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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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hast wohnen lassen, und du hättest ruhig beschwören können, daß du von ihrem Vorleben nichts gewußt hast. Oder hast du gewußt, daß sie schon viermal vorbestraft ist? Siehst du, das konntest du auch nicht wissen, vor allem, weil sie ihren Namen gewechselt hat. Im Vorstrafenregister steht sie nämlich noch unter dem Namen ihres Ehemannes, nicht unter Urban. Hätte sie dann doch ausgesagt, daß dein Vater sie wegen eines kleinen Unfalls mitgenommen hat, würde ihr das kaum jemand abgenommen haben. Außerdem hatte ich noch etwas im Hintergrund, was sie ganz sicher dazu veranlaßt hätte, über diese Affäre mit deinem Vater zu schweigen. Und schließlich wußte deine Mutter, daß ich mich gerade vorhin mit deinem Vater traf. Ich halte es für ausgeschlossen, da sie nun noch aus Verzweiflung dieses Mädchen getötet haben soll. Deine Mutter ist nicht der Typ, der aus Verzweiflung den Kopf verliert.“
    Sabine schüttelte den Kopf.
    „Du kennst sie nicht, Walther, sie war nie einer Belastung ausgesetzt, sie war immer von Paps behütet, fast bevormundet, sie muß es aus Verzweiflung getan haben.“
    Der junge Kriminalist lächelte.
    „Ich glaube, ihr alle habt euch in eurer Mutter geirrt. Dein Vater hat sie zu einem braven Hauspummelchen gemacht, in Wirklichkeit aber hat deine Mutter einen sehr klaren Kopf, den sie auch gar nicht so leicht verliert, wie du meinst. Sie müßte sich gesagt haben: wenn ich sie töte — was geschieht dann? Dann kommt ja erst recht alles heraus, und nicht nur das, dann wird das alles, was nur unsere Familie angeht, in aller Öffentlichkeit bekannt. Nein, wenn du dich nicht geirrt hast, wenn es wirklich deine Mutter war, dann hatte sie einen ganz anderen Grund, dort zu sein.“ Er sprang auf. „Komm, wir dürfen keine Zeit verlieren, wir fahren zusammen ‘raus und versuchen zu retten, was zu retten ist.“
    Ungläubig, aber doch voller Hoffnung, folgte ihm Sabine.

    *

    Etwa um die gleiche Zeit klingelte bei dem Posten der Landpolizei das Telefon. Der Beamte nahm den Hörer ab, meldete sich und hörte eine Weile schweigend zu, schließlich sagte er:
    „Jawohl, Herr Doktor, wir werden dieser Sache nachgehen.“
    Er hängte mürrisch ein und sagte zu seinem Kollegen, der gerade einen Kriminalroman las:
    „Der Richter hat angerufen. Er hat gesagt, er hätte an der Abzweigung von der Landstraße vorhin einen Schuß gehört.“ Er trank seinen Rest Kaffee aus. „Einen Schuß! War vielleicht eine Fehlzündung von einem Auto. Oder jemand hat auf einen Fuchs geschossen; seit wir die Tollwut haben, schießen sie ja dauernd auf Füchse. Willst du mal hinfahren?“
    „Den Teufel will ich“, sagte der andere Beamte. „Aber weil es der Doktor Mercker ist — mit dem mag ich mich nicht anlegen. Ich fahr mal vorbei, damit er zufrieden ist.“ Er schüttelte den Kopf. „Ein Schuß — so was Blödes, mitten in der Nacht. Wetten, daß ich nichts finde?“

XVIII

    Der dunkelgrüne VW der Landpolizei hielt am rechten Straßenrand, kurz vor der Abzweigung nach „Sonneck“. Der Beamte ließ den Motor laufen, stieg aus und schaute sich um. Kopfschüttelnd zündete er sich eine Zigarette an, fest davon überzeugt, daß hier nichts zu suchen und erst recht nichts zu finden war. Ein Schuß! Es wird viel geschossen hier in den Wäldern.
    Da er jedoch ein gründlicher Beamter war, entschloß er sich, die Straße so weit entlangzugehen, wie das Licht seiner Scheinwerfer reichte. Er tat das nicht aus Überzeugung, sondern um sein gründliches Beamtengewissen zu beruhigen.
    Anschließend, dachte er, werde ich beim Doktor Mercker vorbeischauen, und wenn noch Licht brennt — wie spät ist es denn eigentlich? Was — schon zwei Uhr morgens? Da sollte der doch auch lieber schlafen, als auf Schüsse aufzupassen! — Wenn er noch auf ist, bekomme ich vielleicht...
    He? Was haben wir denn da...?
    Er sah den zerwühlten Schnee am rechten Straßenrand, aber das Licht war zu schlecht, um mehr zu erkennen.
    Hauptwachtmeister Wengler kehrte zu seinem Wagen zurück, griff nach dem Telefon und rief seine Dienststelle.
    „Hallo, hier Odeon 23. Ja, ich bin jetzt an der bezeichneten Stelle. Auf der Straße ist nichts zu sehen, aber der Schnee ist zerwühlt und zertrampelt; soweit ich das erkennen kann, führen Spuren in eine Fichtenschonung. Ich schau mir das jetzt einmal näher an. Ende.“
    Er fuhr ein Stück weiter vor, stellte den Wagen ein wenig schräg und schaltete, um andere Wagen auf der glatten Straße

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