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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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stehen. Jesus erschien ihm und sagte ihm, er gäbe ihm eine letzte Chance. Die Ärzte holten Benny zurück, und er machte einen Entzug. Zurzeit wird er zum Industrietaucher ausgebildet.“
    „Trauen Sie ihm die Morde zu?“
    „Ich traue grundsätzlich jedem Menschen einen Mord zu. Aber ich kann bei Benny kein Motiv sehen... Es sei denn, er wäre rückfällig geworden. Gibt es eine Verbindung zwischen ihm und den Ermordeten? Wie sind Sie überhaupt auf die drei gekommen?“
    Andreas, der Notizen gemacht hatte und sich von Kirchs verbalen Ergüssen leicht eingelullt fühlte, wurde wieder wach. „Dazu darf ich Ihnen leider nichts sagen. Was wissen Sie über Jakob Valoschek?“
    Die Mitteilungsfreude des Herrn Kirch schien langsam zu versiegen. „Falls ich mich richtig erinnere, kennen sich Benny und Jakob aus dem Heim und von gemeinsamen Drogenexzessen. Jakob ist wohl noch nicht ganz clean. Mehr weiß ich nicht.“
    „Das ist doch schon eine ganze Menge. Fällt Ihnen sonst noch jemand ein, der diese Art Morde begehen könnte?“
    Kirch fasste sich wieder an das silberne Kreuz, als suche er Beistand bei höheren Instanzen, schaute an Andreas vorbei und verkündete kurz angebunden: „Nein, niemand. Ich muss jetzt gehen, ich hab eine Verabredung.“
    „Mit wem?“
    „Mit jemandem, der der Gemeinschaft eine Kleinigkeit spenden möchte.“
    „Rufen Sie da an, und sagen Sie, Sie kommen fünf Minuten später. Ich habe noch ein paar Fragen an Sie, “ stellte Andreas klar. Für wen hielt sich der Mann? Für den Papst?
    Kirch senkte den Blick und schluckte. Irgendetwas daran machte Andreas plötzlich misstrauisch. „Herr Kirch, wovon leben Sie eigentlich?“
    „Von Spenden und Sponsoren“, antwortete er treuherzig. „Das ist doch legal, oder?“
    „Natürlich. Solange Sie niemanden physisch oder psychisch unter Druck setzen.“
    „Fragen Sie doch die Leute, ob sie sich gezwungen fühlen!“
    „Vielleicht tue ich das auch. Herr Kirch, wo waren Sie am Sonntagabend und gestern Abend?“
    Diese Frage schien Kirch nicht im Mindesten erwartet zu haben. Erst ein schneller, überraschter Blick zu Andreas, dann zu Manfred, der ein undurchsichtiges Lächeln aufgesetzt hatte, dann zurück zu Andreas.
    „Hören Sie mal, ich bin doch kein religiöser Fanatiker, der Leute abschlachtet! Ich bin das genaue Gegenteil, ich will Menschen helfen!“
    Als dazu niemand etwas sagte, wurde er einsilbig. Relativ einsilbig. „Ich wohne zurzeit noch in einer kleinen Pension in Plittersdorf. Da war ich am Sonntagabend nach der Versammlung und auch gestern Abend ab ca. 20.30 Uhr.“ 
    „Ich nehme an, dafür gibt es keine Zeugen.“
    „Richtig.“
    „Danke, Herr Kirch, das war’s erst mal.“ Andreas stand auf. „Nett, Sie kennen gelernt zu haben. Mein Kollege schreibt sich noch eben die Adresse Ihrer Pension auf. Wir bleiben in Kontakt, nicht wahr?“
    Kirch schaltete ziemlich flott um und lächelte. „Gerne, Herr Kommissar. Sie sind doch ein Mann, mit dem man reden kann. Mich würde ja auch Ihre private Meinung zu dem einen oder anderen Thema interessieren. Wenn Sie mal Zeit haben...“
    „Erst müssen wir den Mörder dingfest machen. Einen schönen Tag noch.“
    Sie gaben sich zum Abschied sogar die Hand. Alles schien harmlos und wunderbar. Aber kaum wieder auf dem Münsterplatz, meinte Manfred: „Der hat Dreck am Stecken!“
    „Ja, denke ich auch.“ 
    Andreas warf einen Blick auf das Beethoven-Denkmal. Beethoven in Bronze, überlebensgroß und auf einem gewaltigen Podest. So stellte man die Leute früher dar. Heute neigte man dazu, die Leute vom Podest herunterzuholen. Und wenn man von seiner genialen Musikalität absah, war auch Beethoven nur ein Mann. Andreas meinte gelesen zu haben, dass dieser leidenschaftliche, großartige Komponist es zum Beispiel nicht geschafft hatte, eine Ehefrau zu finden.
    „Wieso grinst du so?“ wollte Manfred wissen.
    Andreas wies zum Denkmal hoch. „Mir fiel gerade auf, dass ich mit ihm hier was gemeinsam habe.“
    „Was denn?“
    „Keine Ehefrau.“
    Manfred guckte verständnislos und wechselte das Thema. „Sollen wir unseren Sektenführer nicht überwachen lassen?“
    „Das kriegen wir bei der jetzigen Beweislage nicht durch. Vor allem, weil wir jemanden haben, der die Morde gestanden hat.“
    „Stimmt. Dann hab ich noch einen anderen Vorschlag: Wie wär’s, wenn wir einen von uns in die Sekte einschleusen, der sich das Ganze mal von innen anguckt?“
    „Nicht schlecht. An wen hast

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