Der Teufel und die Lady
Rascheln, woraus Evelinde schloss, dass er seinen Plaid in die Binsenstreu auf dem Boden hatte fallen lassen. Dann spürte sie, wie das Bett eingedrückt wurde, als Cullen auf der anderen Seite hineinstieg.
»Schlaft.«
Auf den leisen Befehl folgte Stille. Evelinde saß einfach da, wo er sie abgesetzt hatte. Während der Reise hatte sie viel Zeit damit verbracht, sich den Kopf über ihre Ankunft in ihrem neuen Zuhause zu zerbrechen. Sie hatte sich besorgt gefragt, was die Menschen, mit denen sie von nun an leben würde, von ihr halten mochten und ob diese sie akzeptieren würden. Die Aussicht, dass sie nach drei Tagen und Nächten im Sattel alles andere als makellos aussehen würde, hatte sie verstimmt, weil sie glaubte, dass der erste Eindruck wichtig sei. Auch beunruhigte sie die Frage, was ihr Gemahl wohl von ihr erwartete, denn sie fürchtete, dass er die Ehe gleich in der ersten Nacht ihrer Ankunft würde besiegeln wollen.
Scheinbar waren all ihre Sorgen vergebens gewesen. Die Menschen auf der Burg hatten allesamt geschlafen, als sie angekommen waren, und Evelindes Gemahl machte keinerlei Anstalten, sich seiner frisch angetrauten Braut zu nähern. Stattdessen schnarchte er bereits an ihrer Seite.
Evelinde schüttelte mit einem leisen Seufzer den Kopf und ließ sich, vollständig bekleidet, wie sie war, auf das Bett zurücksinken, auf dem Cullen sie abgesetzt hatte. Sie hätte sich wirklich denken können, dass ihm nach ihrer Ankunft auf der Burg an nichts anderem als schlafen gelegen sein würde. Obwohl sie im Sattel durchgeschüttelt worden war, hatte Evelinde in den vergangenen drei Tagen recht viel geschlafen, Cullen und Fergus dagegen gar nicht. Nachts waren die Männer zwar ein wenig langsamer geritten, aber beide waren zwei Nächte und drei Tage lang wach geblieben. Eigentlich wunderte es Evelinde, dass ihr Gemahl überhaupt noch die Kraft besessen hatte, sie die Treppe hinauf bis in die Kammer zu tragen, die sein Schlafgemach sein musste.
Sie nahm an, dass sie wohl noch einen ganzen weiteren Tag damit würde zubringen können, sich Gedanken über den bevorstehenden Vollzug der Ehe zu machen. Den Menschen dieser Burg, die ihr von nun an unterstehen würden, würde sie sich allerdings schon unmittelbar nach dem Aufwachen gegenübersehen, dachte Evelinde. Dann schloss sie die Augen und ließ sich, das leise Schnarchen ihres Gemahls im Ohr, in den Schlaf gleiten.
»Was tust du da, Mogg! Schwatz nicht so viel – du wirst noch den verflixten Zuber fallen lassen, wenn du nicht aufpasst, wo du hintrittst. Hör also auf, das Mädchen anzustarren, und gib Acht!«
Dieser Ausruf ließ Evelinde die Augen aufschlagen. Abrupt setzte sie sich auf und starrte verwirrt auf die Frauenschar, die zwischen dem Fußende des Betts und dem Kamin an der gegenüberliegenden Wand durcheinanderlief. Zunächst wusste sie nicht, wo sie war. Dies ist nicht mein Gemach auf d’Aumesbery, war das Einzige, das durch ihren armen, schlaftrunkenen Kopf schoss. Sie verlagerte ihr Gewicht und stöhnte, als ein jäher Schmerz in ihren Hüften aufflammte. Da erst kehrten die Erinnerungen an die Ereignisse der vergangenen Tage zurück.
Sie war auf Donnachaidh Castle, rief Evelinde sich ins Gedächtnis, vermutlich im Gemach ihres Gemahls. Und nun auch ihres, wie sie annahm. Neugierig sah sie sich um. Der Raum war doppelt so groß wie ihre Kammer auf d’Aumesbery. Auch das Bett, in dem sie lag, war zweimal so groß wie das, in dem sie bislang geschlafen hatte. An beiden Seiten des Betts befand sich je ein einfach gefertigter Holztisch. Auf dem Tisch auf der anderen Bettseite stand eine Kerze, die nicht brannte, und auf dem Tisch auf Evelindes Seite ein Becher, dessen Inhalt wie Met aussah.
Sie warf einen neugierigen Blick darauf und wandte ihre Aufmerksamkeit dann der übrigen Kammer zu. Zwischen dem Fußende des Betts und der gegenüberliegenden Wand gab es viel Raum, an dem sich ein paar Stühle und vielleicht ein kleiner Tisch gut gemacht hätten – ein Ort, wo Herr und Herrin, Cullen und sie, es sich abends gemütlich machen konnten. Derzeit stand dort allerdings nichts außer einem Badezuber, und mehrere Dienerinnen hasteten umher und gossen eimerweise heißes Wasser in den Bottich.
»Sie ist wach«, verkündete eine der Frauen und bedachte Evelinde mit einem breiten Lächeln.
Evelinde lächelte unweigerlich zurück und blickte dann zu der gedrungenen kleinen Frau hinüber, die sich zu ihr umgewandt hatte, sich aus der Gruppe
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