Der Teufel kommt raus: Kriminalroman
die diversen Untersuchungen durch jede einzelne Etage des Krankenhauses geschoben worden sein. Als die Tortur endlich vorüber ist, helfen mir zwei Krankenwärter, die jede meiner Bewegungen aufmerksam verfolgen, von einer fahrbaren Krankentrage. Dann bringen sie mich in ein Zimmer auf der Station und helfen mir ins Bett.
Eine Krankenschwester ohne jeden Schick, die der Zeichentrickfigur Hucky verdammt ähnlich sieht, schließt mich gewissenhaft an einen Apparat an, der die ganze Nacht über meine Vitalfunktionen überwachen soll.
»Ist das wirklich nötig?«, schimpfe ich und gebe mir keine Mühe, meine Verärgerung zu verbergen. Man hat mich überfallen, ausgeraubt, an mir rumgestochert und rumgezerrt. Jetzt will ich nur noch schlafen.
»Ärztliche Anweisung«, gibt die Schwester fröhlich zurück und nestelt an einem Kabel herum.
»Kann ich ein paar Aspirin haben?«
»Ich denke, das kriegen wir hin.«
Als die Schwester zehn Minuten später mit einem Becher Wasser und zwei Schmerztabletten zurück zu mir ins Zimmer kommt,schlafe ich schon fest. Mein Schutzengel hat sich irgendwohin verdrückt und lässt sich seinen Überstundenlohn auszahlen.
Als ich Stunden später aufwache, sind fünf Augenpaare auf mich gerichtet. Sie gehören zu Dr. Norment und vier ernst dreinblickenden Ärzten in der Ausbildung, jeder mit einem Klemmbrett und einer Miene, die dem Letzten Abendmahl angemessen gewesen wäre.
»Wie fühlen Sie sich?«, fragt Dr. Norment und wirft zuerst einen Blick auf mich und dann auf ein paar Krankenblätter.
Was soll ich darauf antworten? Dass ich mich fühle wie der Tod auf Latschen? Wenigstens ist der unerträgliche Schmerz im Kopf inzwischen nur noch dumpf zu spüren.
»Ich fühle mich super.« Dank meines munteren Tons klingt die Lüge überzeugend.
»Und können Sie mir sagen, welchen Tag wir heute haben?«
»Donnerstag. Den ganzen Tag lang.«
»Ausgezeichnet, ausgezeichnet.«
Dr. Norment lächelt mich an. Sie hat ein attraktives Gesicht und makellose Schokoladenhaut. Ich schätze sie auf Ende dreißig bis Anfang vierzig.
»Sie haben eine leichte Gehirnerschütterung«, informiert mich Dr. Norment. »Außerdem noch eine kleine Stichwunde am Kopf. Wir behalten Sie vierundzwanzig Stunden zur Beobachtung hier. Da Sie heute Morgen in aller Herrgottsfrühe eingeliefert wurden, sollten Sie morgen gegen Mittag wieder draußen sein.«
»Solange ich hier bei Ihnen sein kann, geht es mir gut«, versichere ich ihr mit meiner schönsten Barry-White-Stimme und provoziere damit ein schrilles Kichern.
»Sie reden einen ganz schönen Unsinn. Wie ich sehe, haben Ihre Flirtfähigkeiten den Schlag heil überstanden.« Sie zwinkert mir zu und verschwindet mitsamt ihrer Entourage eilig über den Flur.
Es ist jetzt 7.30 Uhr.
Eine halbe Stunde später kreuzen meine Eltern auf.
Dolores Billups hat keinerlei Hemmungen, ein Riesenbohei um ihren Zweitältesten zu machen, und ich schwelge insgeheimin der Aufmerksamkeit. Trotz gelegentlichen Draufgängertums bin ich im Grunde genommen immer noch ein Muttersöhnchen. Seit 1970, dem Jahr, als mein älterer Bruder, James Jr., in Vietnam starb, vergöttert sie mich ungeniert. Ich war damals erst fünf, doch ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, wie ich von Jimmys Tod erfuhr.
James Billups, mein Vater, ist zurückhaltender und spricht lieber mit mir übers Wetter, die Orioles, alles außer über das Krankenhaus und warum ich hier bin. Die vertraute, undurchdringliche Wand aus Gleichmut, die zu durchbrechen ich schon lange aufgegeben habe, steht wie eine Festung.
Doch kurz bevor er mein Krankenzimmer verlässt, drückt Dad mir kurz die Hand. Die Geste besagt alles, was er mit seinem banalen Geplauder zu vermeiden versucht hat.
Als meine Eltern gegangen sind, muss ich eingenickt sein, denn ich werde von klapperndem Essbesteck wach. Und da ich mit blutunterlaufenem Gesicht, geschwollener Lippe und in einem albernen Krankenhaushemd, das vor aller Welt meinen Arsch entblößt, in einem Krankenhausbett liege, sind schöne Frauen das Letzte, woran ich denke.
Wer also kommt da mit einem Tablett mit quietschbunter, gallertartiger Pampe, die als Krankenhausessen durchgeht, in mein Krankenzimmer stolziert? Nur Yolanda Winslow, die auserlesenste Schwester, die ich je gesehen habe. Punkt.
Und kein Ehering weit und breit. Herr, erbarme dich.
Sie ist schätzungsweise 1,73 Meter groß, gertenschlank und hat etwas an, das eine rosafarbene Schwesternuniform zu sein
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