Der Teufel kommt raus: Kriminalroman
Untersuchungstisch aus.
»Wecken Sie mich, wenn Sie fertig sind, Doc«, gähne ich.
»Nein –
nicht
einschlafen!«
Angesichts ihres strengen Tons reiße ich die Augen auf. Das gnadenlose Licht lässt es mich büßen.
Dr. Norment knipst das Licht aus und befiehlt mir, mich auf die Seite zu drehen.
»Sie haben einen Schlag auf den Kopf bekommen und wurden bewusstlos geschlagen«, erklärt sie, während sie unsanft meinen Schädel untersucht. »Wenn wir Sie jetzt einschlafen lassen, wachen Sie vielleicht nicht mehr auf. Das wollen Sie doch nicht, oder?«
Bevor ich antworten kann, durchzuckt ein Schmerz, der mich erstarren lässt, meinen Kopf. Dr. Norment stochert an der Stelle herum, wo ich den Schlag abbekommen habe.
»Dr. Hess, sehen Sie sich das mal an.«
Ich spüre, wie behandschuhte Finger zaghaft meinen Kopf betasten, als könnte er zerbrechen wie ein Ei, wenn man ihn zu grob anfasst.
»Wie würden Sie verfahren, Dr. Hess?«, fragt Dr. Norment. Ihr Tonfall lässt keinen Zweifel daran, dass sie selbst die Antwort kennt.
»Ich würde die Kopfwunde mit ein paar Stichen zunähen«, sagt die junge Ärztin hoffnungsvoll. »Ich könnte das sofort machen, das Wundset liegt gleich hier.«
»Ach wirklich?«, antwortet Dr. Norment trocken. »Und wenn er nun ein Subduralhämatom hat? Es wäre doch schade, Zeit zu verschwenden, indem man seinen Kopf näht, wenn er eine Gehirnblutung hat. Wir wollen doch nicht auf der Titelseite des
Herald
landen, oder?«, sagt Dr. Norment und packt mich mit starker Hand am Arm.
Woher weiß sie, wo ich arbeite?
Als ich die Augen öffne, füllt eine vollschlanke Schwarze in steriler grüner Krankenhauskluft mein Gesichtsfeld aus. IhrStethoskop tanzt auf ihrer üppigen Brust. Ich frage mich, wie oft am Tag sie irrtümlicherweise für eine Krankenschwester oder Schwesternhelferin gehalten wird.
»Da wir es mit einem Schädeltrauma zu tun haben, behalte ich Sie zur Beobachtung hier«, erklärt Dr. Norment, deren Ton keinen Zweifel daran lässt, dass diese Entscheidung nicht verhandelbar ist.
Das ist das Letzte, was ich hören will. Lieber ließe ich mich mit einem Stock pieksen, als ein Krankenhaus zu betreten, geschweige denn in einem zu bleiben. Von dem Desinfektionsmittelgeruch, der einem den Magen umdreht, bis hin zu den Legionen gebrechlicher Menschen, die überall keuchend herumhumpeln – es gibt genügend Gründe, Krankenhäuser zu meiden. Sie sind nichts als bessere Bazillenbrutstätten. In jedem Lüftungskanal lauern exotische, unheilbare Krankheiten.
»Ich fühle mich schon viel besser. Viel besser«, erkläre ich Dr. Norment. »Können Sie mich nicht einfach entlassen?«
Zur Belohnung bedenkt sie mich mit einem warnenden Blick. Dr. Norment nimmt ein Blatt Papier von ihrem Klemmbrett und reicht es einer der Schwestern.
»Bringen Sie das runter zur Aufnahme.« Damit macht sie auf dem Absatz kehrt und eilt mit großen Schritten aus dem Untersuchungsraum, wobei ihre Pobacken rotieren wie zwei Wasserbälle, die in den Krieg ziehen.
Toll.
Als ich mich aufsetzen will, überkommt mich eine Welle aus schrecklicher Übelkeit. Vielleicht weiß die gute Frau doch, wovon sie spricht. Ich lege mich vorsichtig wieder hin, schließe die Augen und höre im Sirupbottich eine vertraute Stimme blubbern.
»Wie geht’s, Großer?«
Das ist Russell Tillman, der im Behandlungsraum die ganze Zeit dabei war.
»Was machen Sie hier?«
»Als Sie mit der Mord-Story nicht in die Redaktion gekommen sind, wusste ich, dass was nicht stimmt«, sagt Russell und sieht mich mit diesem für ihn typischen, eigentümlichen Seitenblick an.Der langgliedrige Mann mit dem ausgeprägten Bartschatten wirkt, als könnte er eine Rasur und eine Dusche vertragen.
»Ich dachte, Sie sind vielleicht den Frank Robinson Way runtergefahren, deshalb hab ich die Polizei in der Gegend nach Ihnen suchen lassen. Ihr Wagen wurde etwa sechs Blocks westlich davon aufgefunden. Ungefähr eine Stunde später haben sie Sie ausgeraubt in einer Gasse gefunden. Ich hab der Polizei Ihre Beschreibung gegeben.«
»Danke, Russell«, sage ich langsam. Ich mag Russell und bin ihm äußerst dankbar. Doch im Moment wünschte ich, dass er wieder ginge, da ich wirklich nicht in der Lage bin zu reden.
Dr. Hess eilt mir zu Hilfe. »Wenn Sie Ihr Gespräch jetzt bitte beenden würden«, sagt die junge Ärztin beflissen. »Wir müssen ein paar Untersuchungen durchführen, und Mr. Billups darf sich jetzt nicht anstrengen.«
Ich muss für
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