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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Trapp
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damit sie sich an ihn als ihren Herrn und Meister gewöhnte. Er konnte es sich nicht leisten, diesen Machtkampf zwischen ihnen zu verlieren.
    Jetzt erhob sich die Kathedrale vor ihnen – ein gewaltiges Meisterwerk der Baukunst. Ein von einer hohen Steinmauer umgebener wunderschöner Park dehnte sich um die große Kirche aus. Mehrere Sträucher standen in voller Blüte, und der Rasen sah gepflegt und gut bewässert aus.
    Auf dem Gelände verstreut befanden sich noch etliche andere Gebäude – eine Bibliothek, mehrere Verwaltungsgebäude, Gartenhäuser und die Küchen. Die Anlage wirkte wie ein eigenes Dorf.
    Schon von Weitem entdeckte Brenna Bruder Giffard, der unter einer alten Eiche links vom Hauptgebäude saß, in dem die beiden Männer, die hier lebten, untergebracht waren. Er trug seine übliche braune Kutte und schien etwas auf eine Tafel zu schreiben. Brennas Pulsschlag beschleunigte sich, als sie fieberhaft überlegte, welche Ausrede sie sich einfallen lassen sollte, ihn unter vier Augen sprechen zu müssen.
    Als Giffard sie sah, stand er auf. Wie immer hatte er keine Schuhe an und kam barfuß über den Rasen auf sie zu. „Brenna, mein Kind!“ Er streckte die Hände nach ihr aus. „Wie schön, dass Ihr gekommen seid. Lord Montgomery, ich freue mich, Euch endlich kennenzulernen.“ Giffard strahlte sie beide unbeschwert an, so als ginge es bei diesem Besuch nicht darum, erotische Miniaturen entgegenzunehmen und Brennas Flucht zu planen. Er zeigte auf eins der Gebäude in der Nähe der Küchen. „Wollt Ihr nicht hereinkommen und mit uns zu Abend essen?“
    Brenna stieß insgeheim ein Dankgebet aus, weil Giffard sich so mühelos auf eine Konversation mit dem Adel verstand. Seine Körperhaltung war entspannt, sein Auftreten locker. Dass Montgomery mit Brenna zusammen erschienen war, hatte ihn in keiner Weise aus der Fassung gebracht. Während sie auf das Haus zugingen und Giffard freundlich über Alltägliches plauderte, entspannte sich Montgomery sichtlich. Brennas Herzklopfen legte sich wieder.
    Im Speisesaal standen überall Tische an den Wänden, und ein paar Kirchenarbeiter führten sie an einen davon.
    Je mehr sich die Mahlzeit in die Länge zog, desto unruhiger wurde Brenna. Montgomerys Begleitung hatte ihr anscheinend einen gründlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Damien hätte inzwischen sicher mit ein paar der jüngeren Männer geschwatzt und sie mit ihrem langweiligen Leben in der Kirche aufgezogen, sodass sie die Chance gehabt hätte, Giffard die Miniaturen zuzustecken. Montgomery jedoch saß ganz dicht neben ihr und ließ sie kaum aus den Augen.
    Schließlich wurden die Tische abgeräumt und abgewischt. Giffards Redefluss kam zum Erliegen, als wäre auch er jetzt ratlos.
    „Ich habe Gemälde mitgebracht, die ich gern Bischof Humphrey zeigen würde“, behauptete Brenna und hob die Röhre hoch, die sie zu ihren Füßen auf den Boden gelegt hatte. Sie hatte beschlossen, diese Farce jetzt zu Ende zu bringen, damit sie nach Windrose Castle zurückkehren konnten. Mit etwas Glück gelang es ihr, die religiösen Motive herauszunehmen, ohne dass die Miniaturen dabei herausrutschten.
    Sie nahm den Deckel ab, zog vorsichtig die zusammengerollte Leinwand mit dem Engel darauf aus der Röhre und breitete sie auf dem Tisch aus.
    „Das ist wirklich einzigartig, mein Kind“, lobte Giffard und nickte. „Ich habe Bischof Humphrey schon vorgeschlagen, ein paar neue Bilder hier im Speisesaal aufzuhängen. Wie schade, dass er uns beim Essen nicht Gesellschaft geleistet hat.“
    Es lag ihr schon auf der Zunge zu fragen, ob er dem Bischof auch gesagt hatte, dass die Bilder von ihr stammten. Doch dann fiel ihr ein, dass sie ja nur improvisierten und das Ganze lediglich ein Vorwand war, um mit Giffard über die Miniaturen sprechen zu können. Und über ihre Flucht, die – Brenna unterdrückte ein Seufzen – im Moment in immer weitere Ferne zu rücken schien. Montgomery beugte sich vor und betrachtete das Gemälde interessiert.
    Nach einer Weile trat ein Mann in einem schwarzen Talar zu ihnen. Er hatte ein langes schmales Gesicht, das so verkniffen wirkte, als wäre es zwischen zwei Mahlsteine geraten.
    Der fromme, strenge Bischof Humphrey.
    Ihr Erzfeind.
    Hastig versteckte sie die Hände unter ihrem Umhang, damit er ihre Handschellen nicht zu Gesicht bekam.
    Höhnisch sah er auf das Gemälde und räusperte sich. „Wir haben hier in der Kirche keinen Platz für Eure Kunstwerke, Lady Brenna. Kehrt wieder in

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