Der Teufel kommt raus: Kriminalroman
Lohnerhöhung einbringen, die es ihm erleichtern würde, seinen wachsenden finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.
Ihm schien das völlig einleuchtend. Warum konnte Stephanie es nicht auch so sehen?
In den sechs Jahren ihrer Ehe hatte sie ihm immer erlaubt, nach eigenem Ermessen seiner Arbeit nachzugehen. Um seine Abwesenheit zu kompensieren, hatte sie mehr Zeit und Mühe in ihre Öffentlichkeitsarbeit im Bürgermeisteramt investiert. Doch inzwischen hielt sie unerbittlich feste Arbeitszeiten ein und forderte neuerdings, dass Cornelius dasselbe tat. Was ihn ärgerte, da sie ganz genau wusste, dass es für Zeitungsjournalisten keine geregelten Arbeitszeiten gab.
Als er gestern Abend erst um halb zehn nach Hause gekommen war, weil er über den Streik der Automobilarbeiter hatte berichten müssen, hatte sie ihm hitzig vorgeworfen, dass er seine Arbeit über seine Familie stelle. Als er sarkastisch erwidert hatte, wie verdammt rücksichtslos die Automobilarbeiter doch gewesen seien, ihren Streik erst um fünf Uhr nachmittags bekanntzugeben, war sie in Tränen aufgelöst ins Schlafzimmer gestürmt.
Daraufhin war er bis Mitternacht aufgeblieben, hatte in Nachrichtenmagazinen geschmökert und Cola mit Rum getrunken, was er nur selten tat.
»Ist nicht besonders logisch, nicht wahr, Schätzchen«, flüsterte Cornelius seiner Tochter zu, die nicht reagierte. Daddys beruhigende Gegenwart hatte dem Sandmann schon den Weg geebnet. Behutsam löste Cornelius ihre Ärmchen von seinem Hals und hielt seinen Liebling vor sich.
Wenn Gott je etwas Schöneres als Angelique geschaffen hatte, wüsste Cornelius allzu gern, was es war.
Sie trug ein kleines weißes Nachthemdchen, das mit rosafarbenen Clowns und Häschen verziert war; unter dem Saum lugten ihre kleinen, dicken Zehen hervor. Wunderschöner kleiner brauner Engel.
Cornelius hielt sie vor sich und prägte sich ihr Gesicht und ihre Gestalt ein, bevor er sie behutsam wieder ins Bettchen legte.
Er lief auf Zehenspitzen zur Tür und knipste das Licht wieder aus. Im Kinderbett regte sich etwas. Statt die knarrende Tür zu schließen, ließ er sie offen und schlich zurück ins Schlafzimmer, wobei er erneut geschickt dem Zeitungsstapel im Flur auswich. Im Schlafzimmer angekommen, schloss Cornelius die Tür hinter sich und ließ sich mit voller Absicht aufs Bett plumpsen.
»Geht’s der Kleinen gut?«
Ihre Stimme klang überhaupt nicht verschlafen, so als wäre sie die ganze Zeit schon wach.
»Ja. Ihr geht’s gut«, antwortete Cornelius gereizt. »Hast du sie nicht schreien hören?«
Es herrschte Stille, während er auf dem Rücken lag und in die Dunkelheit starrte.
»C, tut mir leid wegen gestern Abend.« Stephanie hatte ihren Mann schon immer lieber »C« genannt als Cornelius – schon damals, als sie sich kennenlernten.
»Vergiss es, Stef«, antwortete er böse.
Wieder folgte ein kurzes Schweigen, bevor sie auf seine Seite des Ehebettes gekrochen kam und begann, sein Ohr zu liebkosen. Ihren Pyjama hatte sie ausgezogen – er spürte ihre weiche Haut auf seiner.
Selbst wenn er hundert würde, die Frauen würde er nie verstehen.
»Hier findet gleich eine Vergewaltigung statt«, knurrte sie ihm ins Ohr. »Was willst du wetten, dass darüber nichts im
Herald
erscheint?«
»Hör auf, Stef, lass das«, protestierte Cornelius schwach. Er wusste, dass es einem Selbstmord gleichkäme, wenn er seiner Frau abblitzen ließe, um pünktlich um 8.30 Uhr beim
Herald
zu erscheinen. Außerdem war ihr Liebesleben nach Angeliques Geburt abgeflaut, sodass er nicht vorhatte, Wasser auf die aufflammende Glut zu gießen.
Mit der Gewandtheit einer Tigerin schwang sich Stephanie auf Cornelius und ging mit einer Wildheit auf ihn los, die ihn völlig überrumpelte.
Danach musste er eingedöst sein, denn als er das nächste Mal auf die Uhr sah, zeigte sie 07:51 Uhr an.
Verdammt.
Allein im Bett, im Adamskostüm und inmitten von zerwühlten Laken, fühlte Cornelius sich träge und zufrieden.
Die Tür zum Badezimmer war geschlossen und dämpfte das Geräusch fließenden Wassers.
»Stef!«
Die Badezimmertür sprang unvermittelt auf, doch da war keiner. Dann wurde langsam ein Kopf, der mit einem pfirsichfarbenen Handtuch umwickelt war, um die Ecke gestreckt. Weißer Schaum floss aus Stephanies Mund, der eine grüne Zahnbürste umschloss. Sie warf Cornelius einen drolligen Blick zu.
Leider stand ihm nicht der Sinn nach Späßen.
»Weißt du, wie spät es ist?«, fragte er wütend und
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