Der Teufel und die Lady
still zu stehen.
„Los. Geht weiter.“
An der einen Mauer des Innenhofs türmte sich ein hoher Holzstapel. Holzscheite lagen verstreut um den Hackklotz herum. An dem Stapel lehnten zwei Äxte, ihre sichelförmigen Schneiden blinkten in der Sonne. Ogier, der oberste Holzfäller, war stolz auf seine scharfen, glänzenden Klingen.
Brenna erbebte und dachte an die vielen Male, als sie den Männern beim Holzhacken zugesehen hatte. Atmen. Atmen. Aber sie konnte nicht atmen, wenigstens nicht in tiefen, gleichmäßigen Zügen. Sie schnappte angestrengt nach Luft, als wollte sie das Leben selbst in sich einsaugen.
Das, was ihr davon noch blieb.
Montgomery hatte die Hand zwischen ihre Schulterblätter gelegt und stieß Brenna vorwärts. Sie geriet ins Stolpern und hatte Mühe, das Gleichgewicht zu behalten. Wütend wirbelte sie herum. „Ihr braucht mich nicht wie ein Stück Vieh zur Schlachtbank zu treiben!“
„Neun Peitschenhiebe.“
Sie presste die Lippen aufeinander, aber innerlich kochte sie vor Wut.
Hart auf ihre Schulter drückend, zwang er sie, sich vor den Holzblock zu kauern. Danach winkte er einen seiner Männer zu sich. Ihre Knie drückten sich in den Erdboden, ihr Hochzeitsgewand wurde dabei noch schmutziger. Knöpfe sprangen ab und die langen Ärmel schleiften im Dreck.
Brenna kniff die Augen zusammen. Als sie sie wieder öffnete, sah sie, dass der Mann einen Eisenstift in den Holzblock schlug. Jeder einzelne Hammerschlag dröhnte in ihrem Kopf als Widerhall nach.
Sie schmeckte Galle in ihrem Mund. Die Zähne fest aufeinander pressend, weigerte sie sich, ihrer Panik nachzugeben.
Die Menge wurde immer größer und raunte gedämpft. Unter den Leuten entdeckte sie Jennet, die Waschfrau, mit ihrem Korb. Brenna schloss erneut die Augen und hielt sich die Ohren zu.
Sie zuckte zusammen, als sie kräftige Männerpranken auf ihren Armen spürte. Man legte ihre Hände um den Eisenstift und band sie daran fest. Der Strick wand sich um ihre Gelenke wie eine exotische Schlange und schnitt tief in ihre zarte Haut.
Das Gemurmel der Menge wurde zu einem tosenden Rauschen. Brenna wand sich und wollte sich nur zu gern wieder die Ohren zuhalten, aber es war sinnlos. Der Hanf scheuerte ihre Haut auf.
Atmen. Atmen. Irgendwie schien sie nicht genug Luft zu bekommen. Die Kante des Blocks drückte gegen ihre Brust und quetschte ihre Lungen.
Hinter sich spürte sie Montgomerys Anwesenheit. Seine Wut. Seine Größe. Zorn strahlte fühlbar von ihm aus wie Hitze von einer Feuerstelle.
Ihre Angst wuchs ins Unermessliche und legte sich wie ein eisernes Band um ihre Brust. „Vater unser im Himmel …“
Sie biss sich auf die Lippen, um nicht um Gnade zu betteln.
„Geheiligt werde dein Name …“
Sie spürte die Blicke der Menge auf sich ruhen und bekam eine Gänsehaut.
„Dein Wille geschehe …“
Sie hörte auf zu beten und verspürte plötzlich einen unbändigen Zorn auf Gott, weil er sie eine Frau hatte werden lassen. Wenn sie doch nur ein Mann wäre, fähig zu kämpfen und selbst über ihr Schicksal zu bestimmen. Sie wollte Gottes Willen nicht, wenn dieser darin bestand, dass sie eine Frau sein musste.
Plötzlich vernahm sie ein zischendes Geräusch, kurz danach streifte kühle Luft ihren Rücken. Ihr stockte der Atem.
Als sie sich umsah, stellte sie fest, das Montgomery mit gespreizten Beinen hinter ihr stand und eine Peitsche in den Händen hielt. Er trug nur seine Beinlinge, Stiefel und den Gürtel. Blut rann ihm über die Brust und tropfte auf den Boden. Seine Augen funkelten vor Entschlossenheit.
Angstvoll zerrte Brenna an den Stricken. Vergeblich bemühte sie sich, aufzustehen. Warum? Warum hatten sie ihn nur verärgert? Sie hatten seinen Ruf als Vollstrecker doch gekannt. Was für ein hirnloser Plan, ihn erstechen zu wollen.
Die Menge hielt geschlossen den Atem an, als er die Peitsche aufrollte und die Leute mit einer Handbewegung zum Schweigen brachte.
„Diese Frau hat sich des Verrats schuldig gemacht. Sie hat gegen die Gesetze des Königs und gegen die Gottes verstoßen, indem sie ihren Herrn und Meister tätlich angriff, mit dem Vorsatz, ihn zu töten. Als Vollstrecker des Königs verurteile ich sie nun zur öffentlichen Auspeitschung und zum Tod durch Enthaupten.“
Großer Gott.
Brenna schloss die Augen und wartete auf den ersten Hieb. Sie nahm sich fest vor, nicht um Gnade zu flehen. Niemals. Um sich herum hörte sie, wie die Menge zurückwich und dabei ihre Zustimmung über diese Strafe
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