Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Trapp
Vom Netzwerk:
schwang.
    „Dein Rang als Vollstrecker hat dir das Gehirn vernebelt. Benutze sie doch als Pfand, als Schachfigur.“
    Brenna drehte den Kopf so weit sie konnte, um das Gesicht ihres Mannes sehen zu können. Wirkte er milder gestimmt? Fieberhaft dachte sie nach, was sie sagen konnte, das die Waagschale zu ihren Gunsten ausschlagen lassen würde. „Bitte, Mylord. Schenkt mir das Leben, und ich werde nicht länger gegen Euch ankämpfen.“ Ihr Stolz litt darunter, dass sie ihren Vorsatz aufgab, nicht zu betteln. Aber tot nützte sie ihrer Familie nicht. Vielleicht konnte sie ihn zu einem späteren Zeitpunkt vergiften. Es hieß ja immer, Verrat und Gift wären die Waffen der Frauen. Allerdings trieben die Männer selbst sie dazu, denn welche Wahl hatte eine Frau schon in dieser Welt voller Kriege und Gewalt?
    Montgomery blieb mit erhobener Axt reglos stehen. „Abfall ist mehr wert als Euer Wort.“
    Sie schluckte und hielt den Atem an. Ihr fiel nichts mehr ein, was sie noch sagen konnte. Sie presste die Stirn gegen den Holzblock, schloss die Augen und fing an innerlich zu beten, trotz ihrer Wut auf Gott, weil sie als Frau zur Welt gekommen war. Nein, sie würde Montgomery nicht noch einmal bitten.
    Ganz langsam senkte er die Axt, bis die Klinge Brennas Nacken berührte. Das scharfe, kalte Metall bewirkte, dass ihr das Blut in den Adern gefror.
    Ein Moment nach dem anderen verstrich.
    Ihre Angst steigerte sich ins Unermessliche. Es fiel ihr immer schwerer zu atmen. Sie schlug die Augen auf, voller Empörung, weil er den Moment immer weiter hinauszögerte und einfach seelenruhig dastand, während sie am ganzen Leib zitterte. Furcht und Entsetzen drohten sie zu überwältigen. Wenn sie schon eine Frau sein musste, warum dann nicht wenigstens eine von denen, die ständig in Ohnmacht fielen? „Verdammt! Bringt es endlich hinter Euch!“, rief sie, als sie glaubte, es nicht länger aushalten zu können.
    Die Axtklinge verrutschte ein wenig und ritzte ihre Haut. Angespannt wie Brenna war, kam das für sie einem Todesstoß gleich. Sie zuckte wie von einem Krampf geschüttelt zusammen.
    Neue Panik erfüllte sie bei dem Gedanken, dass es ihm vielleicht mehr Spaß machte, sie langsam zu enthaupten, anstatt ihr den Kopf mit einem einzigen Hieb abzuschlagen. Die äußeren Grenzen ihres Blickfelds wurden nun schwarz, die Stimmen des Burgvolks immer leiser, alles verschwamm um sie herum.
    Vielleicht gehörte sie ja doch zu den Frauen, die in Ohnmacht fallen konnten.

6. KAPITEL
    „Wach auf, Brenna! Wir müssen uns etwas einfallen lassen. Sie reden davon, Vater nach London zu bringen.“
    „Hm?“ Die Vormittagssonne schien hell auf das Bett, als Brenna die Augen aufschlug und verschlafen blinzelte. Hatte da jemand mit ihr gesprochen? „Bin ich tot?“
    Adele beugte sich über sie und rüttelte am Bett. St. Paul tigerte über die Kissen, während Duncan ihr die Nase ableckte. „Steh auf, Brenna, wir müssen Gwyneth und Vater retten.“
    Die Worte ließen Brenna endgültig wach werden. Aufgebracht schlug sie die Decke zurück und schwang die Beine über die Bettkante. „Gwyneth und Vater? Es ist ihre Schuld, dass man mich beinahe geköpft hat!“
    Adele und Panthos wichen erschrocken zurück, als Brenna vom Bett sprang.
    Sie achtete nicht auf die brennenden Schmerzen auf ihrem Rücken und suchte ihr Bündel, das Montgomery entleert hatte. „Ich verschwinde von hier, ehe dieses Ungeheuer zurückkehrt und die Hinrichtung zu Ende bringen will.“
    „Ich glaube nicht, dass Montgomery immer noch vorhat, dich zu töten.“
    Brenna dachte an das Verstummen der Menge, das kühle Holz an ihrer Wange und an die panische Angst in ihrem Herzen. Ihr Puls beschleunigte sich, und ihr wurde schwindelig. „Du bist von Sinnen.“
    Im Gegensatz zu Brenna war Adele die Ruhe selbst. Sie streichelte bedächtig Panthos’ Kopf. „Panthos mag Montgomery.“
    „Panthos!“ Das war das Absurdeste, was sie je gehört hatte. Die ganze Welt schien den Verstand verloren zu haben. „Wahrscheinlich hat meine Ohnmacht Montgomery den Spaß daran verdorben, mich umzubringen. Das Töten allein ist nicht genug für einen Mann wie ihn – das hätte er schon hier in dieser Kammer tun können.“ Ihre Stimme überschlug sich fast, und Brenna war entschlossener denn je, schnellstmöglich die Burg zu verlassen. „Er hat die Hinrichtung absichtlich in die Länge gezogen, um mich zu quälen. Meine Ohnmacht hat ihm nur einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Weitere Kostenlose Bücher