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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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rechtzeitig zu warnen, das Blaulicht ein. Dann umging er die jetzt deutlich sichtbaren Spuren und kam von rechts hinter die Fichten.

    *

    Den ersten Teil der Fahrt verbrachten Walther und Sabine schweigend, jeder hing seinen Gedanken nach. Dann aber fragte Sabine:
    „Was können wir tun, wenn Mutti... wenn sie wirklich ..
    Walther unterbrach sie.
    „Sie hat es nicht getan. So nimm doch Vernunft an, Bine! Sagtest du nicht, die Urban sei erschossen worden?“
    Sabine schauderte.
    „Ich... ich weiß nicht, ich sah nur Blut, links auf der Brust.“
    Walther zuckte mit den Achseln.
    „Na also: habt ihr eine Schußwaffe im Haus? Nein? Wie sollte dann deine Mutter geschossen haben? Und erstochen? Glaubst du wirklich, deine Mutter liefe mit einem Messer in der Hand durch den Wald um... nein, Bine, sie hat es nicht getan.“
    Sabine rang verzweifelt die Hände.
    „Das rede ich mir auch die ganze Zeit ein. Aber wieso kommt sie dann dorthin? Was hat sie dort getan? Mutti war nachts immer ängstlich, sie ist nicht mal gern mit uns in den Wald gegangen, wenn es dunkel war. Walther?“
    „Ja?“
    „Könnte es sein, daß Mutti... daß sie den Schuß gehört hat und dachte, es sei Paps?“
    Fast gereizt kam seine Antwort:
    „Woher soll ich das denn wissen? In einer halben Stunde sind wir draußen und werden alles erfahren. Du mußt ein wenig Geduld haben.“
    Sabine schwieg eine Weile, dann fuhr sie fort:
    „Es gibt Zeugen dafür, daß ich heute abend mit Gaby telefoniert habe. Und diese Zeugen müssen, wenn sie vernommen werden, aussagen, was sie gehört haben. Ich sagte wörtlich zu Gaby: ,Ich brauche von hier bis nach Hause nicht mehr als eine Stunde. Wenn ich dich dann noch in unserem Haus antreffe, gibt es ein Unglück — richte dich danach.’ Und vorher sagte ich ihr, sie könne mein Postsparbuch nehmen, das Geld würde ihr gehören, wenn sie verschwände.“
    „Na und?“ frage der junge Kriminalist. Er hatte sich diese gleiche Frage selbst bereits gestellt, ob Sabine das Mädchen getötet haben konnte. Und er mußte zugeben: die Möglichkeit bestand. „Na und?“ wiederholte er. „Hast du es getan? Es wäre sehr töricht von dir, es mir jetzt nicht zu sagen.“
    „Ich habe es nicht getan. Aber die Polizei...“
    „Die kannst du mir überlassen.“
    Sabines Hände wurden plötzlich ruhig, ihr ganzer Körper schien in sich zusammenzusinken.
    „Dann kommen nur Paps oder Toni in Frage, wenn Mutti und ich ausscheiden. Es ist eins so schlimm wie das andere.“ Sie ballte die Hände und preßte die Fäuste an ihre Schläfen. „Und ich habe es gewußt, ich habe es vom ersten Augenblick an gewußt, als ich dieses Mädchen in unserem Hause sah. Ich hätte es verhindern können, wenn ich energischer gewesen wäre — ich bin statt dessen davongefahren. Ich hätte...“
    Seine Hand griff nach ihrer.
    „Bine, Vorwürfe sind jetzt völlig überflüssig, wir müssen...“
    Er brach ab, als er weit vor sich das zuckende Blaulicht entdeckte. Auch Sabine sah es.
    „Da“, sagte sie erstickt. „Da sind sie schon... es ist genau die Stelle. Was tun wir jetzt?“
    Walther bremste und fuhr fast im Schrittempo weiter. Er sprach laut aus, was er dachte:
    „Wenn ich jetzt einfach vorbeifahre... später kommt es doch zu einem Verhör... man wird behaupten, ich hätte einen von euch decken wollen, wahrscheinlich dich... dann bist du noch mehr belastet, und vor allem habe ich dann keine Möglichkeit mehr einzugreifen oder zu helfen. Wenn ich halte und so tue, als wüßte ich noch nichts, als sei unser Vorbeikommen ein reiner Zufall... du warst vorher bei deinen Freunden, bist dann zu mir gekommen, wir fahren zusammen hierher...“
    „Sie wissen drüben ganz genau, wann ich weggefahren bin und daß ich nach Hause wollte. Ich hatte nicht gesagt, daß ich zu dir fahren würde.“
    Er nickte.
    „Ich weiß... es war auch nur eine Annahme. Ich muß, soweit es möglich ist, bei der Wahrheit bleiben. Nimm dich zusammen, Bine, ich werde halten und sagen, daß ich alles schon weiß. Aber... verdammt noch mal, es wäre dann meine Pflicht gewesen, schon in München Alarm zu geben. Warum habe ich das nicht getan?“
    Immer näher kam das rotierende Blaulicht...
    Plötzlich gab Walther wieder Gas.
    „Mag kommen was will, ich darf nicht länger lügen, sonst wird alles nur noch schlimmer.“
    Entschlossen fuhr er auf das Blaulicht zu.

    *

    Der Automechaniker Franz Reitberger aus Ascholding gehörte zum Vorstand des Tölzer Schützenvereins.

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