Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Tür auf und gemeinsam stiegen sie die knarrende Treppe im Flur des mehrstöckigen Altbaus nach oben. Im zweiten Stock wies er sich an Fiedlers Wohnungstür aus und fragte, ob es möglich sei, in der Wohnung kurz mit ihm zu sprechen. Fiedler war nicht begeistert, das merkte man ihm an. Er hatte, wie Andreas wusste, schon ausreichend mit der Polizei zu tun gehabt.
Der Mann war mittelgroß, eher zierlich gebaut und hatte einen unglaublich dünnen Hals, der viel zu schwach schien für den kugelrunden Kopf, der darauf saß. Benjamin Fiedler führte sie in sein Wohnzimmer mit abgehängter Decke, das spartanisch und farblos mit billigen, aber ordentlichen Möbeln eingerichtet war.
„Herr Fiedler“, begann Andreas, als er neben Manfred auf dem beige-braun gemusterten Sofa saß, „Sie wissen, warum wir hier sind?“
Fiedler, in Jeans und grünem T-Shirt, hockte sich auf die Vorderkante eines Sessels und stützte die Hände auf die Oberschenkel. „Wegen den Ritual-Morden? Und da soll Jakob irgendwas mit zu tun haben?“
„Ja, kann man so sagen.“
„Ist doch Blödsinn!“ Fiedler schaute Andreas mit einem herausfordernden Blick aus blaugrünen Augen an, die zu weit auseinander standen. Das sah unschön aus. „Sagen Sie mir einen Grund, warum er so was machen sollte!“
„Gern. Ihr Freund kannte den Ermordeten und hatte des Öfteren Streit mit ihm. Und gehört einer dubiosen Teufelssekte an.“
„Wir sind keine Sekte! Und schon gar keine Teufelssekte!“, regte sich Fiedler auf, beruhigte sich aber schnell wieder und dachte ein bisschen nach. „Wir sind inzwischen über 70 Leute in der Gemeinde. Vielleicht gibt’s ja noch jemand, der den Baum kennt und sauer auf ihn war.“
„Möglich. Wir sind durchaus noch nicht fertig mit unseren Ermittlungen.“ Andreas machte eine Pause, beugte sich vor und blickte dem Mann fest in die Augen. „Herr Fiedler, glauben Sie an den Teufel?“
Fiedler hielt dem Blick nicht lange stand, sondern schaute zu einem Kruzifix aus dunklem Holz hinüber, das zwischen zwei Fenstern an der Wand hing. „Ja, ich glaube, dass es den Teufel gibt...und manchmal nimmt er Menschengestalt an.“
„Das klingt aber etwas anders als das, was Herr Kirch sagt.“
„Woher wollen Sie das wissen?“
„Wir haben gerade mit ihm geredet.“
In Fiedlers Augen blitzte kurz Spott auf. „Denken Sie wirklich, Jonas redet mit Ihnen so, wie er mit uns redet?“
Andreas rieb sich innerlich die Hände. Was für ein netter Hinweis! Und ein Grund mehr, jemanden in die Gruppe einzuschleusen.
„Herr Kirch hat uns erzählt, dass Sie im Heim aufgewachsen sind, dass Sie drogenabhängig waren und jetzt eine Ausbildung zum Industrietaucher machen. Stimmt das?“
„Ja.“
„Herr Fiedler, kennen Sie Hugo Voss, den Mann, der gestern ermordet wurde?“
„Nein, woher denn? Und ich sag Ihnen gleich, Jakob kennt den Mann auch nicht!“
„Ich dachte mir schon, dass Sie das sagen. Eine letzte Frage: Wo waren Sie gestern Abend zwischen 21.30 Uhr und 23 Uhr?“
„Ich war mit Jakob zusammen.“
„Was haben Sie gemacht?“
Mit leichter Verzögerung behauptete Fiedler: „Wir haben bei ihm einen Film geguckt. Aus der Videothek. Da können Sie nachfragen.“
„Welche Videothek ist das?“
Fiedler nannte den Namen, Andreas erhob sich, Manfred auch. „Danke, Herr Fiedler. Wir melden uns dann wieder.“
Manfred, der mit Zeugen oder Verdächtigen ungern ein Wort zuviel redete, meinte, kaum dass sie unten auf der Straße standen: „Jetzt ruf doch schon Petra an! Ich will wissen, was der andere gesagt hat!“
„Herrgott, du bist ja schlimmer als Sascha!“ Andreas holte sein Handy heraus und ließ es ein paar Mal bei Petra klingeln.
„Ja?“
„Seid ihr auch schon fertig?“
„Ja, seit zwei Minuten. Was hat denn der Fiedler als Alibi angegeben?“
„Er sagt, er hat bei Valoschek einen Film aus der Videothek angeguckt.“
Petra lachte so laut auf, dass Andreas den Apparat ein Stück vom Ohr weghielt. Dann hörte er sie sagen: „Valoschek gibt aber an, dass er mit Fiedler bis nach 23 Uhr in einer Kneipe in Tannenbusch gesessen hat!“
Auch Manfred lachte, als Andreas ihm die Antwort weitergab. „Ich wette, die zwei waren’s! Die haben ihre Alibis schlampig abgesprochen.“
„Glaub ich nicht“, stellte Petra klar, die Manfreds Antwort gehört hatte. „Die beiden sind keine Anfänger und auch nicht blöd! Wahrscheinlich ist nur einer der Mörder und benutzt den anderen ohne sein Wissen als
Weitere Kostenlose Bücher