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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Wasser reichen!
    Als sie an ihn dachte, rieselte ein Schauer über ihren Rücken. Er hatte sie gestern in den Arm genommen und festgehalten, hatte sie beschützt vor diesem wildgewordenen Holger! Und die vielen neidischen Blicke einiger Damen waren ihr nicht entgangen. Besonders Tina schien kurz davor, Feuer zu spucken.
    Tabea tupfte sich mit ihrem Handtuch die Stirn trocken. Vielleicht hatte es doch geholfen, dass sie Jonas so viel Geld gespendet hatte. Zwillingsschwester Daniela wusste noch gar nichts davon. Tabea bekam leichte Magenschmerzen. Wegen des Geldes.
    Jetzt hatte sie keine Lust mehr, weiterzulaufen. Und als sie auf ein paar Tasten am Laufbandcomputer drückte, überfiel sie auch noch der Ekel. Wie viele Menschen mochten heute schon mit ihren schmierigen Fingern diese Tasten berührt haben!

    *

    Andreas verließ das Präsidium gegen 13 Uhr, nachdem er noch schnell ein Schnitzel mit Fritten heruntergeschlungen hatte.
    Zu Hause traf er dann auf seine nicht übermäßig gut gelaunte Mutter im hellgrünen Kleid, das sie anscheinend für ausreichend feiertagstauglich hielt. Auf dem Programm stand die Besichtigung eines Altenheims in Sankt Augustin.
    Unterwegs im Auto bemerkte die Mutter griesgrämig: „Wofür mache ich das eigentlich alles?“
    „Das frage ich mich auch“, antwortete Andreas mindestens ebenso unlustig. „Vielleicht, weil du nichts Besseres zu tun hast?“
    Prompt kam ein empörtes: „Ich tu das für dich und deine Oma!“
    Darauf erwiderte Andreas nichts, und auch seine Mutter schwieg ein Weilchen. Unterdessen schien auf der ampelreichen Strecke zwischen Oberkassel und Sankt Augustin jede zweite Ampel an einer Verschwörung beteiligt zu sein und sprang auf Rot, sobald Andreas’ Auto näher kam.
    „Du meine Güte, wie lange dauert das denn noch!“, motzte die Mutter wie ein Kleinkind. So war sie schon reichlich mit Negativität aufgeladen, als das Altenheim endlich in Sicht kam. 
    Das Gebäude lag sehr schön und relativ ruhig zwischen vielen Bäumen und in Waldnähe - aber, wie seine Mutter schnell gemerkt hatte, doch nicht völlig abgeschieden. Nicht allzu weit weg gab es eine Hauptverkehrsstraße und einen kleinen Flugplatz.
    Andreas hielt sich weiterhin zurück. Im Eingangsbereich ging es mit der Meckerei weiter.
    „Also, das ist ja unübersichtlich hier! Wo müssen wir denn jetzt hin?“, nörgelte die Mutter. Andreas fand es hier so freundlich, hell und begrünt wie in jedem anderen Seniorenheim auch, das sie bisher besichtigt hatten.
    Aber natürlich hatte seine Mutter noch mehr auszusetzen: Das Treppenhaus gefiel ihr nicht, das Personal war nicht ,zuvorkommend‘ genug, und die Essenszeiten schmeckten ihr auch nicht. Auf dem Heimweg fasste Andreas einen Entschluss, den er seiner Mutter schonend beizubringen versuchte.
    „Das war jetzt vorläufig das letzte Altenheim, das ich mir angeguckt hab. Ich rede noch mal mit Sabine. Vielleicht finden wir noch ’ne andere Lösung für Elli.“
    Schweigen. Dann meinte die Mutter: „Ok. Ich hab die Nase auch voll. Wenn ich mir vorstelle, dass ich auch mal so leben muss...“
    Aha, daher wehte also der Wind. Nun, wer wusste schon, was das Alter für einen selbst bereithielt.
    Wieder zu Hause, nahm Andreas ein Bad, putzte sich ordentlich die Zähne, machte die Nägel sauber, kämmte die Haare und machte sich auf den Weg zu Sabine.
    Und während der ganzen Zeit, in der er mit ihr zusammen war, fiel das Wort ,Urlaub‘ kein einziges Mal. Und das war gut so, denn er hatte sich überhaupt noch nicht entschieden.

Kapitel  9

    Bonn, Polizeipräsidium - Dienstag,  13. Mai, 7.45  Uhr
    Andreas drückte auf das Knöpfchen der Kaffeemaschine, stellte sich ans Fenster und schaute abwesend auf das gegenüberliegende Gebäude.                                                     
    Er war nicht zufrieden. Es ging nicht voran mit den Raubüberfällen und den Ritualmorden. Was sie an Spuren hatten, war mager: die Beschreibung der möglichen Raubmörderin bzw. die Beschreibung ihrer Verkleidung, die an die Medien weitergegeben worden war, des Weiteren ein paar Fingerabdrücke, ein weißes Auto, ein paar potentiell Verdächtige in einer Sekte. Die Suche nach Campingkochern und gestohlenem Weihwasser hatte bisher auch nichts gebracht. Sehr mager.
    Als der Kaffee fertig war, setzte sich Andreas mit einer Tasse an seinen Schreibtisch und las sich Saschas Notizen durch. Es ging um Ramona Linke, die Sascha in der Sekte

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