Der Teufel und die Lady
die Pergamente.
Stattdessen ging er zum Bett zurück, zog die Vorhänge auf und setzte sich. Es war eine Erleichterung für Brenna, ihn nicht mehr so dicht bei sich zu haben.
Ihre Bettlaken waren nicht mit Spitze und Schleifen besetzt wie die von Gwyneth. Sie waren eher schlicht, trotzdem wirkte er seltsam fehl am Platze zwischen den Kissen. Unter dem Gewicht seiner Rüstung gab die Matratze tief nach, und die Bettvorhänge zitterten leicht.
Ihr Blick fiel auf das große Gemälde, das den Kampf zwischen dem Erzengel Michael und dem Teufel zeigte. Ja, auch sie hatte gegen einen Teufel zu kämpfen.
Plötzlich hörte sie, wie er mit der Hand rhythmisch auf seinen Oberschenkel schlug. „Wenn Ihr mich noch einmal verärgert, lege ich Euch übers Knie und verabreiche Euch die Tracht Prügel, die Ihr verdient.“
Sie setzte ihre hochmütigste Miene auf. „Ich bin kein Kind, das man einfach übers Knie legt, Sir.“
„Nein, aber Ihr seid eine Gemahlin, die lernen muss, sich zu benehmen.“
Sie wandte sich wieder ihrer Aufgabe zu und bearbeitete wütend die Eierflecken auf dem Pergament. „Immerhin packe ich mein Malzubehör zusammen, wie Ihr es befohlen habt, oder etwa nicht?“
„Ihr sagtet, Ihr würdet jede Strafe annehmen, die ich Euch auferlege.“ Er lehnte sich an einen der Bettpfosten.
„Damit meinte ich nicht, dass ich es mir wortlos gefallen lassen würde, wenn Ihr mich verprügelt.“
Er sah zu der geschlossenen Kammertür. „Verstoßt Ihr schon jetzt gegen unsere Abmachung? Soll ich Euren Vater holen und das zu Ende bringen, womit wir unten angefangen haben?“
Ihr Zorn wich eiskalter Furcht. Er konnte immer noch ihren Vater und ihre Schwestern umbringen lassen. „Nein.“
„Ihr sagtet, ‚bestraft mich wie Ihr wollt‘, nicht wahr?“
Ja, genau das hatte sie gesagt. Am liebsten hätte sie es abgestritten, aber das konnte sie nicht.
Ein Funken flammte in seinen nachtblauen Augen auf, warm und eindringlich. Einen Augenblick lang wirkte sein Gesicht so atemberaubend männlich und makellos, dass sie sich danach sehnte, einen ihrer Pinsel zu nehmen und dieses Blau seiner Augen und die langen Wimpern zu malen. Sie verdrängte den aberwitzigen Gedanken.
Er krümmte den Zeigefinger und lockte sie zu sich. „Kommt her, meine gefangene Gemahlin.“
4. KAPITEL
Ihre Faszination verflog schlagartig. Hatte er wirklich vor, sie jetzt übers Knie zu legen? Sie betrachtete seine starken Hände, bestimmt konnte er schmerzhaft zuschlagen. Wenn nur nicht das Leben ihrer Familie auf dem Spiel gestanden hätte! Wenn Adele doch nur das Zeichen geben würde …
Sie nahm all ihren Mut zusammen und ging auf Montgomery zu. Ihr Herz klopfte rasend schnell – und sie befürchtete das Schlimmste.
Als sie vor ihm stand, nahm er ihr Kinn zwischen die Finger und drehte ihr Gesicht von einer zur anderen Seite. Sie zwang sich, es über sich ergehen zu lassen. Körperlich gegen ihn anzukämpfen, würde sie nicht zum Sieg führen. Sie hatte nur eine Chance – den Dolch –, und den konnte sie wegen seiner Rüstung noch nicht benutzen. Die Furcht hatte sie noch immer fest im Griff.
Nach einer halben Ewigkeit ließ er ihr Kinn los. „Sehr schön. Eure Fügsamkeit nützt Euch mehr als Euer Aufbegehren. Und nun helft mir aus dieser Rüstung, mir ist sehr warm.“
Sie atmete erleichtert auf, weil er sie offenbar doch nicht verprügeln wollte, und unterdrückte ein Lächeln. Ohne diese Rüstung war es eindeutig einfacher, ihn umzubringen. Allerdings durfte sie sich jetzt nicht zu eifrig zeigen, sonst schöpfte er Verdacht. Sie nahm sich fest vor, ihre Zunge im Zaum zu halten und sich nicht provozieren zu lassen. Sie würde auf Adeles Zeichen warten und sich danach, wie besprochen, von Panthos durch den Wald führen lassen.
Montgomery streckte einen Arm aus, damit sie die Schließen seiner Unter- und Oberarmschienen und des Schulterpanzers öffnen konnte. Als sie die gewölbten Platten beiseitelegte, konnte sie nicht umhin, die Gewaltigkeit seines immer noch vom Kettenhemd bedeckten Arms zu bewundern. Montgomery spannte die enormen Armmuskeln an, und die Kettenmaschen klirrten leise.
So dicht vor ihm stehend, konnte Brenna ihn atmen hören. Ein leises, beinahe flüsterndes Geräusch, das sich zerbrechlich anhörte im Vergleich zu dem kraftvollen, muskulösen Mann vor ihr. Das Leben war genauso – zerbrechlich und unsicher, selbst für einen Mann seiner Größe. Deswegen fand sie es ja so verlockend, flüchtige Momente
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