Der Teufel und die Lady
Euch das bloß eingehandelt?«, fragte die Frau kopfschüttelnd.
»Cullen war es nicht«, sagte Evelinde sofort, weil bislang jeder ebendies geglaubt hatte. »Ich bin im Fluss gestürzt.«
»Natürlich war es nicht Cullen«, sagte Biddy und lachte auf, als erschiene ihr allein schon die Vorstellung lächerlich. Dann wurde sie wieder ernst. »Schenkt den Geschichten über ihn keine Beachtung, mein Mädchen«, sagte sie. »Er ist kein Teufel, sondern ein guter Mann, wie sein Vater es war. Er hat ein weiches Herz und würde niemals eine Frau schlagen.«
Die Anspannung wich aus Evelinde, und sie seufzte leise. Obwohl sie keine Angst vor dem Schotten empfunden hatte, der nun ihr Gemahl war, und auch ihr Gefühl ihr bereits gesagt hatte, dass er ein ehrbarer Mann war, tat es gut, dies von jemand anderem bestätigt zu bekommen.
»Ich habe eine besondere Salbe. Nachdem Ihr gebadet habt, werde ich sie holen und die Blutergüsse damit einreiben. Dann seid Ihr im Handumdrehen wiederhergestellt«, beteuerte Biddy, während sie Evelinde auf den Badezuber zuschob.
Auch dieser war größer als der Bottich auf d’Aumesbery, bemerkte Evelinde, als sie sich entspannt im Wasser ausstreckte.
»Wo ist mein Gemahl?«, fragte Evelinde, während Biddy zum Bett zurückkehrte und Gewand und Unterkleid aufhob.
»Er ist mit den Männern draußen und kümmert sich um ein paar Dinge«, erwiderte Biddy. »Er arbeitet hart, unser Cullen. Ein guter Mann und ein guter Laird. Der Clan kann sich glücklich schätzen, ihn zu haben.« Abrupt verhärteten sich ihre Züge. »Schade nur, dass vielen der Verstand fehlt, das zu begreifen«, fügte sie an.
Evelinde hob bei diesen Worten fragend die Brauen. »Sind die Menschen hier nicht zufrieden mit ihm?«
»Oh.« Biddy winkte ungehalten ab und fuhr dann fort, das Kleid zusammenzufalten. »Es ist nur so, dass die Hälfte dieser Menschen diese dummen Gerüchte über seinen Vater, seinen Onkel und seine erste Gattin glauben und der Meinung sind, Cullen solle die Führung an jemand anderen abgeben. Dabei vergessen sie, dass wir in Frieden und Wohlstand leben, seid Cullen der Laird ist.«
Evelinde schwieg einen Augenblick. »Ich habe diese Gerüchte gehört«, gab sie dann zu.
»Aye. Ganz Schottland und der größte Teil Englands haben sie gehört«, entgegnete Biddy und schüttelte einmal mehr den Kopf, während sie den Raum durchquerte und zum Badezuber trat. »Alles Unfug. Cullen war nicht einmal hier, als sein Vater, der alte Laird, starb. Damals war er ausgeritten, um unsere Nachbarn, die Comyns, zu besuchen. Er ist bereits morgens aufgebrochen, sein Vater starb am Nachmittag am Fuße der Klippen, und irgendwer setzte das Gerücht in die Welt, dass Cullen dort gesehen worden sei. Als er zurück nach Hause kam, hatte sich dieses Gerücht bereits fest eingenistet, und so änderte es wenig, dass er Zeugen hatte, die bekunden konnten, dass er nicht hier gewesen ist – das Gerücht war da, und nichts konnte es unterbinden. Legt Euren Kopf zurück, damit ich Eure Haare nass machen und einseifen kann.«
Evelinde lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. »Der Tod seines Vaters war also ein Unfall?«, fragte sie.
Biddy schnaubte, während sie Evelinde Wasser über den Kopf goss. »Natürlich war es ein Unfall, obgleich die Hälfte der Menschen hier nicht davon zu überzeugen ist. Ich denke, selbst Cullen glaubt nicht, dass es ein Unfall war.«
Evelinde schwieg und überdachte die Angelegenheit, während Biddy sich mit einer herrlich duftenden Seife daranmachte, ihr Haar zu waschen. »Wer war dieser Zeuge, der ausgesagt hat, dass Cullen dort war?«, fragte sie dann.
»Ich habe Euch doch gesagt, dass er eben nicht dort war«, erwiderte Biddy.
»Aye« ,lenkte Evelinde ein. »Offenbar hat sich dieser Zeuge getäuscht. Aber wer war es?«
Biddy stockte und runzelte die Stirn, ehe sie nach einem Eimer mit sauberem Wasser griff und ihn hob, um Evelindes Haar auszuspülen. »Die Wahrheit ist, ich weiß es nicht«, räumte sie dann ein. »Man sagte mir nur, dass ›jemand‹ Cullen dort gesehen habe.«
Evelinde hielt die Augen geschlossen, während ihr ein zweiter Eimer Wasser über den Kopf gegossen wurde. »Und dieser Onkel?«, fragte sie dann.
Biddy schüttelte den Kopf. »Ein Unfall. Er ist mit den anderen Männern zur Jagd geritten und starb durch einen Pfeil in seiner Brust.«
»Das klingt nicht gerade nach einem Unfall«, wandte Evelinde trocken ein.
»Es ist nicht das erste Mal, dass so
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