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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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ungehobelte Brüder Anfang zwanzig Yolanda unverschämt an, machen leise Bemerkungen und kichern wie nervige Schulmädchen. Warum müssen manche Schwarze andere derart herabsetzen? Dummheit, schlechte Kinder-stube oder was? Wie dem auch sei, Yolanda ignoriert sie, ich folge ihrem Beispiel, aber sie gehen mir auf die Nerven.
    »Trotz Ihrer großen Klappe sind Sie eigentlich ein Sensibelchen, eine heimliche Romantikerin«, sage ich Yolanda auf den Kopf zu. »Warum sollte ich mich nach anderen Frauen umsehen, wenn ich so eine hübsche wie Sie bei mir habe?«
    Diesmal klappt Yolandas Kinnlade runter. Hast deinen Gegner unterschätzt, hm?
    »Machen Sie den Mund zu –«
    »Bevor noch eine Fliege reinschwirrt«, beendet Yolanda meinen Satz und krönt ihn mit einem schwelenden, sinnlichen Blick, der Stahl zum Schmelzen bringen könnte. Mich jedenfalls lässt er dahinschmelzen und löst in meiner Brust ein seltsames, warmes Gefühl aus.
    Währenddessen mampft Jamal vergnügt vor sich hin, nicht im Geringsten interessiert an allem, was nicht wie Jerk Chicken aussieht. Seine Mutter streichelt ihm über den Kopf und hält dabei die ganze Zeit meinen Blick.
    »Wenn der kleine Mann fertig gegessen hat, suchen wir nach einem Bücherstand«, sage ich mit einer Gelassenheit, die über mein Herzflattern hinwegtäuscht.
    Nachdem Yolanda Jamal den Mund abgewischt hat, ziehen wir los, um nach Schwarzer Literatur zu suchen, wobei Jamal wiederzwischen uns geht und uns an den Händen hält. Und wem laufen wir in die Arme, als wir an einer Reihe aus Ständen um die Ecke biegen? Boone, der mit zwei seiner Kumpels quatscht, ist platt, als er uns Händchen haltend auf ihn zukommen sieht.
    Jamal fängt sofort an zu plärren und versteckt sich hinter Yolanda. Mit einem wehleidigen, gekränkten Ausdruck in seinem pavianartigen Gesicht sieht Boone zuerst Yolanda an, wirft mir einen bösen Blick zu und schaut wieder zu Yolanda.
    »Der hat mir wehgetan; der hat mir wehgetan«, schreit Jamal zwischen Jaulern lauthals. Wir halten alle kurz inne, als stünde die Zeit still, und keiner weiß so recht, wie er reagieren soll. Schließlich packe ich Yolanda am Arm und ziehe sie in die entgegengesetzte Richtung.
    »Kommen Sie, gehen wir hier lang.«
    Boone sagt irgendwas zu seinen Kumpels und verfolgt uns, worauf Jamal noch lauter schreit. Yolanda sieht aus, als würde auch sie gleich in Tränen ausbrechen.
    Mit klopfendem Herzen und trockenem Hals löse ich mich von den beiden, um rauszufinden, was Boone will.
    »Wo liegt das Problem?«, frage ich und bemühe mich sehr um einen zivilen Ton.
    »Wo das Problem liegt? Du läufst mit meiner Frau und meinem Sohn rum, du Drecksack, und fragst noch, was los ist? Ein Cousin sieht echt anders aus.«
    Ich trete schnell auf Boone zu, der erschrocken eine Verteidigungshaltung einnimmt. Etwa acht Zentimeter vor ihm bleibe ich stehen, so nahe, dass er meinen Atem spüren kann, und verklickere Boone etwas.
    »Ich hab dich durchschaut, du Wichser. Wenn es darum geht, Frauen und Kinder zu verprügeln, bist du ein harter Bursche, aber ich trete dich mitten auf dem AFRAM-Festival in deinen gottverdammten Arsch. Was willst du?«
    Wie aus dem Nichts tauchen zwei unbewaffnete Sicherheitsleute auf, die nicht darauf erpicht sind, dass ich und Boone allen anderen den Spaß verderben.
    »Was ist los, Kumpels?«
    »Ich, die Lady und ihr Sohn denken uns nichts Böses und versuchen uns zu amüsieren, und der da verfolgt uns ständig«, sage ich leicht zitternd und hoffe, dass Boone es nicht merkt.
    »Hau ab, Boone«, schreit Yolanda. Neugierige Passanten gehen schon langsamer und bleiben stehen. »Wir wollen nichts mit dir zu tun haben, kapierst du das nicht?«
    »Ich hab mein Leben von Grund auf geändert, Baby«, beteuert er flehend. »Was ich früher gemacht hab, das Saufen und alles, ist Vergangenheit. Ich will nur fünf Minuten mit dir sprechen. Gibst du mir fünf Minuten? Bitte?«
    »Lässt du uns dann in Ruhe?«, schluchzt Yolanda, der die Tränen über ihre schönen Wangenknochen strömen. »Ich will dir nicht zu nahe treten, Boone, aber du machst nur Ärger. Wenn ich mit dir rede, lässt du uns dann
bitte
in Ruhe?«
    Ich traue Boone nicht. Mein sechster Sinn schreit förmlich, dass Yolanda nicht mit ihm reden soll. Ich traue ihm zu, dass er eine Pistole rauszieht und irgendeine kranke erweiterte Selbstmord-Scheiße abzieht.
    »Halten Sie das für eine gute Idee, Yolanda?«
    »Wenn es ihm hilft, damit abzuschließen, ja. Ja.

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