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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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haben könnte. Mehr war auch aus den Beschäftigten der Tennisanlage nicht herauszuholen.
    Immerhin war ein möglicher Tatort gefunden worden: Auf der kurzen Strecke zwischen Tennisplätzen und Kirche gab es ein Stück Straße mit Wald und Wiesen zu beiden Seiten und einem asphaltierten Weg, der zu einer Wasserburg führte. Deren Umgebung verfügte über ein paar uneinsehbare und abgelegene Stellen im Wald verfügte. Bestens geeignet, um ein Auto abzustellen und einen Mord zu begehen.
    Ein Auto musste im Spiel gewesen sein, wegen der größeren Menge Weihwassers. Außerdem hatte der Täter vermutlich irgendein Gerät benötigt, um das Metallkreuz zu erhitzen, mit dem er Baum das Brandzeichen verpasst hatte. So etwas war nicht mit einem Feuerzeug zu machen, hatte Peer behauptet.
    Und nicht zuletzt hatte der Täter die Leiche transportieren müssen, vom Ort der Ermordung bis zum Fundort vor der Kirche. 

Kapitel  4

    Bonn - Dienstag,  6. Mai, 11.45 Uhr
    Tabea räumte in ihrer Boutique, die wegen der unbezahlbaren Mieten nicht in der Innenstadt, sondern in Richtung Endenich beheimatet war, Shirts in ein Regal zurück, die eine Kundin gerade anprobiert hatte. Natürlich hatte sie nichts gekauft. 
    Unordnung gemacht und nichts gekauft. Und Tabea musste freundlich bleiben, obwohl sie solche Kunden am liebsten erwürgt hätte!
    Mit geübten Griffen faltete sie die Jeans zusammen, die über einem Hocker hing. Sie dachte an den morgigen Abend, und ihr Herz machte doch glatt einen Extraschlag, weil sie sich so freute: auf Jonas und die Gemeinschaft, die allmählich zu so etwas wie einer Familie wurde. Auch wenn man vielleicht drei oder vier Familienmitglieder nicht ausstehen konnte.
    Wie diese Tina! Wie hieß sie noch gleich...Bruschinsky? Ja! Was für ein grässlicher Name! So grässlich wie die ganze Frau! Tabea war sicher, dass Tina hinter ihrem Rücken über sie lästerte, vielleicht sogar bei Jonas. Sie war –
    Eine Kundin, die Tabea noch nie hier gesehen hatte, betrat den Laden. Ende Fünfzig, stark zurechtgemacht, mager, Jeans, hellblauer Blazer, an Händen, Hals und Ohren teuer aussehender Goldschmuck.
    Tabea schaltete sofort um auf Geschäftsfrau. Das war ihr Leben. Sie teilte sich den Laden mit ihrer Zwillingsschwester, mit sonst niemandem. Kein Mann, kein Freund. Manchmal schien es ihr, dass sie lebten wie die Nonnen.
    „Guten Tag, darf ich Ihnen weiterhelfen?“, grüßte sie die Frau, die bereits mit arroganter Miene an ihr vorbeimarschiert war.
    „Danke, aber ich sehe mich erst mal ein bisschen um.“ Sie hätte auch sagen können: Ich glaube nicht, dass ich in diesem Schrottladen was Schickes finde. Ihre Stimme war fast so tief wie die eines Mannes...und schon wehte der Geruch kalten Zigarettenrauchs in Tabeas Nase. Sie hasste diesen Geruch. 
    Aber es kam noch schlimmer. Die Frau trat ein paar Minuten später mit einer weiß-blau gemusterten Bluse zu Tabea an die Theke, hielt ihr ein Schildchen an der Naht vor die Augen und fragte ungnädig: „Können Sie mir sagen, was das für ein Material ist? Ich hab meine Brille nicht dabei.“
    Tabea setzte ihre eigene Lesebrille auf und beugte sich vor, während sich die Kundin ebenfalls über das Etikett zu beugen versuchte. Ein Schwall süßlich-faulig riechender Atemluft wehte von ihr zu Tabeas Nase herüber. Um Himmelswillen! So hatte auch der ,liebe‘ Onkel Helmut gestunken: nach Zigaretten und verfaulenden Zähnen! 
    Rasch drehte sich Tabea um und tat so, als müsse sie husten. Denn sonst hätte sie womöglich auf die Theke gekotzt.

    *

    Bonn, Abendgymnasium - 13.20  Uhr
    Auf dem Schulhof, in der Ecke hinter den Mülltonnen, war Gottfried damit beschäftigt, Dreck zusammenzufegen, den die Schüler (die erwachsenen Schüler wohlgemerkt!) gerne neben, vor oder hinter die Tonnen warfen. Von hier aus hatte er einen guten Blick auf eine Gruppe junger Männer und Frauen, die an einem der großen Aschenbecher standen und rauchten. Einer rauchte allerdings etwas abseits. Den behielt Gottfried im Auge.
    Er hatte eben zwei leere Cola-Dosen aufgesammelt, als es passierte: Der Endzwanziger, der in schwarzer Jeans und schwarzem Hemd abseits stand, schnippte die noch glimmende Zigarettenkippe auf den Boden. Er wandte sich ab und wollte zum Eingang des Schulgebäudes zurückschlendern.
    Fast so schnell wie ein ICE neuester Baureihe war Gottfried hinter ihm, tippte ihm auf die Schulter und schnauzte: „Hallo?!“
    Mit überraschtem Gesicht drehte sich der junge Mann

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