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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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ich hallo gesagt, aber dann fiel mir die letzte Begegnung mit Miranda wieder ein, bei der ich mich mit meinem Gestammel so bodenlos blamiert hatte, und in letzter Sekunde hielt ich die Klappe. Tischchen, Tischchen, Tischchen. Da war es ja. BUCH hinlegen. Okay, geschafft, und nun die Klamotten. Verzweifelt suchend blickte ich mich um, aber ich war so nervös, dass ich nichts fand, wo ich sie aufhängen konnte. Am Tisch war es still geworden. Obwohl sie mich mit Sicherheit beobachteten, sagte keiner ein Wort, kein Hallo, kein gar nichts. Nicht einmal die Mädchen schienen sich darüber zu wundern, dass eine wildfremde Frau in ihrer Wohnung herumtapste. Endlich entdeckte ich einen kleinen Garderobenschrank hinter der Tür. Vorsichtig hängte ich die Sachen auf die Kleiderstange.
    »Nicht in den Schrank, Emily«, rief Miranda mit Bedacht. »Auf die dafür vorgesehenen Haken.«
    »Oh, ach. Guten Abend.« Ja, spinnst du denn jetzt völlig? Halt den Mund! Sie will keine Antwort, sie will, dass du machst, was sie sagt. Aber ich konnte es mir einfach nicht verkneifen. Es war einfach zu absurd, dass mich keiner begrüßt hatte oder wissen wollte, wer ich war. Und sie hatte mich Emily genannt! Beliebte Miranda zu scherzen? War sie blind? Wusste sie wirklich nicht, dass ich nicht Emily war, die doch schon seit über einem
Jahr für sie arbeitete? »Ich bin Andrea, Miranda. Ich bin Ihre neue Assistentin.«
    Totenstille. Allumfassende, unerträgliche, endlose, ohrenbetäubende, quälende Stille.
    Ich wusste, wenn ich weiterredete, schaufelte ich mir mein eigenes Grab, aber ich konnte nicht anders. »Entschuldigen Sie bitte das Versehen. Ich hänge nur noch schnell die Sachen auf, dann bin ich auch schon wieder weg.« Du brauchst ihr keine Romane zu erzählen. Das interessiert sie doch sowieso nicht. Sieh einfach zu, dass du die Biege machst. »Also dann, guten Appetit noch. Es war schön, Sie kennen gelernt zu haben.« Ich wandte mich zum Gehen. Nicht zu fassen! Ich musste wirklich von allen guten Geistern verlassen sein. Nicht nur, dass ich überhaupt etwas sagte, ich redete auch noch den letzten Stuss. Schön, Sie kennen gelernt zu haben? Als ob ich auch nur mit einem von ihnen ein Wort gewechselt hätte.
    »Emily!«, raunzte es hinter mir her, als ich schon die Hand auf der Türklinke hatte. »Emily, so etwas kommt mir nie wieder vor, verstanden? Wir wollen nicht gestört werden.« Dann ging wie von selbst die Tür auf, und ich stand wieder im Korridor. Das ganze Debakel hatte keine Minute gedauert, aber ich fühlte mich so erledigt, als ob ich gerade durch ein Fünfzigmeterbecken geschwommen wäre, ohne auch nur ein einziges Mal Luft zu holen.
    Ich ließ mich auf die cremefarbene Wildlederbank neben der Tür sinken und schnaufte ein paar Mal ganz tief durch. Dieses Weib! Als sie mich das erste Mal Emily genannt hatte, mochte es noch ein Versehen gewesen sein, aber beim zweiten Mal hatte sie es mit voller Absicht gemacht. Wenn man einen Menschen durch totale Missachtung noch nicht ganz klein gekriegt hat, gibt man ihm den Rest, indem man ihn vorsätzlich mit dem falschen Namen anredet. Dass ich bei Runway zu den niedersten Lebensformen gehörte, hatte ich schon längst kapiert, nicht zuletzt dank Emily, die sich keine Gelegenheit entgehen ließ,
mir meine Minderwertigkeit unter die Nase zu reiben. Aber musste Miranda nun unbedingt auch noch in dieselbe Kerbe hauen?
    Wahrscheinlich wäre ich die ganze Nacht dort sitzen geblieben und hätte im Geiste Granaten gegen die Tür von PH A abgefeuert, wenn mich nicht plötzlich ein leises Räuspern aus meinen Rachefantasien gerissen hätte. Es kam von dem kleinen, traurigen Fahrstuhlführer, der geduldig auf mich wartete.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich, als ich einstieg.
    »Kein Problem«, wisperte er, ohne den Blick zu heben. »Mit der Zeit wird es besser.«
    »Wie bitte? Ich hab Sie leider nicht verstanden. Was haben Sie gesagt?«
    »Nichts, gar nichts. So, da wären wir. Einen schönen Abend, Miss.«
    In der Lobby wurde ich schon von Emily erwartet, die laut in ihr Handy sprach. Als sie aus dem Lift stieg, klappte sie es zu.
    »Na, wie war’s? Keine Probleme, oder?«
    Wenn ich nicht genau gewusst hätte, dass sie mich sowieso nur zusammenstauchen würde, hätte ich ihr erzählt, was sich oben abgespielt hatte. Schade, dass sie keine verständnisvollere Kollegin war, denn eigentlich hätten wir ein prima Team abgegeben.
    »Alles glatt gelaufen. Wie geschmiert. Sie saßen beim

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