Der Teufel und die Lady
als er sich aufrichtete und sie ansah. Seine Augen waren nicht länger kobaltfarben, sondern blau wie Stahl mit einem rötlichen Funkeln. Rachedurstige Augen. Entschlossene Augen. Und sie wusste es. Wusste ohne den geringsten Zweifel, dass sie zum Tode verurteilt war. Er mochte sie nicht umgehend mit dem Dolch attackiert haben, aber er hatte dennoch vor, sie zu töten.
Und genau das war sein gutes Recht als Vollstrecker. Entsetzen breitete sich in ihr aus. Ihr fiel die Warnung ihrer Schwester ein, dass er seine erste Gemahlin ermordet hatte. Sie sah zur Tür, zum Fenster und suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit zur Flucht. Ihr Brustkorb fühlte sich so eingeschnürt an, dass sie kaum atmen konnte. Man hatte sie in die Ecke getrieben. Sie saß in der Falle. Es war ausweglos.
„Die Schlacht ist verloren“, sagte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Mit grimmiger Entschlossenheit trat er auf sie zu.
Ohne nachzudenken machte sie einen Satz nach vorn und versuchte an ihm vorbeizurennen, irgendwohin, nur fort von hier. Er packte ihre Arme, als hätte er mit dieser Reaktion gerechnet, und hob Brenna hoch, bis ihre Nase beinahe seine berührte. „Für jede eigensinnige Handlung auf dem Weg zum Richtblock werden drei Peitschenhiebe fällig.“ Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer, als hielte er seinen Groll nur mühsam in Schach. „Ich kann Euch die Haut vom Leibe ziehen und Euch an diesen Wunden sterben lassen, oder ich kann Euch mit einem Axthieb köpfen.“
Brennas Knie begannen zu zittern. Fast glaubte sie, schon die kalte Schneide der Axt in ihrem Nacken zu spüren. Mit gespielter Tapferkeit straffte sie die Schultern. „Ich bereue nicht, was ich getan habe.“
„Drei Peitschenhiebe.“
Ihr Zorn regte sich, und sie reckte trotzig das Kinn. „Macht mit mir, was Ihr wollt. Ich lasse mich von Euch nicht einschüchtern.“
Er umfasste ihren Arm fester. „Wenn Euch gleichgültig ist, was mit Euch geschieht, dann kann ich auch Euren Schwestern die Haut abziehen.“
Heiße Tränen der Wut brannten in ihren Augen. Doch ehe sie etwas sagen konnte, warf Montgomery sie über seine Schulter. Die Kammer drehte sich um sie herum, ihre Gemälde verschwammen zu unscharfen Farbklecksen. Sein Duft, den sie eben noch so verlockend gefunden hatte, jagte ihr nun Angst und Schrecken ein. „Lasst mich herunter!“
„Nein.“
Sie bearbeitete seinen Rücken mit ihren Fäusten.
„Sechs Peitschenhiebe.“
Sie erstarrte. Seine Schulter drückte in ihren Magen. Es war sinnlos und töricht, sich ihm weiter zu widersetzen. Sie musste dem Tod mit Würde ins Auge sehen.
Montgomery ging zur Tür, öffnete sie und schritt den Flur entlang. Wenn seine Verletzung ihm Schmerzen bereitete, so ließ er sich jedenfalls nichts davon anmerken.
Auf dem halben Weg die Treppe hinunter, kam ihnen einer seiner Männer entgegen. Brenna schämte sich fast zu Tode, in einer so würdelosen Stellung getragen zu werden.
„Mylord?“ Der Mann war ein großer, ungeschlachter Rohling mit einer schiefen, hässlichen Nase und einer tiefen Furche zwischen seinen Augenbrauen. Er bemerkte die blutige Stichwunde an Montgomerys Schulter, nickte schweigend und schloss sich ihnen an auf dem Weg nach draußen. Ganz, als hätte auch er begriffen, was geschehen würde.
Lichtblitze flackerten vor ihren Augen, als Montgomery mit Brenna die restlichen Stufen zum Innenhof hinunterstieg. Die helle Sonne blendete sie, sodass ihre Augen zu tränen begannen.
Ganz langsam stellte er sie auf den Boden. Ihre Beine wollten sie kaum tragen, sodass nur sein Griff um ihre Schultern ihren Sturz verhinderte. Sie spürte die feuchte, kühle Erde unter ihren Füßen und sah zum Burgtor hinüber. Konnte sie es schaffen? Konnte sie ihn in den Wäldern abschütteln?
„Versucht zu fliehen, und ich brenne Eure Burg bis auf die Grundmauern nieder“, bemerkte er unbeirrt und folgte ihrer Blickrichtung.
Brenna erschauerte.
Langsam bildete sich eine Menschenmenge, Soldaten und Bedienstete umringten sie. Alle starrten sie an, und Brenna verspürte plötzlich eisiges Entsetzen. Montgomery stand groß und aufrecht neben ihr, sodass alle die klaffende Wunde an seiner Schulter sehen konnten. So fühlte es sich also an, dem Tod geweiht zu sein. Eine innere Kälte, die einen erzittern ließ und nicht aufhörte, ganz gleich, wie heiß die Sonne auch auf einen niederbrannte.
Sie schloss die Augen und strengte sich an, nicht zu weinen. Nicht zu flehen. Die Zeit schien plötzlich
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