Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
Vom Netzwerk:
Alibi!“
    „Kann sein“, meinte Andreas. „Oder sie sind beide unschuldig und lügen sich aus lauter Angst was zusammen!“
    „Angst wovor?“
    „Vor uns. Die sind doch beide vorbestraft.“
    „Was machen wir jetzt?“
    „Wir setzen uns im Präsidium zusammen und denken nach. Übrigens hatte Manfred eine klasse Idee.“
    „Ist man gar nicht von ihm gewöhnt.“
    „Ach ja? Dann lass dir doch selbst mal was einfallen.“
    Andreas legte auf, und Manfred hakte sofort nach: „Hat sie über mich gelästert? Was hat sie gesagt?“
    „Dass man klasse Ideen von dir nicht gewohnt ist.“
    Manfred war einen Moment sprachlos, dann schimpfte er: „Ich weiß nicht, was mit der Frau los ist! Die legt’s nur noch darauf an, mit jedem Streit anzufangen!“
    „Ist mir auch schon aufgefallen. Wahrscheinlich ist der Teufel in sie gefahren.“

    *

    Sankt Augustin - 17.45  Uhr
    Annika presste aus Leibeskräften. Der Arzt, mittelalt, dunkelhaarig, Adlernase, drückte zusätzlich mit beiden Händen auf Annikas Bauch herum.
    Sascha stand am Kopfende dieses Zwischendings aus Liege und Stuhl und fühlte sich sowohl nutz- als auch hilflos. Wie ein Fluglotse im Tower, der mitansehen muss, wie ein Flugzeug abschmiert und mit dem Boden kollidiert.
       Ja, er gestand sich eine gewisse Angst ein. Eine Geburt war schließlich kein Ausflug mit dem Rheindampfer! Was da alles passieren konnte: die Nabelschnur wickelte sich um Gabriels Hals, er blieb im Geburtskanal stecken, Gefäße platzten und Annika verblutete! Und das war –
    Ein wildes Stöhnen von Annika, die nächste Wehe, das nächste Pressen, und Sascha presste in Gedanken mit und drückte und presste, und plötzlich ein Aufschrei von Annika, und Gabriels Köpfchen war draußen. Und dann ging es rasend schnell: Gabriel flutschte der Hebamme förmlich in die Arme, sie legte ihn auf Annikas Bauch, und der Arzt fragte Sascha, ob er die Nabelschnur durchschneiden wolle.
    Sascha machte es, aber eher nebenher, denn er war völlig versunken in den Anblick seines verschmierten, schrumpeligen Sohnes, dessen Gesicht irgendwie gequetscht und so...so fremd aussah. Doch ein Außerirdischer!
    Sofort schämte er sich für diesen Gedanken und holte die Kamera aus Annikas Tasche. Sie hatte ihm ausdrücklich verboten, die Geburt zu filmen, aber jetzt durfte er. 
    Die Hebamme wog, vermaß, wusch und zog Klein-Gabriel an. Zwischendurch präsentierte der Arzt die Plazenta, die grau, blutig und platt wie ein Pfannkuchen auf einem Tisch lag und ohne weiteres die Hauptrolle in einem Horror-Film hätte spielen können.
    Der Arzt war anderer Meinung, behauptete erfreut: „Die sieht ja aus wie neu“, und widmete sich irgendwelchen Untersuchungen an Gabriels Reflexen.
    Annika lächelte glücklich und zufrieden und schickte Sascha nach draußen, damit er allen Verwandten und Freunden telefonisch Bescheid gab, dass die menschliche Gemeinschaft ein neues, gesundes Mitglied hatte.

Kapitel  6

    Bonn, Polizeipräsidium - Samstag,  10. Mai, 5.55  Uhr
    Holger fühlte sich hundeelend. Sein Kopf schmerzte, als fahre in regelmäßigen Abständen ein Bus darüber, ihm war übel, und seine Hände und Beine zitterten.
    Er schaute auf seine Armbanduhr. Seit mindestens zwei Stunden war er schon wach, und die Angst kroch näher, eine ganz gewaltige, grässliche Angst, die nicht wirklich konkret werden wollte. Wovor hatte er solche Angst?
    Mit schwerem Seufzer drehte sich Holger auf der Liege auf die Seite, was sowohl den Kopfschmerz als auch die Übelkeit verstärkte. Es würde etwas Schreckliches geschehen. Mit ihm. Ihm würde etwas Unvorstellbares zustoßen. Etwas, das tausendmal schlimmer war als das, was er den beiden Männern angetan hatte.
    Obwohl er sich gar nicht so sicher war, dass er die beiden wirklich ermordet hatte. Aber gestern Vormittag in seinem Büro, als er sich im Internet die Fotos der Männer und der Tatorte angeguckt hatte, da war ihm das alles so entsetzlich bekannt vorgekommen. Minutenlang hatte er die Bilder regelrecht angestarrt, wobei er fast nüchtern geworden wäre, während ihm wie in Zeitlupe das Blut in den Adern zu stocken schien, die Gesichter, die Straßen, die Sache mit dem Kreuz und dem Ertränken, und er dachte, das bist du gewesen, im Rausch, du hast sie im Rausch ermordet, nein bestraft, du hast sie bestraft, weil sie dich in den Wahnsinn treiben wollten! Ja, so hatte er gedacht.
    Vorsichtig drehte sich Holger wieder auf den Rücken. Gott, ging es ihm dreckig!
    Inzwischen

Weitere Kostenlose Bücher