Der Teufel und die Lady
zur Feuerstelle. Die Ketten klirrten – und es war ungewohnt, keine normalen Schritte machen zu können. Aber wenn sie nicht gerade rennen wollte, kam sie eigentlich ganz gut voran. An der Feuerstelle wirbelte sie herum und stemmte die Hände in die Hüften. „Zufrieden?“
„Sehr gut. Und nun kommt zurück.“
Als sie wieder vor ihm stand, nickte er anerkennend. Sie hätte ihm mit Freuden die Ketten um den Hals schlingen und erwürgen mögen.
„Soll ich jetzt mein ganzes weiteres Leben lang so gefesselt bleiben?“
Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem boshaften Schmunzeln, und mit einer besitzergreifenden Geste strich er mit dem Finger über ihr Schlüsselbein. „Wenn ich es so wünsche, ja.“
Ohnmächtiger Zorn stieg in ihr auf. Am liebsten hätte sie ihn wie in der Kirche geohrfeigt. Nur ganz leicht bewegte sie den Arm, dennoch musste sie feststellen, dass sie körperlich gar nicht mehr fähig war, ihm eine Maulschelle zu verpassen – selbst wenn sie den Mut dazu aufgebracht hätte. Sie konnte die Hand nicht bis zu seiner Wange heben. „Ich wünschte, Ihr hättet mich gestern geköpft“, stieß sie hervor.
„Ich auch.“ Er befestigte den Schlüssel für ihre Fesseln an einem Lederband um seinen Hals. „Stattdessen sind wir jetzt aneinander gekettet, bis dass der Tod uns scheidet.“
Sie schluckte und fragte sich, was als Nächstes geschehen würde. Ob er sie auf das Bett werfen und seine ehelichen Rechte einfordern würde? Er brauchte nur die Ketten an den Bettpfosten zu befestigen, schon war sie ihm hilflos ausgeliefert, ohne jede Hoffnung, ihn abwehren zu können. Sie erschauerte beim Gedanken an diese Demütigung. Dennoch straffte sie die Schultern und nahm sich vor, alles Böse, was er mit ihr vorhatte, mit Würde und Selbstachtung zu ertragen.
„Wenn Ihr Eure ehelichen Rechte einfordern wollt, werde ich mich nicht wehren …“
„Gut.“
„Aber wertet das bitte nicht als Zustimmung.“
Er betrachtete sie eine lange Zeit prüfend, als fragte er sich, was er mit ihr machen sollte. „Dieses Gespräch heben wir uns für heute Nacht auf.“
Ihr Magen krampfte sich zusammen.
Sein Blick fiel auf ihr Mieder, als könnte er durch es hindurchsehen. Der Ansatz eines Lächelns umspielte seine Lippen, als er die Farbflecken und die sich auflösende Stickerei entdeckte.
Brenna hob trotzig das Kinn. Wie konnte er es wagen, so auf ihre Kleidung herabzusehen, wo er doch selbst nichts weiter war als ein Barbar!
Ganz langsam legte Montgomery ihr die Hand in den Nacken und beugte sich zu ihr. Er war ihr so nah, dass sein Atem ihr Ohr streifte und sie den Duft seiner Haut wahrnehmen konnte.
Ein verwirrendes Gefühl der Wärme durchströmte sie, das gleiche, das sie schon in der Kirche verspürt hatte. War sie so lange weggesperrt gewesen, hatte sie sich so lange vergeblich nach Aufmerksamkeit gesehnt, dass es selbst einem Unmenschen wie ihm gelang, etwas in ihr wachzurufen, was sie nicht kalt ließ?
„Habt Ihr das wirklich ernst gemeint, Ihr würdet Euch nicht wehren?“, raunte er.
„Nein … ja … nein …“, stammelte sie.
Seine Lippen streiften ihr Ohr – und ihr wurde noch heißer. Erst wollte sie zurückweichen, doch dann erinnerte sie sich daran, dass sie Würde bewahren und sich nicht auf einen sinnlosen Kampf einlassen wollte. Sie blieb also reglos stehen, während seine Lippen mit ihrem Ohrläppchen spielten. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, und zugleich erwachte ein verräterisches Verlangen in ihr. Nie zuvor hatte ein Mann sie so berührt.
Brenna hatte erwartet, dass er sie mit roher Gewalt nehmen würde. So etwas hätte sie mit reiner Willenskraft aus ihrem Bewusstsein ausblenden können. Aber das hier … wirkte so viel vertraulicher. Weiche, warme Küsse.
Unvermittelt trat er einen Schritt zurück. Er lächelte leicht, und wieder einmal war sie irritiert davon, wie vollendet schön er war. Sie hob die Hand ans Ohr und berührte die feuchte Stelle, die seine Lippen hinterlassen hatten. Sie war hin- und hergerissen zwischen Wut und Verwirrung.
„Das hättet Ihr nicht tun sollen“, murmelte sie.
„Warum nicht?“
Vor lauter Nervosität nahm sie Zuflucht zu ihrem Zorn. „Weil ich angekettet bin wie ein Tier!“
„Nur so kann ich schlafen, essen und herumlaufen, ohne mir Sorgen machen zu müssen, wann mich der nächste Dolch trifft. Abgesehen von Euren Fesseln könnten wir durchaus versuchen, miteinander auszukommen wie jedes andere Ehepaar auch.“
„Ich
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