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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Mantel«, sagte sie leise. Ob sie sich wohl fragte, wer ich war? Hatte sie es gar nicht bemerkt oder war es ihr egal, dass hier eine fast fremde Frau ihre Assistentin spielte? Nichts deutete darauf hin, dass sie mich wiedererkannte, obwohl das Vorstellungsgespräch erst gut vier Wochen her war.
    »Gewiss«, brachte ich heraus und ging zum Schrank, was leichter gesagt als getan war, da sie genau im Weg stand. Ich schob mich seitlich an ihr vorbei und passte auf, dass ich sie ja nicht streifte. Sie bewegte sich keinen Millimeter von der Stelle. Meine Hände schlossen sich um den Pelz, und ich fischte ihn vorsichtig heraus. Fast hätte ich ihn ihr zugeworfen, aber ich beherrschte mich in letzter Sekunde und hielt ihn ihr hin wie ein vollendeter Gentleman. Sie schlüpfte hinein und zückte ihr Handy.
    »Ich möchte heute Abend das BUCH sehen, Emily«, sagte sie und segelte hinaus, so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie die neugierige Frauenschar vor dem Vorzimmer, die sich bei ihrem Anblick blitzschnell in alle Winde zerstreute, wohl nicht einmal bemerkte hatte.
    »Ja, Miranda. Ich lasse es Ihnen von Andrea bringen.«
    Das war alles. Sie ging. Der Besuch, der in der ganzen Redaktion
für Panik und Hektik gesorgt und zu Make-up-Reparaturen und Kleiderwechseln geführt hatte, war nach knapp vier Minuten wieder vorbei. Und hatte, soweit ich das mit meinem ungeübten Blick beurteilen konnte, keinerlei Sinn oder Zweck gehabt.

8
    »Nicht hinsehen«, hauchte James, ohne die Lippen zu bewegen, wie ein Bauchredner. »Aber ich glaube, schräg hinter dir habe ich Reese Witherspoon erspäht.«
    Natürlich drehte ich mich sofort um. James war meine Neugier sichtlich peinlich, aber ich konnte nicht anders, Reese Witherspoon war schließlich eine meiner Lieblingsschauspielerinnen. Er hatte Recht: Sie war es, stand da, trank Champagner und warf lachend den Kopf in den Nacken. Ich konnte mein Glück kaum fassen.
    »James, Darling, ich freue mich ja so, dass du zu meinem kleinen Fest kommen konntest«, säuselte ein schlanker, attraktiver Mann, der sich zu uns gesellt hatte. »Und wen hast du mir denn hier mitgebracht?« Sie begrüßten sich mit einem Küsschen.
    »Marshall Madden, der Herr der Farben, das ist Andrea Sachs. Andrea ist...«
    »Mirandas neue Assistentin«, beendete Marshall den Satz für ihn. »Ich habe schon alles über Sie gehört, Kindchen. Willkommen in unserer Familie. Ich hoffe, Sie besuchen mich einmal. Ich verspreche Ihnen, wir tun etwas für ihren... Look.« Er strich mir liebevoll über den Kopf und verglich die Farbe meiner Haarspitzen mit der meines Haaransatzes. »Ja, ein Hauch Honig, und fertig ist das neue Supermodel. Lassen Sie sich von James meine Telefonnummer geben, okay? Wenn Sie bei Gelegenheit ein Stündchen frei haben, können Sie jederzeit vorbeikommen. Aber das ist wahrscheinlich leichter gesagt als getan, hm?«, trällerte er, während er schon auf Reese zuschwebte.

    James seufzte und blickte ihm sehnsüchtig nach. »Er ist ein Meister«, hauchte er. »Er ist der Beste. Der Größte. Ein echter Mann, und das ist noch untertrieben. Und wie er aussieht – zum Anbeißen.« Er war völlig hin und weg. Ein echter Mann? Dazu wäre mir bis dahin eher ein Sportstar eingefallen, aber doch kein Colorist!
    »Ja, er sieht wirklich blendend aus. Hast du schon mal was mit ihm gehabt?«
    »Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Er ist jetzt seit vier Jahren mit demselben Typen liiert. Nicht zu fassen. Vier Jahre! Seit wann gibt es denn so was, dass scharfe Schwule monogam sind? Das ist einfach nicht fair.«
    »Ach, nein? Und dass scharfe Heteros monogam sind, ist das etwa in Ordnung? Na ja, das heißt, bei meinem eigenen ist es schon okay.« Ich zog an meiner Zigarette und blies einen fast kreisrunden Rauchring.
    »Also, gib es zu, Andy. Du bist froh, dass du mitgekommen bist, nicht war? Oder willst du behaupten, das hier wäre nicht die größte Party aller Zeiten?«, sagte er schmunzelnd.
    Nachdem Alex unsere Verabredung abgesagt hatte, hatte ich mich doch noch entschlossen, James zu begleiten, hauptsächlich deshalb, weil er einfach nicht locker ließ. Ich hatte mir im Traum nicht vorstellen können, was wohl an einer Party für ein Buch über Haarsträhnchen spannend sein sollte, aber jetzt musste ich zugeben, angenehm überrascht worden zu sein. Als Johnny Depp auf James zusteuerte und ihn begrüßte, staunte ich, dass er nicht nur mehr als zwei zusammenhängende Wörter herausbringen konnte,

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