Der Teufel und die Lady
Verdacht.
Brenna dachte nicht länger nach. Sie riss den Dolch aus ihrem Mieder und stürzte sich auf Montgomery.
„Was zum …“ Er versuchte auszuweichen.
Die Klinge blieb dicht unter seinem Schlüsselbein stecken. Er stöhnte auf. Blut sickerte in einem feinen Faden über seine Brust.
Brennas Herzschlag stockte. Sie wich zurück, als sie erkannte, was sie getan hatte. Sie hatte zu nahe vor ihm gestanden. So etwas hatte sie nie geübt. Sie hätte den Dolch schleudern müssen, anstatt geradewegs zuzustechen. Plötzlich wurde ihr schlecht und ihre Knie drohten nachzugeben.
Wie vom Donner gerührt starrte er sie an, seine Hand fuhr zum Heft des Dolches. „Gnade dir Gott, Frauenzimmer!“
Brenna bekam eine Gänsehaut, ihre Handflächen wurden feucht. Von Panik erfüllt drehte sie sich um und rannte den Flur entlang.
5. KAPITEL
Die Gerechtigkeit verlangte, dass sie des Verrats angeklagt wurde, genau wie ihr Vater.
Zorn trübte seinen Blick, als er seine Gemahlin am Oberarm packte und sie auf das Bett schleuderte. Sein Stolz war verletzt und forderte Vergeltung. In seinem Kopf ertönte die hämische Stimme seines Vaters: „Einfältiger Narr! Du bist viel zu weich für einen Anführer. Ein unwürdiger Sohn.“
James zwang sich, seine geballten Fäuste zu öffnen, denn sonst hätte er sie womöglich mit bloßen Händen erschlagen.
Ein stechender Schmerz breitete sich in seiner Brust aus, ausgehend von der Stichwunde. Die Klinge steckte nicht tief in seiner Schulter, trotzdem verursachte sie bei jeder Bewegung Höllenqualen. Er atmete tief durch und sah Brenna bewusst nicht an, damit er gar nicht erst in Versuchung geriet, den Dolch in ihre Richtung zu schleudern. Mit einem kräftigen Ruck zog er ihn aus seiner Schulter. Er stöhnte auf, Blut rann über die Klinge und über seine Brust.
Brenna hatte sich inzwischen mühsam in eine kniende Stellung aufgerichtet. Ihre Hände zitterten, trotzdem warf sie ihm wütende Blicke zu.
James zwang sich, sich zu beruhigen und an seine Pflichten dem König gegenüber zu denken.
„Schwächling“ , höhnte sein Vater und wandte sich damit an James’ dunkle Seite, die dieser Frau auf der Stelle die Kehle durchschneiden wollte, ohne Rücksicht auf die Folgen und die üble Nachrede, er hätte seine Braut ermordet. Mit äußerster Willenskraft verdrängte er die Stimme seines Erzeugers. Mit Wut diente er seinem Land nicht gerade. Trotzdem, seine Leute würden anmaßend werden, wenn sich herumsprach, dass er seine eigene Gemahlin nicht unter Kontrolle hatte. Sehr schnell konnte dann aus dem Vollstrecker des Königs ein Pantoffelheld werden.
Er zwang sich, den Dolch fallen zu lassen. Mit langsamen, bedächtigen Bewegungen zog er seine Beinlinge an, während er sich Gedanken über das weitere Schicksal seiner Frau machte.
Anfangs hatte er geglaubt, die Nachricht, mit der er zu dieser Burg gelockt worden war, hätte von ihrem Vater gestammt. Jetzt begriff er, dass auch sie eine Schlüsselrolle bei der Intrige spielte, den König vom Thron zu stürzen.
Wenn er sie nach London brachte, würde der König sie foltern lassen. Wahrscheinlich überließ er sie auch seinen Soldaten. „Überlass sie deinen Männern“, spottete sein Vater, „nur ein Schwächling würde ihr die Gnade eines schnellen Todes erweisen.“
Nein, das würde er nicht zulassen. Nicht einmal in ihrem Fall. Er wollte sie hinrichten, aber nicht hier in diesem Schlafgemach. Denn dann würden das Burgvolk und alle anderen Rebellen in England sie zur Märtyrerin erklären.
Montgomery hatte einen Entschluss gefasst. Er streckte den Arm nach ihrem Bein aus.
Brenna wich ängstlich zurück und raffte ihr üppiges Hochzeitsgewand zusammen.
Diese erneute unbotmäßige Reaktion versetzte ihn so in Rage, dass er sie nur noch wie durch einen roten Nebel sah. „Herunter von diesem verdammten Bett, sonst töte ich Euch hier und jetzt!“
Sie starrte ihn an, machte aber keine Anstalten aufzustehen.
Er trat einen Schritt zurück. Er musste sie hinunter in den Hof bringen, ehe er sie hinrichtete. Er durfte dem Zorn nicht nachgeben, der in ihm raste.
„Weichling“ , höhnte die dunkle Stimme.
Brenna schluckte krampfhaft, während sie beobachtete, wie Montgomery seinen Gürtel anlegte und in seine Stiefel schlüpfte. Sollte sie um Hilfe schreien? Sich wehren? Fliehen? Sein Verdruss war fast greifbar, und seine Drohung hing noch immer im Raum. „Was werdet Ihr mit mir …“
Die Worte erstarben ihr auf den Lippen,
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