Der Teufel und die Lady
bekundete.
Und dann spürte sie die Peitsche auf ihrem Rücken. Brenna konnte an gar nichts mehr denken. Glühender Schmerz brannte sich tief in ihre Haut ein. Vor ihren Augen tanzten schwarze Punkte. Drei weitere Male flog die Peitsche sirrend durch die Luft und landete ganz gezielt auf ihrem Rücken. Sie fing an zu schreien, Tränen strömten über ihre Wangen. Zugleich war sie sich bewusst, dass noch fünf weitere Hiebe folgen würden.
Schweiß bildete sich auf ihrer Oberlippe. Wieder zerrte sie an dem Strick. Zähneknirschend schwor sie sich, beim nächsten Hieb nicht mehr zu schreien, diese Genugtuung würde sie ihm nicht noch einmal gönnen.
Mit einem gedämpften Laut fiel die Peitsche zu Boden.
Verwirrt sah sie sich um und blinzelte dabei gegen ihre Tränen an.
Montgomery kam zu ihr, kniete sich neben sie und zwang ihren Kopf sanft auf den Block. Sie wehrte sich nicht, sah ihn aber fragend an. Warum hatte er aufgehört?
„Ich habe keine Freude am Schmerz anderer Menschen. Dies diente nur dazu, ein Exempel zu statuieren, und ich denke, alle haben meine Botschaft verstanden.“
Sie konnte sein Gesicht wegen ihrer Tränen nur verschwommen wahrnehmen, trotzdem merkte sie, dass sein Zorn verflogen war. Sein Blick war immer noch hart, aber es tanzten keine rötlichen Funken mehr in seinen Augen. Sie erkannte, dass er unverändert vorhatte, sie zu töten, aber die öffentliche Auspeitschung und die Demütigung waren beendet.
„Danke.“ Ihre Stimme war nur noch ein Krächzen, weil ihr Mund wie ausgetrocknet war.
Er wirkte aufrichtig verblüfft, weil sie sich bedankt hatte, und ihre Wangen begannen zu glühen. Offensichtlich war sie nicht mehr imstande, klar zu denken. Wenn ihre Hände frei gewesen wären, hätte sie sich den Mund zugehalten.
Er stand auf, holte eine der beiden Äxte und strich sorgsam über den glatten hölzernen Stiel, als hätte er Angst, sein Wunsch, sie zu töten, könnte nachlassen, wenn er sich nicht beeilte.
„Mylord …“ Sie suchte verzweifelt nach irgendwelchen Worten, die den tödlichen Hieb aufschieben konnten.
„Lady of Windrose, habt Ihr noch etwas zu sagen?“ Er holte mit der Axt aus.
Ein gurgelndes Geräusch entrang sich ihrer Kehle. Sie öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Ton hervor.
Ihr Herz schlug jetzt zum Zerspringen. Die Augenblicke schienen endlos langsam zu vergehen. Das Holz fühlte sich kühl und hart an ihrer Wange an. Brenna zählte vier dunkle und unzählig viele hellere Jahresringe. Die hellen und dunklen Töne verschwammen ineinander, als sie sie anstarrte.
„Würdet Ihr meinen Schwestern ausrichten, dass es mir leidtut?“, brachte sie schließlich mühsam hervor. Danach kniff sie die Augen zusammen und erwartete den Hieb. Die seltsamsten Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf. Würde sie auf der Stelle tot sein? Oder lebte ihr abgetrennter Kopf womöglich noch einen Augenblick länger? Ob ihr Blut wohl den Erdboden rot färbte? Würde man ihre Miniaturen entdecken? Vielleicht war das hier ihre gerechte Strafe dafür, dass sie solche Dinge gemalt hatte. Dass sie nur wegen ihrer eigennützigen Ziele ins Kloster hatte eintreten wollen, nicht aus religiöser Überzeugung.
„James!“ Eine Stimme ertönte aus der Menge. „Halt! Du darfst sie nicht umbringen!“
Die Axt verharrte irgendwo über Brenna in der Luft. „Lass es gut sein, Bruder. Das geht dich nichts an.“
Sie schlug die Augen auf und sah einen kräftigen Mann auf sie zukommen. Er war in etwa genau so groß und breitschultrig wie Montgomery, aber sein Haar fiel ihm ungebändigt über die Schultern, während das ihres Gemahls kurz geschnitten war. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen. Neben Montgomery blieb er stehen.
„Sie kann doch nichts dafür.“
Montgomery blickte nach unten auf seine Brust. Rote Flecken verunzierten seine Beinlinge, immer noch rann Blut aus der Wunde – der Beweis für ihr schändliches Tun.
„Du bist hier, weil du die Gegend befrieden und den Hafen überwachen sollst. Wenn du sie umbringst, sät das Zwietracht unter dem Burgvolk.“
„Und wenn ich sie nicht umbringe, kann ich keine Nacht mehr unbesorgt schlafen.“
„Dann wirf sie ins Verlies, mache sie zur Sklavin oder schicke sie in ein Kloster.“
Ein Kloster! Hoffnung keimte in ihr auf.
„Weiche zurück, Bruder. Meine Pflicht ist eindeutig, und das hier ist die einzige Chance für Frieden.“
Brennas Zuversicht verflog wieder, und sie zuckte zusammen, als Montgomery die Axt noch höher
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