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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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stimmt, und ich weiß nicht, was ihr Vater sich bei diesem Verlöbnis gedacht hat.« Wieder schüttelte er den Kopf. »Oder wahrscheinlich weiß ich es doch«, fügte er dann bissig hinzu. »Der Mann sah den Reichtum und die machtvollen Verbindungen der Campbells, welche die Heirat ihm eingebracht hätten, bereits zum Greifen nah vor sich. Kein Wunder, dass das Mädchen sich umbrachte.«
    Evelinde bedachte dies und ließ ihren Blick einmal mehr zu Tavis wandern, der nun auf der Bank an dem Teil der Tafel saß, an dem die Magd gewerkelt hatte. Diese war allerdings nicht länger mit ihren Pflichten beschäftigt, sondern hatte sich auf Tavis’ Schoß niedergelassen, die Arme um seinen Nacken geschlungen, und ließ den Lappen, mit dem sie den Tisch abgewischt hatte, über seinen Rücken baumeln, während er sie angelegentlich küsste und eine Hand unter ihrem Rock nach oben gleiten ließ.
    Rasch wandte Evelinde sich ab und schüttelte den Kopf. Das also war seine Auffassung davon, sie, Evelinde, zu bewachen. Fergus beobachtete sie natürlich noch immer eingehend, aber … Wieder sah sie stirnrunzelnd zu Tavis hinüber. Sie konnte sich leicht ausmalen, dass Tavis sich nicht viel dabei denken würde, sich unter den Rock einer unverheirateten Edelfrau zu stehlen – sofern er, was dies anging, überhaupt dachte. Evelinde hatte ihre Zweifel, dass er sich übermäßig Gedanken machte – zumindest mit dem Kopf dachte er wohl kaum. Und wenn Darach tatsächlich so gewesen war, wie Tralin ihn beschrieben hatte …
    Sie wandte sich wieder Tralin zu. »Glaubt Ihr wirklich, dass Tavis’ Vater es fertiggebracht hätte, Jenny ins Unglück zu stürzen?«, fragte sie.
    Tralin runzelte ob dieser Frage die Stirn. Unsicherheit glomm in seinen Augen auf, doch dann schüttelte er den Kopf. »Nay. Darach war ein Schwerenöter und tat sich ungeniert an willigen Mägden und Dirnen gütlich, aber er hätte sich niemals mit einer jungen Edeldame eingelassen. Und er hätte kaum das Leben seiner Schwägerin zerstört. Biddy hätte ihn umgebracht, wenn er ihr auch nur zu nahe gekommen wäre.«

15. KAPITEL
    Biddy hätte ihn umgebracht, wenn er ihr auch nur zu nahe gekommen wäre.
    Evelinde starrte auf den schmalen Lichtstrahl, der einige Schritte vom Bett entfernt durch einen Spalt in den Fensterläden drang, und gähnte müde. Sie hatte in dieser Nacht nicht gut geschlafen, zu sehr hatte sie das beschäftigt, was sie von Tralin erfahren hatte. Cullen hatte die große Halle unmittelbar nach diesem letzten Satz von Tralin betreten, und so hatte Evelinde dem Besucher keine weiteren Fragen mehr stellen können. Das hatte sie allerdings nicht davon abhalten können, über das nachzudenken, was er ihr bereits erzählt hatte.
    Zwar hatte Tralin behauptet, dass Darach niemals Jennys Leben dadurch zerstört hätte, dass er sie zu seiner Geliebten machte, doch ganz sicher schien er sich dabei nicht gewesen zu sein. Dafür, dass Darach nicht Jennys Liebhaber gewesen war, sprach allein die Tatsache, dass er an jenem Tag von der Burg fortgeritten war, kurz bevor Jenny sich zu den Klippen aufgemacht hatte, um dann in Tränen aufgelöst zurückzukehren und überstürzt abzureisen. Wobei es jedoch nicht auszuschließen war, dass Darach um die Burgmauer herum zu den Klippen geritten war. Er mochte durchaus der heimliche Verehrer des Mädchens gewesen sein.
    Wenn das stimmte, warf dies kein gutes Licht auf Biddys Schwester und auch nicht auf ihren Gemahl, aber wenn Darach tatsächlich so verrucht wie Tavis war, glaubte Evelinde nicht, dass ihn sein Gewissen besonders gequält hatte. Gewissensbisse waren jedenfalls das Letzte, das aus der Art und Weise sprach, wie Tavis mit den Mägden umsprang. Er nahm sich von jeder Frau, was diese zu geben bereit war, und wandte sich dann frohgemut der nächsten zu, wie eine Biene, die von Blüte zu Blüte flog – ohne auch nur einen Gedanken an das Ungemach zu verschwenden, das er hinterließ.
    Was nun Biddys Schwester anging, so war sie mit einem abscheulichen Mann verlobt gewesen, der für seine Grausamkeit und seine Übergriffe berüchtigt gewesen war. Vielleicht war sie verzweifelt genug gewesen, sich mit dem Gemahl ihrer Schwester einzulassen in der Hoffnung, sich so retten zu können, oder auch einfach nur, um ein letztes Mal Freude zu erfahren, bevor sie unter die Knute der bevorstehenden Ehe geriet.
    Evelinde konnte dies sogar einigermaßen nachvollziehen. Ihr eigenes Verhalten an dem Tag, an dem sie von ihrem

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