Der Teufel und die Lady
tragen. Das war zweifellos ärgerlich, doch sie trug ihre Rache bereits bei sich – eine hölzerne Röhre, die zwei Miniaturen enthielt, auf denen die Leidenschaft dargestellt war, die sie und Montgomery miteinander erlebt hatten. Sie befanden sich gut versteckt hinter den religiösen Bildern, die Brenna in die Kirche bringen wollte. Bruder Giffard sollte die Miniaturen für sie verkaufen. Es waren ihre bisher mit Abstand besten Arbeiten, und sie wusste, sie würden gutes Geld einbringen.
Genug Gold, um sie und ihre Schwestern nach Italien zu bringen.
Dem Lärm durch einen schmalen Flur folgend, beschleunigten sie und Damien nun ihre Schritte und eilten noch ein paar ausgetretene Stufen hinunter, die zu einem großen Raum führten.
Und standen mitten im Chaos.
Montgomery und zwei seiner Männer durchwühlten Schubladen. Tische waren umgestürzt, zwischen ihnen flatterte ein Hahn herum. Tuniken, Kittel und Unterkleider lagen wild verstreut überall im Raum herum.
„So geht das aber nicht, Mylord“, rief Jennet händeringend. „So fangt doch Roger ein, er ist völlig verängstigt.“
Roger, Jennets Haustier, flatterte aufgeregt durch die Wäschekammer und landete kurz auf Brennas Kopf, ehe einer der Männer ihn einfing und zum Fenster hinausbeförderte.
„Roger“, rief Jennet ihm nach. „Roger! Komm zurück!“
Der Hahn flog über den Hof und schlug mit den Flügeln, als sei der Teufel hinter ihm her. Rote und braune Federn schwebten zu Boden.
Jennet stampfte mit dem Fuß auf. „Jetzt seht nur, was Ihr angerichtet habt, Mylord! Es wird mir nie im Leben gelingen, ihn wieder einzufangen. Und er war so ein braves Tier.“
Montgomery stand mit gezücktem Schwert in dem heillosen Durcheinander aus schmutziger und gewaschener Wäsche. Er trug eine schlichte, halblange Tunika, Beinlinge und hohe Stiefel. Wie immer war seine Kleidung faltenfrei, und die Stiefel glänzten. Über seiner Schulter hing schlaff ein Frauenhemd, ohne Zweifel ein Opfer seines Kampfes gegen die Wäsche.
Brenna unterdrückte nur mit Mühe ein Lachen.
„Bär, hol den Vogel dieser Frau zurück“, brüllte Montgomery einen großen einarmigen Mann mit wirrem rotem Haar an.
„Jawohl, und zwar auf der Stelle“, fauchte Jennet und fing an, einzelne Kleidungsstücke vom Boden aufzuheben. „All die viele Arbeit. Zunichte gemacht von einer Horde rüpelhafter Männer.“
Bär warf Jennet einen vernichtenden Blick zu, bevor er aus der Kammer eilte. „Ein Hahn als Schoßtier, auch das noch“, schimpfte er vor sich hin.
„Auf ein Wort, Mylord“, griff Brenna ein, ehe Jennet weiter wüten konnte. Die Wäscherin legte großen Wert darauf, sauber und ordentlich zu arbeiten. Wenn Montgomery so weitermachte, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis in der ganzen Burg das vollkommene Chaos ausbrach. Ein Grund mehr, möglichst bald zu ihrem Bruder zu gelangen, damit er ihr und ihren Schwestern bei der Flucht behilflich war. Jeder Tag, den sie noch länger hierblieb, band sie mehr und mehr an ihre Ehe. Schon fing sie an, sich auf die gemeinsamen Abende zu freuen, und sie hatte auch keine Kräuter mehr, die eine Empfängnis verhindern konnten.
Montgomery fuhr herum und starrte Brenna an. Seine blauen Augen funkelten, Schweiß rann an seinen Schläfen herunter, und er sah aus wie ein der Hölle entsprungener Dämon. Das Frauenhemd über seiner Schulter wollte allerdings nicht so recht zu seinem kriegerischen Aussehen passen.
Wieder unterdrückte Brenna einen Lachanfall. „Falls Ihr nach Rebellen sucht, Mylord – die sind längst verschwunden und haben nur ihre Unterwäsche zurückgelassen.“
Damien kicherte hinter ihr.
Montgomery nahm das anstößige Kleidungsstück von seiner Schulter und warf dem Jüngling einen grimmigen Blick zu.
Brenna hielt sich die Hand vor den Mund. Wenn sie ihren Gemahl auslachte, erhielt sie mit Sicherheit nicht die Erlaubnis, ausgehen zu dürfen. „Verzeiht mir, Mylord. Was genau hofft Ihr in der Wäschekammer der Burg zu finden?“, fragte sie ruhig und wechselte die Taktik. Betont gelassen bückte sie sich, hob eine Tunika vom Boden auf und faltete sie zusammen.
Er warf das Frauenhemd auf einen Wäschestapel. „Ich suche nach Gemälden.“
Brenna horchte auf. „Nach Gemälden?“
„Ja.“ Er trat näher, sodass nur sie ihn hören konnte. „Ein bestimmter Miniaturenzyklus, der aus dieser Gegend stammen muss, ist in London aufgetaucht, zum größten Missfallen des Königs. Die Miniaturen zeigen den
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