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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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geworden, mich von einem Chauffeur durch die Gegend kutschieren zu lassen. Dass ich mit Hollywoodstars eine Party feierte, war kaum noch der Rede wert. Und da sollte ich mich von einem Handkuss des wohl begehrtesten New Yorker Junggesellen beeindrucken lassen? Das zählt alles nicht, rief ich mir ins Gedächtnis. Das gehört zu dieser anderen Welt, und diese andere Welt ist nichts für dich. So spannend und aufregend sie von außen auch aussehen mag, du würdest darin ganz schnell den Boden unter den Füßen verlieren. Aber ich konnte den Blick nicht von meiner Hand losreißen, auf der ich noch den sanften Druck seiner Lippen zu spüren meinte. Entschlossen steckte ich sie schließlich in meine Tasche, holte das Handy heraus und rief Alex an. Aber was, wenn überhaupt, sollte ich ihm bloß erzählen?

9
    Es dauerte zwölf Wochen, bis ich anfing, mich mit den Designerklamotten einzudecken, die mir bei Runway regelrecht nachgeschmissen wurden. Zwölf unendlich lange Wochen mit 14-Stunden-Tagen und höchstens fünf Stunden Schlaf. Zwölf elendig lange Wochen, in denen ich mich tagein, tagaus von oben bis unten inspizieren lassen musste, ohne ein einziges Wort des Lobes oder wenigstens der Anerkennung zu hören. Zwölf grauenvoll lange Wochen, in denen ich mir dumm, inkompetent und rundum unbedarft vorkam. Zu Beginn meines vierten Runway -Monats gab ich mich geschlagen. Ich beschloss, eine neue Frau zu werden und mich dementsprechend in Schale zu schmeißen.
    Bis dahin hatte mir die morgendliche Kleiderwahl die letzten Kräfte geraubt. Selbst ich sah ein, dass es wesentlich praktischer gewesen wäre, eine Runway -kompatible Garderobe zu besitzen. Jeder Morgen war schlimm, aber das Anziehen war das Allerschlimmste daran. Der Wecker rappelte so früh, dass ich es nicht über mich brachte, irgendjemandem davon zu erzählen, als ob allein die Erwähnung dieser Uhrzeit einen Schmerzreiz auslöste. Pünktlich morgens um sieben Uhr im Büro anzutanzen, war so schwierig, dass es schon fast wieder ans Komische gegrenzt hätte, wenn mir nicht viel eher nach Weinen zumute gewesen wäre. Natürlich war es auch früher schon vorgekommen, dass ich um sieben nicht mehr im Bett lag, weil ich zum Beispiel am Flughafen eine bestimmte Maschine erwischen wollte oder in letzter Sekunde noch für eine Prüfung büffeln musste. Ansonsten
kannte ich diese Uhrzeit fast nur als das Ende einer durchgefeierten Nacht, nicht gerade ein Schreckensszenario, wenn man gemütlich ausschlafen konnte. Doch nun lagen die Dinge anders. Hier handelte es sich um einen konstanten, nicht nachlassenden, unmenschlichen Schlafentzug. Ich konnte machen, was ich wollte, aber ich schaffte es nie, vor zwölf ins Bett zu kommen. In den letzten zwei Wochen war es besonders schlimm gewesen, da die Arbeit am Frühjahrsheft in der entscheidenden Phase war und ich manchmal bis kurz vor elf in der Redaktion hocken musste, bis das BUCH fertig war. Meistens war es schon nach Mitternacht, wenn ich endlich zu Hause einlief, und dann musste ich schließlich auch noch was essen und mich aus den Klamotten schälen, bevor ich wie eine Tote einschlief.
    Für mich war die Nacht um 5.30 Uhr mit einem Schrillen zu Ende. Ich zwang mich, einen Fuß unter der Bettdecke raus und in Richtung Wecker zu strecken (der strategisch so platziert war, dass ich mich bewegen musste, um an ihn ranzukommen). Ich stocherte so lange mit den Zehen herum, bis ich einen Treffer landete und das Geplärr aufhörte. So ging es in Siebenminutenintervallen weiter, bis ich um 6.04 Uhr in heller Panik aus dem Bett und in die Dusche stürzte.
    Danach folgte der Kampf mit dem Kleiderschrank, normalerweise zwischen 6.31 und 6.37 Uhr. Lily, die in ihrer Uni-Einheitskluft aus Jeans, Sweatshirt und Hanfhalskette selbst nicht gerade als die große Modeexpertin daherkam, staunte jedes Mal, wenn wir uns trafen: »Sag mal, was für Sachen ziehst du eigentlich ins Büro an? Deine Klamotten sind okay, aber damit kannst du dich doch nicht bei Runway blicken lassen.«
    Ich behielt wohlweislich für mich, dass ich genau aus diesem Grund in den ersten Monaten extra früh aufgestanden war, finster entschlossen, meinen sportlich lässigen Look ein bisschen auf Runway zu trimmen. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand stand ich morgens eine halbe Stunde vor dem Kleiderschrank und quälte mich endlos mit Stiefeln und Gürteln, Wollstoffen
und Mikrofasermaterial ab. Wenn ich fünfmal die Strümpfe gewechselt hatte, um den richtigen Farbton

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