Der Teufel kommt raus: Kriminalroman
war wahnsinnig geschickt mit den Händen.
Doch das interessierte Dillard nicht so sehr wie Simmes’ Wissen über Sprengstoffe, das er sich während seines Militärdienstes angeeignet hatte. Während er nun an Dillards Küchentisch saß und sich gedankenverloren übers Kinn strich, wirkte Simmes, als würde er sich gerade einen Jux ausdenken. Trotzdem konnte er ihm nicht jedes x-beliebige Ammenmärchen über das Verschwinden des Pick-ups und des Dynamits auftischen.
Sherman Brown, verdeckter Ermittler der Stadtpolizei von Baltimore, alias Rick Allen, saß steif auf seinem Stuhl und spielte seine Rolle weiter. Brown war an jenem Morgen zum Geldautomaten der Polizeigenossenschaftsbank gegangen und hatte es verschwitzt, den Beleg zu entsorgen. Was Brown nicht wusste, war, dass seine dreijährige Tochter zwei von Daddys Visitenkarten gefunden hatte und sie ihm gutgläubig in die Geldbörse gestopft hatte.
Zudem hatte Brown in seiner Hast, sich am Morgen mit Dillard zu treffen, auch das versteckte Mikro vergessen. Dass er keines am Körper hatte, könnte es ihm zwar erleichtern, sich aus seinen Schwierigkeiten herauszuwinden. Andererseits hätten seine Polizeikollegen sonst sofort gewusst, dass die Kacke am Dampfen war.
Dillard räusperte sich und kämpfte gegen das Bedürfnis an, noch ein kühles Blondes runterzukippen, um seine Nerven zu beruhigen. Jetzt ging es um alles oder nichts.
»Wahrscheinlich fragt ihr euch, warum ich euch hergerufen habe«, fing er an und stand, die Hände an den Seiten, stocksteif da. »Es geht um Folgendes.«
Mit großem Enthusiasmus erzählte Dillard nochmals das Märchen von der Entführung, das er schon Allen aufgetischt hatte, und achtete darauf, nicht das kleinste Detail zu verändern. Beim zweiten Mal gelang es ihm, die Geschichte sogar noch eindringlicher und gefühlvoller zu erzählen, sodass er langsam selbst davon überzeugt war, dass es sich so zugetragen hatte.
Allen hörte teilnahmslos zu, doch Simmes schnalzte missbilligend mit der Zunge und nickte dann und wann. Boyles’ geistesabwesende Pose fiel von ihm ab, und als sein Blick Dillards traf, lagen Betroffenheit und Anteilnahme darin.
Dillard spürte förmlich, wie Boyles und Simmes anbissen. Während sie sich mehr und mehr auf ihn einließen, wurde Dillards Rede immer flüssiger.
»Wollen wir durchs Leben gehen, ohne uns zur Wehr zu setzen, oder wollen wir uns wie Männer verhalten und etwas gegen die Nigger und Juden und Latinos tun, die dieses Land zugrunde richten?«
Boyles fragte sich, ob Dillard seine Gedanken lesen konnte. »Jawohl, es ist an der Zeit, aufzustehen und was zu unternehmen«, schrie er und rutschte auf seinem Stuhl nach vorne. »Das Einzige, was manche Leute verstehen, ist Gewalt.«
»Genau«, stimmte Dillard zu und legte eine Kunstpause ein, damit Boyles’ Worte ihre volle Wirkung entfalten konnten. »Das ist das
Einzige
, was unsere Feinde verstehen.«
»Verdammt richtig«, rief Allen. »Es ist Zeit, den Wichsern klarzumachen, wem dieses Land gehört. Es ist Zeit, ihnen eine Lektion zu erteilen.«
Dillard ignorierte Allens Kommentare und machte weiter Druck. Sein Herz hämmerte, Schweiß rann ihm übers Gesicht, und der Speichel flog, während er vor seiner bunt zusammengewürfelten Miliz eine Rede schwang. Es war beglückend. Dillard segelte auf Wellen der Beredsamkeit, die er immer tief in sich vermutet hatte.
Dillard ließ sich darüber aus, dass der Sittenverfall der Gesellschaft kombiniert mit dem Anspruchsdenken von Minderheiten jedem Einzelnen von ihnen schade. Genau wie jedem arbeitsamen, gesetzestreuen Weißen in den Vereinigten Staaten.
Nachdem er damit begonnen hatte, wie die jüdischen Medien Barack Obama geholfen hatten, die Ungereimtheiten seiner Staatsbürgerschaft schönzufärben, stimmten Boyles, Allen und Simmes mit Beispielen ein, wie Schwarzen durch positive Diskriminierung alles in den Hintern geschoben wurde.
Die Stadt Baltimore wurde damit abqualifiziert, dass sie nach der Übernahme der Stadtverwaltung durch Schwarze völlig der Verwahrlosung anheimgefallen sei.
»Wenn irgendwer in diesem Raum nicht glaubt, dass Baltimore inzwischen das Negerzentrum schlechthin ist: Immerhin haben sie uns die Hauptgeschäftsstelle der Niggerorganisation Nummer eins, das NAACP, direkt vor die Nase gesetzt.«
»Das NAACP könnte gar nicht existieren, wenn jüdische Mist-kerle wie Sheldon Blumberg ihnen nicht ständig Almosen geben würden«, knurrte Simmes. »Ich wette«, fügte
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