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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Heinemann, dem das nicht entgangen war, brummte entschuldigend: „Ja, furchtbar, was? Das ist von meiner Frau. Ich hab sie schon gewarnt, wenn das nicht bald aufhört, zieh ich aus! Das ist doch nicht normal, oder? Sie ist in so ’ner Sekte, und die machen sie da noch völlig bekloppt!“
    „Ach, in einer Sekte.“ Andreas nickte mehrmals mit dem Kopf, als sei ihm gerade etwas klar geworden, und fuhr fort: „Herr Heinemann, gestern Abend wurde Herr Baum ermordet, den kennen Sie doch, nicht wahr?“
    Heinemann griff sich mit kurzen, dicken Fingern an den Krawattenknoten, als fühle er sich plötzlich gewürgt. Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Baum? Der mir die Schrottkarre angedreht hat? Der ist ermordet worden? Und jetzt wollen Sie mich verhaften?“
    „Wie kommen Sie denn darauf?“, fragte Andreas, genauso überrascht.
    „Na, weil ich den Kerl doch vor Gericht bedroht hab, von wegen `Du wirst mich noch kennen lernen´ und so.“
    „Nur deswegen können wir Sie wohl kaum verhaften“, beruhigte ihn Andreas. „Wo waren Sie gestern Abend?“
    Einen Moment lang guckte Heinemann verwirrt aus der Wäsche, dann klärte sich sein Blick. Erleichterung. „So um halb acht hab ich meine Frau von ihrer ,Versammlung‘ abgeholt, dann sind wir nach Godesberg zu meiner Schwester gefahren. Wir sind vier Geschwister, wissen Sie, und wir haben den ganzen Abend über die Beerdigung und über...na ja, so Erbsachen geredet. Wann waren wir zu Hause?“ Er legte zwei Finger ans Kinn und schaute auf ein großes, braunes Holzkreuz mit eingebautem, kupfernem Weihwasserbehälterchen, das neben einer Tür hing. „Wir sind so um halb zwölf von meiner Schwester weggefahren und waren etwa um zwölf zu Hause.“
    „Zusammen mit Ihrer Frau?“
    „Ja, klar.“
    „Dann geben Sie meinem Kollegen doch bitte Adresse und Telefonnummer Ihrer Schwester. Kennen Sie den Namen der Sekte?“
    „Nee, da müssen Sie Yvette fragen.“ Heinemann schaute auf seine goldene Armbanduhr. „Die ist sicher gleich fertig. Können Sie ihr nicht ein bisschen ins Gewissen reden? Oder irgendwas gegen die Sekte unternehmen?“
    „Tun die was Ungesetzliches?“, fragte Andreas.
    „Weiß ich nicht. Auf jeden Fall geht da ’ne Menge Geld drauf!“
    „Inwiefern?“
    „Na, die treffen sich doch zweimal die Woche, immer in ’ner anderen Gaststätte. Und weil Yvette keinen Führerschein hat, kurvt die mit Bus und Bahn durch die Gegend – was glauben Sie, was das kostet!? Deshalb hol ich sie ja auch oft ab.“
    „Wo war denn die Versammlung gestern?“
    „In Witterschlick! Noch weiter weg geht ja kaum! Ich musste –“
    Der Klingelton von Saschas Handy schnitt dem Mann das Wort ab. Sascha sah aufs Display: Annika. Wenn sie ihn bei der Arbeit anrief, musste etwas passiert sein. Er wandte sich ab, presste das Telefon ans Ohr und ging langsam Richtung Flur.
    „Ja?“
    „Hallo, Schatz, mir geht’s irgendwie nicht gut...und es kommt mir so vor, als hätte sich das Baby seit Stunden nicht bewegt. Ich –“
    „Seit Stunden? Leg dich hin und entspann dich, ich bin gleich da!“ Er steckte sein Handy ein und informierte Andreas, der ihn mit fragend gehobenen Augenbrauen anschaute: „Ich muss nach Hause. Notfall. Bis später.“
    „Und wie komme ich zurück?!“
    Im Hinausgehen rief Sascha ihm zu: „Ruf Wilfried oder Walter an, die sind noch in Schwarzrheindorf, die können dich abholen!“
    Unten stieg Sascha in den Wagen, fuhr zurück auf die Autobahn und zwang sich dazu, nicht zu rasen. Unentwegt dachte er daran, dass Gabriel vielleicht nicht lebend zur Welt kommen könnte! Und das jetzt, wo sich Sascha seit Wochen ausmalte, wie er Gabriel in den Armen wiegte, ihm das Fläschchen gab, wie er seinen Sohn in den Kinderwagen packte und lange Spaziergänge mit ihm machte, wie er mit Klein-Gabriel in der Badewanne saß und mit knallbunten Plastikschiffchen spielte. Und das alles sollte vielleicht nie stattfinden?!
    Saschas Herz klopfte schneller, je näher er Vinxel kam, und als er die Treppe zur Wohnung emporstürmte, bemerkte er, dass er schon weiche Knie hatte. Er stellte sich bereits vor, dass Annika bewusstlos im Badezimmer lag, in einer Lache aus Blut. 
    Im Wohnungsflur angekommen rief er nach ihr: „Annika, wo bist du? Ich bin’s. Schatz?“
    Zunächst hörte er nur eine tiefe, beunruhigende Stille, dann kam ein schwächliches „Hier“ aus dem Wohnzimmer. Sie lag dort auf dem Sofa, in der schwarzen, unförmigen Schwangerschaftshose

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