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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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rot an. Jedem weißen Reporter beim
Herald
, der dieselbe dämliche Mutmaßung angestellt hätte, würde ich die Hölle heiß machen.
    »Seine Mom hat ihn zum Laden geschickt, um eine Schachtel Zigaretten zu holen, und irgendein Schwein hält ihm eine abgesägte Schrotflinte vors Gesicht. Der Bursche überlässt ihm seine Geldbörse, und ihm wird trotzdem in die Brust geschossen.«
    »Haben Sie einen Verdächtigen oder die Mordwaffe?«
    »Nee.«
    »Täterbeschreibung?«, frage ich und klappe meinen Notizblock zu.
    »Kommen Sie, Darryl! Sie kennen diese Straßen so gut wie ich«, frotzelt Gardner und zieht ulkig die Augenbrauen hoch. »Hier sieht doch nie irgendwer was. Wussten Sie das nicht?«
    Ich nicke. »Ich bin weg.«
    In Gedanken versunken und mit Beißwerkzeugen, die wie Kolben pumpen, nickt Gardner kaum wahrnehmbar und grunzt.
    Die Sensenfrauen performen immer noch und warten darauf, dass der Sensenmann die Bühne betritt, als ich mich halb laufend, halb joggend zurück zum Wagen begebe.
    Als ich die Tür zum
Herald
-Mobil öffne, zucke ich beim Klang eines dröhnenden Basso profundo zusammen.
    »Wo ist meine Zeitung, Schwuchtel?«, grölt irgendein ungehobelter, besoffener alter Esel und löst tumultartiges Gelächter aus. Überzeugt davon, dass sich die Blicke aller in meinen Schädel bohren, schütze ich Taubheit vor und stehle mich in den Wagen.
    Er startet gleich beim ersten Versuch, und ich lege den Gang ein und stampfe aufs Gaspedal, worauf das
Herald
-Mobil ein keuchendes Lachen ausstößt. Als ich auf dem Weg ins Stadtbüro des
Herald
bin, greife ich mir mein Walkie-Talkie vom Beifahrersitz.
    »Russell, ich bin jetzt auf dem Rückweg. Statt des Doppelmords, den die Bullen verkündet haben, hab ich einen toten Sechzehnjährigen, der bei einem Raubüberfall in East Baltimore niedergeschossen wurde.«
    »Verstanden. Wir sehen uns gleich.«
    Aber erst muss ich noch ein dringendes Geschäft erledigen.
    In der Ferne, etwa einen halben Block von hier, entdecke ich zwischen diversen Reihenhäusern eine schwach beleuchtete Gasse. Ich lenke das
Herald
-Mobil ruckartig an den Straßenrand, touchiere mit dem rechten Vorderreifen den Bordstein und komme schlitternd zum Stehen, wobei ich einen Strudel aus Kaugummipapier, abgelutschten Eisstielen und leeren Crack-Ampullen hinter mir herziehe.
    Nachdem ich den Motor ausgeschaltet und mir mein Walkie-Talkie vom Beifahrersitz geschnappt habe, öffne ich die Fahrertür und sprinte die zehn Meter bis zur menschenleeren Gasse. Nur ein paar verbeulte Mülltonnen werden Zeugen meines Tuns. Denn meine Mama hat mich besser erzogen.
    Ich suche zwischen einem Telefonmast und einer baufälligen Holzgarage Deckung, ziehe den Reißverschluss an meiner Hose auf und fange an, meine Blase zu entleeren, die förmlich nach Erleichterung schreit.
    »Oh Gott!«
    Merkwürdig, wie leidenschaftlicher Sex und rechtzeitiges Seichen die Menschen dazu veranlasst, Gott anzurufen.
    Am hinteren Ende der Gasse tauchen zwei Gestalten auf. Sie kommen zügig auf mich zu. Mittelgroße junge Kerle mit beunruhigend großkotzigem Getue. In dem Dämmerlicht scheinen sie Weiße oder Hispanoamerikaner zu sein. Aber eines ist sicher: Sie marschieren direkt auf meine Wenigkeit zu.
    Scheiße, ich werde ausgeraubt. Oder noch schlimmer!
    Natürlich müssen sie ausgerechnet jetzt aufkreuzen, wo ich alle Hände voll zu tun habe und über rein gar nichts verfüge, das junge Halbstarke mit Bock auf Gewalt abschrecken könnte.
    Verdammt, verdammt, verdammt! Immer schön ruhig bleiben. Bloß nicht den Kopf verlieren.
    »Baltimore City Police«, blaffe ich zu meiner eigenen Überraschung. Mein schwarzes Walkie-Talkie recke ich hoch über meinen Kopf, damit die Typen es sehen können. »Kann ich Ihnen helfen, meine Herren?«
    Einer von ihnen deutet ruckartig mit dem Kopf zum
Herald-
Mobil. Beide grinsen und steuern weiter schweigend auf mich zu. Sie sind nicht aus Dummsdorf und wissen genau, dass ich kein Bulle bin.
    Als sie näher kommen, erkenne ich, dass meine Widersacher hellhäutige Schwarze um die zwanzig sind. Sie tragen Baggy Jeans und darüber weite Sportshirts aus Jersey.
    Was bedeutet, dass Kanonen, Panzerfäuste, Mehrzweckkampfjets – alles Mögliche – in ihren Hosen versteckt sein könnten.
    Ich lasse das Walkie-Talkie langsam sinken und umklammere es fest. Wenn sie mich über den Haufen schießen wollen, kann ich wenigstens einem meiner Angreifer eins über den Schädel geben.
    Als mich die

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