Der Teufel trägt Prada
Essen. Ich hab alles genauso gemacht, wie du gesagt hast.«
»Gut. Und genauso machst du es von nun an jeden Abend. Hinterher lässt du dich mit der Limousine nach Hause bringen. Und was ich noch sagen wollte: Viel Spaß auf Marshalls Party. Ich wollte eigentlich auch hin, habe aber einen Termin im Kosmetikstudio. Heißwachsbehandlung der Bikinizone. Du würdest es nicht glauben, aber das Studio ist für die nächsten zwei Monate ausgebucht! Um diese Jahreszeit! Das sind wahrscheinlich die ganzen Frauen, die Winterferien in der Karibik machen. Aber ich kann trotzdem nicht verstehen, warum alle New Yorkerinnen
eine Wachsbehandlung der Bikinizone brauchen. Na ja, damit muss man wohl leben.«
Mir dröhnte der Kopf von ihrem sinnlosen Geschnatter. Wenn ich vorher gewusst hätte, dass sie sich stundenlang über Haarentfernung im Intimbereich ergehen wollte, hätte ich mich vielleicht doch lieber von ihr zusammenstauchen lassen.
»Tja, Pech aber auch. Ich muss langsam los. Ich habe James gesagt, dass wir uns um neun treffen, und jetzt ist es schon zehn nach. Bis morgen dann.«
»Bis morgen. Ach, noch etwas. Eh ich es vergesse. Du weißt ja inzwischen doch schon ziemlich gut, wie bei uns der Hase läuft. Deshalb fange ich ab morgen erst um acht Uhr an; du kommst weiterhin um sieben. Miranda weiß Bescheid. Die Seniorassistentin fängt später an, weil sie sehr viel stärker gefordert wird.« Ich wäre ihr fast an die Gurgel gegangen. »Du erledigst dann die täglichen Routinesachen, alles so, wie ich es dir beigebracht habe. Im Notfall kannst du mich auch anrufen, aber du müsstest es mittlerweile auch allein schaffen. Bye!« Sie sprang in die zweite Limousine.
»Bye!«, trällerte ich ihr mit einem strahlend falschen Lächeln nach. Als mein Fahrer aussteigen wollte, um mir die Tür aufzuhalten, bedeutete ich ihm, dass ich es schon alleine schaffen würde. »Zum Plaza, bitte.«
James wartete draußen auf der Treppe auf mich, obwohl es mindestens 5 Grad unter null war. Er hatte sich in der Zwischenzeit zu Hause umgezogen. In der schwarzen Wildlederhose und dem weißen Rippenrolli, der seine winterliche Selbstbräunerbräune äußerst vorteilhaft zur Geltung brachte, sah er wie ein Strich in der Landschaft aus – allerdings ein schrankartiger Strich. In meinem Gap-Mini, den ich immer noch trug, machte ich outfitmä ßig nicht halb so viel her.
»Hallo, Andy! Na, hast du das BUCH heil abgeliefert?« Während wir vor der Garderobe anstanden, um unsere Mäntel abzugeben, erblickte ich als erstes Brad Pitt.
»Ich halt’s im Kopf nicht aus! Brad Pitt ist hier?«
»Na ja, Marshall macht Jennifer die Haare. Das heißt, sie müsste sich hier auch irgendwo herumtreiben. Nächstes Mal glaubst du mir lieber, dass es sich lohnt, sich an meine Fersen zu heften. Komm, wir holen uns was zu trinken.«
Erst Brad Pitt, dann Reese Witherspoon und Johnny Depp. Der Abend verging wie im Flug. Um ein Uhr hatte ich vier Drinks intus und unterhielt mich prächtig mit einer ModeAssistentin der Vogue . Unser Thema? Gewachste Bikinizonen! Und es machte mir nicht das Geringste aus. Im Gegenteil. Mann , dachte ich, während ich mir auf der Suche nach James einen Weg durch die Menge bahnte und mal auf Verdacht in Richtung von Jennifer Aniston hinüberlächelte, diese Party ist echt nicht übel . Aber ich war beschwipst, und ich musste in sechs Stunden wieder im Büro antreten. Als ich James endlich aufgespürt hatte, war er in einen Flirt mit einem Coloristen aus Marshalls Salon vertieft. Ich wollte mich gerade klammheimlich wieder davonstehlen, als mir jemand die Hand auf den Rücken legte, genauer gesagt, ins Kreuz.
»Hey«, sagte der tolle Typ, den ich in der Ecke neben dem Büchertisch erspäht hatte. Ich wartete auf eine Entschuldigung; wahrscheinlich hatte er mich von hinten mit seiner Freundin verwechselt. Aber er grinste mich bloß unverschämt an. »Sie sind ja nicht sehr gesprächig.«
»Aber Sie, ja? Zählt das heute schon als Wortgewandtheit, wenn man das Wörtchen hey über die Lippen bringt?« Andy! Halt dein loses Mundwerk! Da wirst du auf einer Promiparty aus heiterem Himmel von einem traumhaften Typen angebaggert, und dir fällt nichts Besseres ein, als ihm gleich kontra zu geben? Aber ihm schien diese ruppige Behandlung nichts auszumachen, im Gegenteil. Er grinste sogar noch frecher.
»Sorry«, sagte ich zerknirscht. »Fangen wir noch mal von vorne an? Ich heiße Andrea. So, das war doch schon viel besser.« Ich gab ihm
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