg dich nicht auf, Benedikt“, sagte Lothar Brant. „Ich bin mir sicher, er hat es nicht mit Absicht gemacht, nicht wahr?“
    „Es ist gefährlich.“
    „Ich halte ihn für einen guten Jungen.“
    „Wir waren schon einmal an diesem Punkt, Lothar.“
    Lothar nickte langsam. „Ich habe es nicht vergessen“
    „Dann weißt du auch, wie gefährlich es ist“, zischte Benedikt.
    „Aber genau deshalb will ich verhindern, dass es noch einmal passiert. Wir dürfen nicht zulassen, dass ...“
    Lothar verstummte, als Benedikt ihm eine Hand auf den Arm legte. Erik hatte sich um wenige Zentimeter nach rechts bewegt und war in den Lichtkreis einer Petroleumlampe geraten. Sein Schatten fiel auf den Tisch, und es war zu spät, den Fehler wieder gut zu machen. Lothar und Benedikt wandten sich gleichzeitig zu ihm um.
    „Guten Abend“, sagte Erik und versuchte dabei, so unbefangen wie möglich zu klingen. Seine Eingeweide krampften sich schmerzhaft zusammen.
    „Erik“, sagte Lothar mit einem leisen Lächeln, „was für eine Überraschung. Kommen Sie, setzen Sie sich zu uns!“
    Benedikt studierte ihn mit kalten Augen.
    Erik räusperte sich. „Worüber haben Sie gesprochen?“
    „Worüber wir gesprochen haben?“ Benedikt lachte laut auf.
    „Verwaltungskram.“ Lothar winkte ab. „Das würde Sie nicht interessieren.“
    „Ich konnte nicht umhin, Teile Ihrer Unterhaltung mit anzuhören“, sagte Erik. Obwohl seine Beine zitterten, brachte er den Satz ruhig und gelassen vor. Er wartete auf eine Reaktion. Für eine Weile sah es so aus, als wollte keiner der beiden ihm antworten. Dann verzog sich Benedikts Mund zu einem abschätzenden Grinsen. Er stützte seine mächtigen Unterarme auf die Rückenlehne des Stuhls. „Was glauben Sie denn, worüber wir gesprochen haben?“
    „Über mich.“
    Benedikt betrachtete ih n aus zusammengekniffenen Augen. Sämtliche Gespräche im Schankraum waren verstummt. „Über Sie?“, fragte Benedikt in die Stille hinein. „Wie kommen Sie darauf? Halten Sie sich für so wichtig, dass Sie glauben, jedes Gespräch im Dorf drehe sich nur um Sie?“ Er lachte laut und dröhnend.
    „Haben Sie mir irgendetwas zu sagen, Benedikt?“ Blut rauschte durch Eriks Ohren wie ein aufziehender Sturm.
    „Nein!“, sagte Benedikt laut. „Nein, zum Teufel, ich habe Ihnen nichts zu sagen, Lehrer!“ Sein Gesicht war rot angelaufen. Den letzten Teil des Satzes hatte er beinahe herausgeschrien. Ein Knacken ertönte, als seine Hand das Verbindungsstück der Stuhllehne in zwei Hälften brach. Es klang sehr laut in der Stille. „Sie sollten jetzt besser verschwinden, Lehrer“, grollte Benedikt.
    Erik sah zu Lothar hinüber, aber der Bürgermeister hatte den Blick auf die Tischplatte gesenkt. Erik drehte sich ohne ein weiteres Wort um und verließ den Schankraum. Die Blicke der Gäste folgten ihm bis zur Tür. Er trat in die Nacht hinaus, vergrub seine Hände in den Manteltaschen und machte sich auf den Weg zum Pfarrhof.
    „Erik!“, rief eine Stimme hinter ihm. Er blieb stehen.
    Lothars schmächtige Gestalt stand in der Eingangstür der Dorfschänke. „Kommen Sie zurück, wir möchten uns bei Ihnen entschuldigen.“
    Erik stand mitten auf der Hauptstraße und wusste nicht, was er tun sollte. Die Hände in seinen Manteltaschen waren zu Fäusten geballt.
    „Nun kommen Sie schon, Erik. Es tut mir leid!“ Er wandte sich um und rief in den Schankraum: „Um deinen Stuhl tut’s mir auch leid, Gerda. Xaver wird einen neuen für dich schreinern, und Benedikt zahlt!“ Gelächter drang aus der Schänke. Lothar winkte Erik zu sich. „Na los, es ist kalt hier draußen, nicht wahr?“
    Erik setzte sich zögernd in Bewegung. Als er das Wirtshaus erreicht hatte, legte Lothar einen Arm um seine Schultern und führte ihn

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