Der Teufel und die Lady
sie wusste nicht so recht, was sie tun sollte.
Sie drehte den Kopf zur Seite, spähte in den Innenhof und hoffte auf das Zeichen. Aber draußen standen nur ein paar Männer, Pferde und Bedienstete. Als James ihrer Blickrichtung folgte, ging er zur Fensteröffnung und zog den Vorhang zu. Nein! Ihr musste es irgendwie gelingen, den Vorhang wenigstens einen Spaltbreit wieder aufzuziehen, wenn sie die Kerze in Adeles Fenster sehen wollte. Aber es dauerte noch Stunden, bis es Nacht wurde. Sie hatte viel Zeit.
Montgomery kehrte zu ihr zurück, und Brenna fiel es schwer, nicht auf sein Geschlecht zu starren, schließlich wollte sie sich den Anblick für ihre Gemälde einprägen.
„Für eine Jungfrau seid Ihr ziemlich neugierig.“
Sie hob ruckartig den Kopf und sah ihm ins Gesicht. Ein selbstgefälliges Schmunzeln umspielte seine Mundwinkel. Arrogant. Er war wunderschön, und er wusste es. Komplett makellos und einzigartig.
Genau wie Gwyneth.
Ganz anders als sie selbst.
Sie schluckte und hob befangen die Hand zu der Narbe auf ihrer Wange. Wenigstens trug sie noch die Haube und den Schleier, sodass man ihr ungleichmäßig abgeschnittenes Haar nicht sehen konnte. Vor lauter Faszination hatte sie ganz vergessen, wie die meisten Männer auf ihr Aussehen reagierten.
Montgomery trat vor und berührte die Narbe, indem er sie mit dem Zeigefinger sanft nachzeichnete. Wieder erschauerte Brenna und senkte den Kopf.
Er hob ihr Kinn an und zwang sie, ihn wieder anzuschauen. „Was ist geschehen?“ Er wirkte eher interessiert als abgestoßen.
„Ich habe sie schon, seit ich klein war. Meine Neugier hat mich oft in Schwierigkeiten gebracht“, wich sie aus.
Er lächelte. „Ich mag Eure Neugier, aber Ihr seid kein Kind mehr. Wir haben den ganzen Tag und die Nacht Zeit, Ihr könnt mich also begutachten, solange Ihr wollt.“
Sie zuckte zusammen und fragte sich, was für ein Spiel er da spielte. Sie war davon ausgegangen, dass er rücksichtslos über sie herfallen würde, stattdessen nahm er seelenruhig die Rolle des Verehrers ein, der es ihr gestattete, seinen Körper nach Belieben zu erkunden.
Es klopfte an der Tür, wodurch der peinliche Moment unterbrochen wurde. Gott sei Dank.
Ein Mann, der einen Holzzuber trug, trat ein, gefolgt von Bediensteten, die Eimer mit heißem Wasser schleppten.
Montgomery forderte sie auf, den Badebottich neben das Bett zu stellen, seine Nacktheit schien ihn nicht weiter zu bekümmern. Er lehnte sich mit der Hüfte an die Matratze, verschränkte die Arme vor der Brust und sah gleichgültig zu, wie die Männer das Wasser in das Holzgefäß schütteten. Er verhielt sich so gelassen, als wäre er angezogen und bereit für ein Gespräch im Salon der Königin.
Brennas Wangen glühten. Da sie es gewohnt war, sich wegen ihrer Gemälde mit erotischen Themen zu befassen, war es Jahre her, dass es jemand geschafft hatte, sie so gründlich aus der Fassung zu bringen. Wenn seine Leute es seltsam fanden, dass er nackt war, so ließen sie sich jedenfalls nichts davon anmerken. Lief ihr Herr öfter unbekleidet vor ihnen herum?
Nachdem die Männer wieder gegangen waren, stieg Montgomery langsam in den dampfenden Zuber. Er musste die Knie stark anziehen, damit er überhaupt hineinpasste. Glitzernde Tropfen rannen über seinen Körper, als er ein paar Hände voll Wasser über sich schüttete.
Brenna wünschte, sie hätte ihn so malen können.
„Habt Ihr Seife?“, fragte er.
„Ja, hm, ja.“ Sie sah sich um und versuchte ihre Verwirrung darüber abzuschütteln, dass ein nackter Krieger sich in ihrer Kammer befand, als wäre er einem ihrer Gemälde entsprungen. „Ich hole welche.“
Auf dem Weg zum Paravent blickte sie verstohlen auf das Heft des Dolchs in ihrem Mieder, um sich Mut zu machen. Die Waffe war in den Falten ihres Hochzeitsgewands gut versteckt. Wie seltsam, vollständig bekleidet zu sein – noch dazu so elegant –, während Montgomery nackt war.
Hinter dem Paravent nahm sie die Hörnerhaube ab, stellte sie auf einen kleinen Tisch und befestigte nur den Schleier mit Haarnadeln an ihrem Kopf, um ihr abgeschnittenes Haar zu verbergen. Wie konnte ihre Schwester bloß so ein Gestell ertragen, ohne furchtbare Kopfschmerzen zu bekommen?
Sie nahm einen Baumwolllappen und ein Stück Seife und legte beides auf den Rand des Bottichs. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als ihr klar wurde, dass Montgomery von ihr erwartete, ihn zu waschen.
Eine einzigartige Gelegenheit, den männlichen Körper zu
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