Der Teufel und die Lady
sie so vor Grübeleien zu bewahren.
Evelinde nahm an, dass dies immer noch besser war als ein Gemahl, der zwar verkündete, er werde sich kümmern, oder der ihr die Welt versprach, dann aber nicht danach handelte. Und ganz sicher war es besser als ein Mann, der zu viel trank und sie dann schlug. Leise seufzend rieb sie sich die Schläfen, hinter denen es schmerzhaft zu pochen begann, und gestand sich ein, wie viel schlimmer es in der Tat sein könnte. Sie zog einen stillen, aber umsichtigen Gemahl durchaus einem brutalen Lügner vor. Vielleicht würde sie einfach lernen müssen, damit umzugehen, dass Cullen nicht mit ihr sprach, dachte Evelinde und seufzte erneut.
Wenigstens hatte sie nun Mac und Mildrede wieder, ermahnte sie sich. Just in diesem Moment ging das Portal auf und Mac trat herein, eine kleine Truhe auf dem Arm – Mac, bei dem sie sich ihre Probleme und ihren Kummer von der Seele redete, seit sie alt genug war, allein im Sattel zu sitzen. Nach ihm traten auch die anderen Männer ein, und jeder von ihnen trug ebenfalls etwas vom Wagen.
Mac blieb neben Evelinde stehen und wartete, bis die übrigen Träger die Treppe erreicht hatten. »Eure Stute war vier Tage lang hinter dem Wagen angebunden und hätte sicherlich nichts gegen einen Ausritt. Sie hat seit Eurer Abreise nicht mehr anständig galoppieren können.«
»Lady ist auch hier?«, fragte Evelinde, und ihre Miene hellte sich auf.
»Aye, sie ist im Stall.«
Evelinde war schon auf dem Weg nach draußen, als Mac leise ihren Namen rief. Sie hielt inne.
»Seid nicht zu hart zu Eurem Gemahl, Mädchen«, sagte er. »Männern fällt es schwerer zu reden als Frauen.«
Bei seinen Worten verfinsterte sich Evelindes Blick wieder. »Du redest doch auch ständig mit mir«, gab sie zu bedenken.
»Aye. «Mac lächelte schwach. »Aber ich bin alt und habe den Wert des Redens erkannt. Cullen jedoch ist jung. Und stolz.« Er zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. »Leere Töpfe scheppern am lautesten, und Cullen ist kein leerer Topf.«
»Nein, das ist er nicht«, stimmte Evelinde leise zu.
Offenbar zufrieden mit dem, was er erreicht hatte, wandte Mac sich mit seiner Ladung ab. »Geht Eure Lady begrüßen, sie hat Euch vermisst«, sagte er im Gehen.
Zaghaft lächelnd setzte Evelinde ihren Weg zum Portal fort. Während sie den Burghof überquerte in der Aussicht, ihre Stute wiederzusehen, wurde ihr Lächeln immer breiter.
Sie hatte kaum die halbe Strecke hinter sich gebracht, als sie sah, wie Cullen auf seinem Pferd aus dem Stallgebäude geprescht kam. Er hielt direkt auf das Burgtor zu und trieb das Tier zum gestreckten Galopp an, kaum dass er dieses passiert hatte.
Evelinde fragte sich kurz, wohin er wohl wollte, schob diese Frage dann aber entschlossen beiseite und eilte weiter auf die Ställe zu. Falls Lady keinen müden Eindruck machte, würde sie ausreiten. Nicht weit, denn schließlich kannte sie die Gegend hier nicht, doch auch ein kurzer, schneller Ritt würde Evelinde guttun.
»Meine Wachen auf dem Wehrgang haben dich vorhin gesehen, also habe ich mein Pferd gesattelt und bin dir entgegengeritten«, sagte Tralin statt einer Begrüßung, während er sein Reittier vor dem Cullens zum Stehen brachte. Sie befanden sich am Rande des Waldes, der den Hügel umgab, auf dem Comyn Castle aufragte.
Cullen brummte nur. Er hätte neulich, als die Comyns gekommen waren, dasselbe getan wie Tralin jetzt – wenn diese die Burg Donnachaidh nicht bereits fast erreicht hätten, als Cullens eigener Wachposten ihn schließlich doch noch darauf aufmerksam gemacht hatte, dass sich Reiter näherten. Cullen argwöhnte, dass die Männer auf der Burgmauer zu beschäftigt damit gewesen waren, ihm beim Einreiten des jungen Pferdes zuzusehen, anstatt Wache zu stehen und die Ankommenden zu bemerken. Vielleicht hatten sie aber auch seine Frau begafft, die versucht hatte, sich umzubringen, indem sie über Angus’ Koppel gelaufen war, dachte er. Ärger wallte in ihm auf und erlosch gleich wieder, als er sich daran gemahnte, dass Evelinde nur deshalb über die Weide gerannt war, weil sie befürchtet hatte, er habe sich beim Sturz vom Pferd verletzt.
Wenn das so weiterginge, würde ihn seine Frau noch in den Wahnsinn treiben, dachte Cullen missmutig. In einem Moment erschreckte sie ihn zu Tode, und im nächsten erregte sie seinen Zorn, weil sie sich derart in Gefahr begab, und dann wieder berührte es ihn zutiefst, dass sie sich um ihn sorgte. Das Eheleben erwies
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