Der Teufel trägt Prada
habe nur Dollars. Ist das okay?«
Er lief scharlachrot an und holte zu weitschweifigen Beschwichtigungen aus. »O nein, Miss, bitte, bemühen Sie sich nicht. Für dergleichen Details trägt Ms. Priestly bei der Abreise Sorge. Darf ich Ihnen aber, da Sie außerhalb des Hotels hiesige Währung benötigen, noch dies hier zeigen?« Er ging zu dem Mordstrumm von Schreibtisch, zog die oberste Schublade heraus und überreichte mir einen Umschlag mit dem französischen Logo von Runway . Darin ein Bündel Euroscheine im Wert von insgesamt rund 4000 Dollar sowie eine Karte von Briget Jardin, der Chefredakteurin und geplagten Hauptverantwortlichen für Planung und Durchführung sowohl der Reise als solcher wie auch von Mirandas bevorstehender Party:
Andrea, Schätzchen, wie schön, dass Sie mit von der Partie sind! Beiliegend Euros für Ihren Aufenthalt in Paris. Ich habe mit Monsieur Renaud gesprochen und vereinbart, dass er sich
rund um die Uhr für Miranda bereithält. Unten finden Sie eine Liste mit den Nummern, unter denen er im Hotel und privat zu erreichen ist, weiterhin die Nummern des Küchenchefs, des Fitnesstrainers, des Verantwortlichen für den Limousinenservice und natürlich des Hoteldirektors. Alle haben Miranda schon mehrfach anlässlich der Modenschauen betreut, insofern sollte es dahingehend keine Probleme geben. Ich bin natürlich immer im Büro oder, falls nötig, auch per Handy, Fax, Piepser oder unter meiner Privatnummer zu erreichen, wenn Sie oder Miranda irgendetwas brauchen. Sollten wir uns vorher nicht sehen, freue ich mich, Sie anlässlich der großen Soiree am Samstag persönlich kennen zu lernen. Herzlichst, Briget
Unter den Geldscheinen steckte ein zusammengefalteter Briefbogen von Runway mit einer Liste von nahezu hundert Rufnummern, die sämtliche Eventualitäten eines Aufenthalts in Paris abdeckten: vom angesagtesten Floristen bis zum Notfallchirurgen. Genau die gleiche Aufzählung fand sich auf der letzten Seite des minutiösen Reiseplans, den ich für Miranda erstellt hatte – unter Verwendung täglich aktualisierter, von Briget getreulich gefaxter Informationen. Mithin konnte eigentlich nur noch der Ausbruch des dritten Weltkriegs Miranda Priestly daran hindern, die Frühjahrskollektion mit einem Minimum an Stress, Ärger und Sorge in Augenschein zu nehmen.
»Vielen, vielen Dank, Stephan. Das ist wirklich eine große Hilfe.« Ich schälte trotz und alledem ein paar Scheine von dem Bündel für ihn ab, doch höflich wie er war, tat er, als hätte er sie nicht gesehen, und verdrückte sich eilig wieder Richtung Flur. Immerhin wirkte er mittlerweile erfreulich weniger verschreckt als noch vor Minuten bei unserer ersten Begegnung.
Nach einer ersten Orientierungsrunde in meinem neuen Reich glückte es mir in relativ kurzer Zeit, sämtliche Leute aufzutreiben, nach denen es Miranda vorhin gelüstet hatte; nun
endlich witterte ich eine Chance, mein müdes Haupt kurz auf dem fein gewirkten Leinenkissen abzulegen, doch kaum hatte ich die Augen geschlossen – klingelte das Telefon.
»Aan-dreh-aa, kommen Sie unverzüglich zu mir aufs Zimmer«, kläffte sie und war auch schon wieder aus der Leitung.
»Ja, Miranda, natürlich, Miranda, danke für die höfliche Anfrage. Es ist mir ein Vergnügen«, schwallte ich ins Leere, hievte meinen jetlaggeschädigten, scheinbar tonnenschweren Körper aus dem Bett und stakste unter Aufbietung aller noch verbliebener Konzentration über den absatzgefährdenden Teppichboden unseres kleinen Privatkorridors. Und wieder machte mir ein Zimmermädchen auf, als ich anklopfte.
»Aan-dreh-aa! Eben hat mich eine Assistentin von Briget angerufen und gefragt, wie viel Zeit sie für meine Ansprache bei dem Brunch heute einkalkulieren soll?« Sie blätterte in einer Kopie von Women’s Wear Daily , die irgendwer – vermutlich Allison, noch in leidiger Erinnerung an ihren vorherigen Job – ihr vorsorglich aus dem Büro zugefaxt hatte; zwei bildschöne Männer waren mit ihrem Haar und Make-up beschäftigt, derweil neben ihr auf dem antiken Tisch eine Käseplatte wartete.
Ansprache? Was für eine Ansprache? Außer Modenschauen stand für heute lediglich irgendeine Art Preisverleihung mit anschließender Häppchenfütterung auf dem Programm, die Miranda wie üblich nach einer Viertelstunde verlassen würde, um nicht vor Langeweile einzugehen.
»Entschuldigung – Sie sagten eine Ansprache?«
»Ganz recht.« Sie klappte die Zeitung zu, legte sie gemächlich einmal
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