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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Trapp
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Zweige ab. „Als Künstlerin finde ich es nur ziemlich grausam, dass ein Stückchen Leinwand eine Verurteilung zum Tode nach sich ziehen soll.“ Sie konnte nur hoffen, dass diese schlichte Erklärung ihres seltsamen Verhaltens ausreichte.
    „Der König war äußerst ungehalten über die Größe und Form des königlichen Geschlechtsteils.“ Da gerade keine Leute in der näheren Umgebung waren, flüsterte er jetzt nicht mehr, sondern sprach in fast normaler Lautstärke. „Der König sieht sich lieber als wilder Stier, nicht als mickeriges Lämmchen.“
    Ach, du liebe Güte. Männliche Eitelkeit! Daran hatte Brenna gar nicht gedacht. Bevor sie ihren Gemahl das erste Mal nackt gesehen hatte, war sie der Meinung gewesen, Männer müssten dort so aussehen wie eben ihr Bruder als Kind. Deshalb hatte sie auf ihren Miniaturen den König nicht besonders üppig ausgestattet. Sie hatte versucht, das oberflächliche, unzüchtige Leben bei Hof wiederzugeben – die Männlichkeit des Königs zu verspotten, das war ihr gar nicht in den Sinn gekommen.
    Brenna straffte die Schultern, warf den Rosmarinzweig weg und umfasste die Holzröhre mit den Gemälden fester. „Sicherlich sind nicht alle Männer so gut ausgestattet wie Ihr. Vielleicht sollte sich der König weniger Gedanken über so etwas machen.“
    Seine Augen funkelten verschmitzt, und sie entspannte sich ein wenig. Sie würde sich dieser neuen Entwicklung umgehend stellen – und die Zukunft dem Schicksal überlassen. Wenn nicht jemand die Fußbodenbretter herausriss, würde niemand die „Mätressen des Königs“ finden, und die beiden Miniaturen von Montgomery und ihr konnte sie bestimmt Bruder Giffard zuschmuggeln, wenn Ihr Gemahl einmal nicht hinsah.
    „Vielleicht ist ein Mann einfach nur nicht gern Gegenstand des Gespötts“, wandte Montgomery ein, als sie gerade an einer Reihe von Läden vorbeigingen. „Damit habe ich in letzter Zeit selbst so meine Erfahrung gemacht.“
    Brenna schluckte. Das Gespräch steuerte für sie auf ein unsicheres Terrain zu. Sie zwang sich zu einem betont strahlenden Lächeln und hob den Arm, sodass die Handschellen in der Nachmittagssonne glitzerten. „Eine Frau auch nicht, Mylord.“
    Er sah sie kurz an, dann nahm er seinen Umhang ab und legte ihn ihr um die Schultern.
    Sie zuckte überrascht zusammen. Der Überwurf reichte ihr bis zu den Füßen und verdeckte die Ketten vollständig. Eine kleine Geste des Erbarmens, aber Brenna war froh, dass sie nun nicht mehr wie eine Gefangene durch die Stadt laufen musste. „Vielleicht ist der König ja übertrieben empfindlich und sollte die Vergangenheit lieber ruhen lassen“, sagte sie und hüllte sich fester in den Umhang.
    „Manchmal ist es nicht sehr weise, das zu tun.“ Etwas Düsteres schwang in seinem Tonfall mit, und Brenna fragte sich, welche Dämonen sich hinter dieser harten Fassade verbergen mochten.
    Eine Weile gingen sie schweigend weiter. Sie kamen an einem verblassten Schild vorbei, auf dem ein Schuh abgebildet war, dann an einem mit einem gemalten Brotkorb darauf. Der Duft von frisch gebackenem Brot wehte durch die Straße. Der Strom von Passanten nahm wieder zu. Brenna hörte ein Sprachengemisch aus Walisisch, Englisch, Französisch und noch anderen Sprachen, die sie nicht kannte.
    „Für die Zukunft Englands wäre es das Beste, wenn jeder Mensch das Recht auf eine ordentliche Gerichtsverhandlung hätte.“ Sie zeigte auf die vielen unterschiedlichen Menschen um sich herum. „Nur weil ein Maler sich in den Proportionen geirrt hat, erscheint mir die Strafe doch zu hart. Schließlich hätte sich jeder in Bezug auf die Männlichkeit des Königs täuschen können.“
    Montgomery lachte. Er lachte tatsächlich! „Der König war ganz und gar nicht erfreut, zum Gespött des ganzen Hofs zu werden.“
    Ein Mann mit einem Heuwagen machte einen großen Bogen um sie. Aus dem zweiten Stock eines Hauses ertönte der Warnruf einer Frau, und Brenna sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite, ehe ein Nachtgeschirr auf die Straße entleert wurde.
    Brenna rümpfte die Nase. Es hatte doch Vorteile, in einem Turm eingesperrt zu sein und sich nicht mit so vielen Menschen abgeben zu müssen. Und ganz ohne Zweifel war es die sichere Abgeschiedenheit ihrer Kammer gewesen, die sie zu der Annahme bewogen hatte, sie könnte die Miniaturen des Königs ohne Konsequenzen in Umlauf bringen.
    An einer Kreuzung bogen sie ab und gingen auf die Kathedrale der Stadt zu, ein großes, reich verziertes

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