Der Teufel und die Lady
Sie blinzelte und versuchte, ihre Fassung wiederzugewinnen.
„Habt Ihr denn keine Angst?“
„Angst?“, wiederholte sie verwirrt.
„Mich in Euch zu spüren.“
Sein sanfter Tonfall verunsicherte sie. „Ich … nun …“ Ihr wurde schlagartig klar, dass sie keine Angst hatte, weil sie gar nicht an den Akt selbst, sondern nur an die Schönheit seines Körpers gedacht hatte. Sie brauchte auch gar keine Furcht davor zu haben, denn sie hatte vor, ihn zu töten, bevor es dazu kam. Sie senkte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf ihre Beichte. Vergib mir, Vater …
„Kommt, Gemahlin, Ihr habt jetzt so lange Zeit gehabt, Euch mit meinem Körper vertraut zu machen. Jetzt möchte ich auch Euren sehen.“
„Nein!“ Sie fasste sich sofort wieder und setzte ein angestrengtes Lächeln auf. Ohne ihre Kleidung würde er den Dolch entdecken – und dann war ihr Vorhaben gescheitert. Ihr Vater würde gehängt werden, ihre Schwestern geschändet. Sie durfte jetzt nicht schwach werden. „Verzeiht mir, Mylord“, bat sie einschmeichelnd. „Ich scheine doch nervöser zu sein, als ich anfänglich dachte. Wenn Ihr Euch vielleicht einfach nur auf das Bett legen könntet, damit ich Euch noch eine Weile berühren kann. Wie Ihr sagtet, haben wir den ganzen Tag und die Nacht Zeit, diese Ehe zu vollziehen.“
Ein raubtierhaftes Funkeln lag in seinen Augen, aber er ging tatsächlich zum Bett, legte sich darauf und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
Ihr Mund wurde trocken. Sie betrachtete seine Brust und überlegte wieder, wo genau sich sein Herz befinden musste. Eigentlich war es eine Schande, einen so vollkommen gebauten Mann zu töten. Vielleicht …
In diesem Moment ertönten ein gellender Schrei und wütendes Bellen draußen vor der Tür.
Brenna erschrak. Adele und Panthos!
Sie eilte zur Tür und riss sie auf. Im Flur vor dem Treppenschacht des Turms wurde Adele gerade von zwei kräftigen Soldaten zu Boden gezerrt. Ihr Stock lag ein Stück von ihr entfernt, ihr schwarzes Haar war zerzaust.
„Adele!“, schrie Brenna entsetzt. „Aufhören! Hört auf!“
Die Männer beachteten sie gar nicht. Der eine warf sich auf Adele und schob ihr den Rock nach oben, der andere hielt den zähnefletschenden Mastiff fest.
„Adele!“ Brenna rannte los, um ihre Schwester zu retten, doch plötzlich prallte sie gegen etwas, das sich wie eine Mauer anfühlte. Montgomery! Einen Moment lang war sie verblüfft, dann schob sie sich an ihm vorbei.
Er packte ihren Arm und zog sie zurück. „Nein!“
„Aber sie tun meiner Schwester weh!“
Während sie vergeblich versuchte, sich seinem Griff zu entwinden, versuchte Montgomery sich einen Überblick über das zu verschaffen, was sich auf dem Flur vor seinen Augen abspielte.
Adele tastete vergeblich nach ihrem Stock, und einer der Männer mühte sich ab, seine Beinlinge herunterzuziehen. Der Mastiff wirbelte herum und biss den Mann, der ihn festhielt, worauf dieser nach dem Hund trat. Keiner ließ den jeweils anderen jedoch los.
„Aufhören!“, brüllte Montgomery.
Die Männer sahen auf. Montgomery fuhr sich mit der Handkante über die Kehle. Die Botschaft war eindeutig – wenn die Männer weitermachten, würden sie den Tod finden.
Brenna hielt überrascht den Atem an. Er war ein Ungeheuer. Was scherte es ihn also, ob ihre Schwester geschändet wurde? Schließlich waren all diese Männer hier, um die Burg ihrer Familie zu erobern. Dieser ganze Ehebund war nichts weiter als eine vom Gesetz erlaubte Schändung.
Adele kam unsicher auf die Beine. Ohne ihren Stock schwankte sie. Benommen sah sie sich um und entdeckte Brenna. „Tu es!“, rief sie. „Tu es jetzt!“
Brenna hatte keinen Zweifel daran, was sie meinte.
„Das ist unsere einzige Chance!“
Panthos wollte bellend zu ihr springen, aber die Männer rangen ihn zu Boden.
Plötzlich sah sie alles ganz deutlich vor sich. Es gab nur zwei Dinge, die im Hochzeitsgemach passieren würden – sie musste entweder die Ehe vollziehen oder den Vollstrecker töten. Wenn sie diesen Mann nicht vernichtete, waren sie und ihre Schwester über kurz oder lang Montgomerys Männern ausgeliefert. Und Panthos würde ohne Zweifel den Tod finden.
„Tu es!“, rief Adele wieder. „Bevor sie uns alle schänden oder ermorden! Wir können entkommen, wenn wir jetzt handeln. Ich weiß, wie wir hier herauskommen, und unsere Leute stehen bereit.“
Es war die beste Gelegenheit. Montgomery war nackt, unbewaffnet und ohne jeden
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