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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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deutete auf die Uhr. »Du weißt doch, dass ich immer um halb neun in der Arbeit sein will. Warum hast du mich nicht geweckt?«
    Sofort verdüsterte sich ihr Gesicht, und sie zog den Kopf wieder zurück. Als Stephanie wieder auftauchte, war die Zahnbürste verschwunden, und sie stand jetzt splitternackt und finster in der Tür. Dunkelhäutig, mit hohen Wangenknochen und sinnlichen Lippen, die mit und ohne Lippenstift schön waren, war Stephanie zwar fünf Kilo schwerer als vor ihrer Schwangerschaft, aber immer noch wohlproportioniert.
    Die Hände in die kurvigen Hüften gestemmt, war sie zum Kampf bereit.
    »Schon seit ich dich kenne, bringst du dich für diese Leute fast um«, sagte sie mit schneidender Stimme. »Was hat es dir gebracht, C? Was? Eine jährliche Gehaltserhöhung von zwanzig Dollar die Woche? Warum um alles in der Welt überschlägst du dich förmlich, jeden Morgen um halb neun auf der Matte zu stehen, obwohl alle anderen erst nach neun eintrudeln? Wem fällt das überhaupt auf, wenn keiner da ist, C? Wem?«
    »Aber du weißt doch –«, versuchte Cornelius einzuwerfen. Doch seine Frau war nicht zu bremsen. Sie stritten sich nur selten und waren so ungeniert zärtlich zueinander, dass ihre Freunde ihnen den Spitznamen »Die Herzblätter« verpasst hatten. Doch die Erfahrung hatte Cornelius gelehrt, dass man mit seiner Frau, wenn sie in diesem Zustand war, nicht mehr vernünftig reden konnte.
    »Unterbrich mich nicht, C«, warnte sie ihn mit lauter werdender Stimme und drohte ihm mit dem rechten Zeigefinger. »Ich hab es satt, in einem leeren Bett aufzuwachen, verstehst du mich? Satt. Ich bin es leid, mich morgens fast zu überschlagen, um Angelique rechtzeitig in den Hort zu bringen und mich dann zur Arbeit zu schleppen, während du gemütlich im
Herald
sitzt und eine Tasse Kaffee schlürfst. Ich hab auch Bedürfnisse, C.«
    Inzwischen standen Stephanie Tränen in den Augen, und ihre Miene war beklommen, als wäre sie in der Konfrontation mit ihrem Mann zu weit gegangen.
    Cornelius, der sich im Bett aufgesetzt hatte, zählte im Stillen bis zehn, bevor er seine Gedanken in Worte fasste. »Stef, ich kann das jetzt nicht gebrauchen«, sagte er und strengte sich an, seine Stimme auszujustieren und nicht zu schreien. »Du weißt doch, dass ich die vielen Überstunden schiebe, damit du und Angelique ein schönes Leben haben.«
    »Tust du das wirklich alles für uns, C?«, fragte Stephanie, die jetzt leise weinte. »Ganz ehrlich? Oder tust du das in Wahrheit für Cornelius Lawrence?« Damit verschwand sie aus der Tür und ließ sie offen.
    Das Rauschen eines Wasserhahns drang ins Schlafzimmer.
    In Cornelius’ Hirn herrschte ein heilloses Durcheinander aus möglichen Antworten, die meisten davon umwerfend geistreich, sarkastisch und verletzend. Klugerweise entschied er sich, lieber den Mund zu halten. Wenn er ganz ehrlich war, war er sich selbst nicht hundertprozentig sicher, dass sein maßloser Ehrgeiz beim
Herald
nur dem Wohl seiner Familie diente.
    Er hasste es, wenn seine Frau das letzte Wort behielt, vor allem, wenn sie Recht hatte.
    Wenigstens hätte Angelique ihn noch lieb.
    Cornelius erhob sich, lief an den Wandschrank und zerrte seinen blauen Frotteemorgenmantel vom Kleiderbügel. Er marschierte ins Kinderzimmer und blieb am Bett seiner Tochter stehen, um ihr beim Schlafen zuzusehen. Statt des frommen Gesichtsausdrucks, den sie sonst immer hatte, hatte sie die Stirn in Falten gelegt und damit wortlos Partei für ihre Mutter ergriffen.
    »Bei dir ist Daddy also auch abgemeldet?«, flüsterte Cornelius und beugte sich vor, um seiner Tochter einen Kuss zu geben. Kaum hatten seine Lippen ihr Gesichtchen gestreift, lächelte Angelique auch schon und drehte sich um.
    »Danke, Schätzchen.«
    Als Cornelius sich zum Gehen wandte, stand seine Frau in Slip und BH in der Tür.
    »Können wir uns kurz unterhalten, Schatz?«, fragte sie mit leiser, fast ängstlicher Stimme.
    »Als ich was sagen wollte, hast du mir das Wort abgeschnitten«, antwortete Cornelius schroff. »Außerdem denke ich, du bist alles losgeworden, was du zu sagen hattest, oder?«
    »C, bitte!«
    Cornelius steuerte auf die Tür zu, um das Zimmer seiner Tochter zu verlassen. »Entschuldige mich«, sagte er barsch zu seiner Frau, die rasch beiseitetrat, um ihn vorbeizulassen.
    Er lief zurück ins Schlafzimmer und holte sich ein sauberes Handtuch aus dem Wandschrank. Dann ging er ins Bad und knallte die Tür hinter sich zu. Sofort kam er sich

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