Der Teufel kommt raus: Kriminalroman
er lachend hinzu, »in der NAACP-Cafeteria werden Wassermelonen-Bagels serviert.«
Perfekt. Simmes spielte Dillard direkt in die Hände.
Sein Stammpublikum, Boyles und Simmes, war ganz seiner Meinung. Und verspürte langsam dieselbe Dringlichkeit wie Dillard.
Es war entscheidend, dass sie die Küchentisch-Rhetorik hinter sich ließen und handelten. Da Blumbergs Name schon einmal gefallen war, konnte er seinen Plan genauso gut jetzt gleich offenlegen.
»Du hast recht, Bob«, sagte Dillard und senkte dramatisch die Stimme. »Juden und Neger sind zwei der größten Feinde dieses Landes. Ich weiß, wie wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können.«
Sein verzücktes Publikum saß da und wartete mit angehaltenem Atem.
»Blumberg unterstützt das NAACP und liberale Politiker, die ganz
scharf
auf positive Diskriminierung sind, mit Spenden. Jemand muss Blumberg ausschalten.«
Gespannt hielt Dillard inne, um zu sehen, wer die Herausforderung annehmen würde.
»Warum nicht wir?« Es war Allen, der bei der Aussicht auf Sheldon Blumbergs beschleunigtes Ableben regelrecht vergnügt wirkte. »Wenn einer von uns den Desert Storm überlebt hat, können wir auch einen alten reichen Juden umlegen, oder?«
Boyles und Simmes sahen erst Allen, dann einander an. Nicht ein Wort kam über ihre Lippen.
»Ich finde, Rick hat völlig recht«, sagte Dillard langsam. »Warum sollen wir tatenlos zusehen, wie Blumberg unsere Gemeinde – unser Land – zerstört? Und wisst ihr, was ich noch denke? Ich denke, wir sollten die von der Müllabfuhr dafür büßen lassen, wie sie Harry verarscht haben.« Dillard wusste, dass das Boyles’ schwacher Punkt war.
»Und wie sollen wir das anstellen?«, fragte Boyles skeptisch.
»Wir sollten ihnen ein kleines Andenken an dich hinterlassen«, sagte Dillard kryptisch. »Aber eins nach dem anderen. Zunächst sollten wir uns um Blumberg kümmern, bevor wir uns etwas anderes vornehmen. Was denkt ihr, Kumpels?«
Er lief zum Kühlschrank und holte Bier heraus. Außer Allen nahmen alle eines.
»Hat Blumberg nicht auf Schritt und Tritt massenhaft Sicherheitsleute dabei?«, fragte Simmes. »Aber wenn ich’s mir recht überlege, hatte der alte JFK auch ein oder zwei Bodyguards.« Alle lachten.
»Ich habe eine Frau, zwei Kinder und eine Hypothek«, sagte Boyles langsam. »Was würde es mir bringen, wenn ich mich in irgendeine Scheiße reinziehen lasse und deshalb vielleicht im Knast lande?«
»Harry, wenn du dich nicht auf die Hinterbeine stellen kannst oder willst, willst du vielleicht auch nicht mehr zu unserer Gruppe gehören«, drohte Dillard unverblümt. »Wenn du weiter an jeden hergelaufenen Schwarzen deine Beförderungen verlieren willst, ist das dein gutes Recht. Aber ich denke, ich und die anderen werden aufstehen und dafür sorgen, dass wir nicht mehr beschissen werden.«
Die Männer waren so in ihre Besprechung vertieft, dass es in Nullkommanichts neun Uhr abends war. Die Sonne, deren rubinrote Strahlen als Hintergrundbeleuchtung dienten, ging unter, und schimmernde Staubkörner schwebten durch die Luft.
»Dass ich nicht für meine Rechte einstehen will, hab ich nie gesagt«, protestierte Boyles matt. »Aber, Teufel noch mal, du sprichst davon, Menschen zu ermorden.«
»Du hast’s erfasst, Harry. Genau davon sprechen wir. Weil wir uns im Krieg befinden, falls es dir noch nicht aufgefallen ist. Wenn du das nicht glaubst, sieh auf deinem nächsten Gehaltsscheck nach, ob du deine Gehaltszulage bekommen hast. Dies sind harte Zeiten – deshalb brauchen wir harte Maßnahmen.«
Boyles wirkte immer noch nicht überzeugt. Aber Dillard hatte auch kein sofortiges Einvernehmen erwartet. Nicht jeder kann abdrücken, wenn er einen Menschen im Visier hat. Um Boyles mit ins Boot zu holen, brauchte es einen anderen Köder.
»Okay, ich sag dir was. Erinnerst du dich noch an meine Bemerkung über die kleine Visitenkarte, die wir denen von der Müllabfuhr hinterlassen könnten?«, fragte Dillard und lief noch einmal zum Kühlschrank, um eine neue Runde Bier zu holen. Diesmal nahm auch Allen eines, nippte aber nur zwei Mal daran wie ein Vögelchen.
»Wie wär’s, wenn in ein paar Mülltonnen auf der Route, von der du gerade versetzt wurdest, am Tag der Müllabfuhr Überraschungen warten würden? Zum Beispiel Rohrbomben?«
Boyles zuckte zusammen. Mit den meisten Müllmännern auf seiner alten Route fühlte er sich brüderlich verbunden. Sogar, was er nur ungern zugab, mit ein paar von
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