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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Trapp
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aufzubrechen. Ob man das dekorative Metall der Fackelhalter an den Wänden durchbrechen und verwenden konnte?
    Sie hatten den Fuß der Treppe erreicht und bogen in einen langen Flur ein. Montgomery sah Brenna nicht an, zog sie aber mit sich wie eine Kriegsgefangene. Seine Stiefel glänzten, nicht der kleinste Schmutzfleck war auf ihnen zu sehen. Das Tageslicht fiel durch die Schießscharten auf seine schwarze Tunika. Verächtlich stellte Brenna fest, dass das Leinen tadellos saß und überhaupt nicht zerknittert war – wahrscheinlich verfügte er über einen ganzen Stab von Bediensteten, deren einzige Aufgabe es war, dafür zu sorgen, dass seine Kleidung stets einwandfrei aussah. Sie stellte sich eine ganze Armee schwitzender Frauen vor, deren Rücken schon gekrümmt waren von den vielen Stunden des Herumhantierens mit den Plättsteinen. Wenn sie von hier flüchtete, würde sie ihm eine seiner Tuniken entwenden und auf den nächsten Misthaufen werfen, das nahm sie sich fest vor.
    Montgomery ging nun so langsam, dass sie mit ihm Schritt halten konnte. Aber es wäre ihr fast lieber gewesen, er hätte sie hinter sich hergeschleift, damit alle Welt sehen konnte, was für ein Ungeheuer er war.
    Sie bogen um eine Ecke, und jetzt hörte man bereits den Lärm des Festgelages in der Großen Halle. Ysanne, die Tochter des Bäckers, und Genna, die Schankwirtin, standen in einer Nische und tuschelten hinter vorgehaltener Hand. Brenna ging noch langsamer, damit die beiden auf sie aufmerksam wurden. Vielleicht konnte sie ihnen ja heimlich ein Zeichen geben, ihre Schwestern zu holen.
    „Sie war schon immer ein schlechtes Mädchen, das immerzu Bilder gemalt hat, statt seinem Vater zu helfen“, hörte sie Genna flüstern.
    Brenna wurde zornig. Wie konnten sie es wagen, so über sie zu lästern, wo sie sich doch selbst geopfert hatte, nur damit Montgomery die Burg nicht niederbrannte!
    „ Das habe ich nicht verdient“, zischte sie im Vorübergehen. „Holt Adele und bringt sie zu mir.“
    Ysanne lächelte sie nur höhnisch an und hob trotzig das Kinn.
    Brenna wurde das Herz schwer. Von dieser Seite war wohl keine Hilfe zu erwarten.
    Die Handfesseln schnitten ihr ins Fleisch, als Montgomery sie ruckartig weiterzog. „Kein Geschwätz mit den Bediensteten.“
    Sie biss die Zähne zusammen und starrte beschwörend auf l’occhio del diavolo , den Montgomery sich in den Gürtel gesteckt hatte, als könnte sie die Waffe so beschwören, in ihre Hand zu fliegen. Auch wenn sie wusste, dass sie ihren Gemahl nicht mit körperlicher Gewalt bekämpfen konnte, kribbelte es ihr in den Fingern, den Dolch an sich zu nehmen. Doch als sie an immer mehr bewaffneten Wachen vorbeikamen, wurde ihr schmerzhaft klar, wie sinnlos ein solches Unterfangen sein würde. Riesige Männer mit Schwertern und schimmernden Rüstungen standen in offenen Türen oder lehnten an den Wänden. Sobald Montgomery an ihnen vorbeiging, nahmen sie Haltung an. Ihr Gemahl musste ein reicher, mächtiger Adeliger sein, wenn er es sich leisten konnte, dass ihn eine solche Leibwache zu seiner Hochzeit begleitete.
    Der Ring um ihren Hals drohte sie plötzlich zu ersticken. Ja, es war nicht daran zu rütteln – sie war das Eigentum des Vollstreckers. Er konnte sie auspeitschen, bestrafen, schänden und in Ketten herumführen.
    Ein Pfand für den Frieden.
    Das Spielzeug eines Mannes.
    Eine Kriegsbeute.
    Was für eine üble, schreckliche Rolle. Und so weit entfernt von dem unabhängigen Leben, das sie für sich als Nonne in einem Kloster vorgesehen hatte.
    „Dirne“, höhnte einer der Männer im Vorübergehen, doch Montgomery bedachte ihn mit einem strengen Blick, und der Mann sah hüstelnd zu Boden.
    Eine Woge der Verzweiflung drohte ihren Zorn zu verdrängen. Wenn sie sich nun niemals befreien konnte? Sie schob diesen trostlosen Gedanken beiseite. Sie würde einen Weg finden, die Schlösser aufzubrechen oder den Schlüssel zu stehlen. Sie musste einfach einen finden.
    Sie würde die Augen offen halten und bereit sein, wenn sich die Gelegenheit bot. Die Schiffspassage nach Italien hatte sie sich bereits gesichert, sie musste es nur noch bis zum Hafen schaffen, bevor das Schiff ablegte. Selbst wenn sie auf der Flucht dorthin ermordet wurde, war das immer noch besser, als lebenslang Montgomerys Spielzeug zu sein.
    Sie näherten sich der Großen Halle. Das Klirren der Ketten zermürbte ihre Nerven, während sie mühsam hinter ihrem Gemahl hertrottete. Die Präzision seiner Schritte

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