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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Hass. „Du glaubst nicht, was für Leute da drunter sind! Wie kann man sich Pflegevater nennen, wenn man in Wirklichkeit nur... Ach was, ist ja egal, jedenfalls war ich froh, als ich endlich 18 war! Ich hab dann angefangen, nach meinen sechs leiblichen Geschwistern zu suchen.“ Sie fummelte an dem kleinen, goldenen Kreuz ihrer Halskette herum. „Ich hab einen Bruder gefunden, der war ziemlich krank. Wir sind dann zusammengezogen, und ich habe mich um ihn gekümmert. Bis zu seinem Tod.“ Ramona schaute Sascha an und ließ ein merkwürdiges Lächeln sehen. Diesmal reichte es bis in ihre Augen, die von hellen, kaum sichtbaren Wimpern gesäumt wurden. „Ein paar Jahre später hatte ich dann meinen ersten Freund. Er war bei der Marine, und du wirst es nicht glauben, aber er ist ertrunken, und ich fing damals an, mich für einen...für eine Art Todesengel zu halten.“
    „Wie schrecklich.“
    „Ja, eine Zeitlang hab ich gar nicht mehr gewagt, Freundschaften zu schließen. Ich habe mich immer mehr zurückgezogen. Aber dann hab ich mich doch wieder verliebt.“
    „Jetzt sag nicht, dass der Mann auch gestorben ist!“
    Ramona lachte. „Wär vielleicht besser gewesen! Aber im Ernst, nein, Marcel hat mich schwer verarscht. Der wollte nur mit mir ins Bett und hat sich hinterher auf übelste Weise über mich lustig gemacht! Ich hatte einen richtigen Nervenzusammenbruch.“
    Die Kellnerin brachte zwei Cola. Sascha versuchte sich an einem mitfühlenden Lächeln, wobei er sich schäbig vorkam, denn er verarschte Ramona schließlich auch. „Du hast ja ganz schön was durchgemacht.“
    Rasch griff Ramona zu ihrem Glas, murmelte: „Ich hoffe, es hat mich abgehärtet“, und trank einen Schluck Cola.
    „Man sollte Härte nicht mit Stärke verwechseln.“ Das hatte Sascha irgendwo gehört.
    Darauf ging Ramona nicht ein. „Und wie ist dein Leben so verlaufen?“, wollte sie wissen, und Sascha hatte sich tatsächlich etwas ausgedacht.
    Er tischte ihr eine Geschichte über eine leicht asoziale Künstlerfamilie auf, die immer am Rande des Existenzminimums entlangschlitterte. Aber er ging nicht ins Detail, schließlich war er hier, um Ramona auszufragen, und nicht umgekehrt. In harmlosem Ton schnitt er ein anderes Thema an.
    „Benny war also auch im Heim... Wie hat der das denn verkraftet?“
    „Auch nicht so toll. Er ist in die Drogenszene abgerutscht, aber irgendwann hat er sich berappelt und macht jetzt eine Ausbildung zum Berufstaucher.“
    „Ach was. Früher hieß das Froschmann. Sieht er nicht selbst ein bisschen aus wie ein Frosch?“
    Einen Moment lang guckte Ramona ihn entrüstet an, dann kicherte sie: „Stimmt.“
    „Ist das der Grund, warum du nicht...äh...enger mit ihm befreundet bist? Oder hat er eine Freundin?“
    „Nicht, dass ich wüsste. Aber ich und Benny? Wie kommst du denn auf so was? Nein, nicht wegen seines Äußeren, das wär mir egal. Attraktive Männer sind nämlich oft sehr egozentrisch, die denken, sie könnten alles haben. Jonas ist da eine Ausnahme. Und du bist vielleicht auch eine.“
    „Danke.“ Was für ein nettes Kompliment. Aber eigentlich wollte Sascha etwas anderes wissen. „Aber was gefällt dir denn an Benny nicht?“
    „Na, er ist schon ein bisschen sonderbar... So ein Eigenbrötler, und sein ganzer Tagesablauf ist völlig durchgeplant, das hat er mir mal erzählt. Er behauptet, das muss so sein, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt.“
    „Versteh ich nicht.“
    „Wahrscheinlich meint er, Drogen nehmen oder so was.“
    „Ich vermute mal, Jakob ist auch noch nicht davon los.“
    „Jakob hatte immer schon schwer mit sich zu kämpfen.“ Plötzlich wurde ihr Gesichtsausdruck misstrauisch. „Sag mal, warum willst du das alles eigentlich wissen?“
    Jetzt war es so weit. Sascha spielte den Verlegenen. „Ramona, ich muss dir was beichten, weil du dir anscheinend Hoffnungen machst, meinetwegen.“ Ihr Gesicht versteinerte. „Und deshalb sage ich dir jetzt die Wahrheit, damit du mich nicht für einen Mistkerl hältst.“
    Man konnte dabei zusehen, wie ihr Gesicht sich rötete und Tränen in ihre Augen stiegen. Aber sie sagte nichts.
    „Weißt du, ich habe eine Freundin und wir...wir haben gerade einen kleinen Sohn bekommen. Und ich dachte nur, vielleicht solltest du lieber was mit Benny oder Jakob anfangen, die sind doch auch allein und –“
    Ramona nahm ihr Portemonnaie aus der Handtasche, holte einen 20,- € Schein heraus, warf ihn auf den Tisch, stand auf, presste ein

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