Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
hätte sie ein Stückchen Heimat in der Hand. Jedes einzelne dieser Dinge steckte voller Erinnerungen, guten wie schlechten. Die guten Erinnerungen hatten mit ihren Eltern zu tun, die schlechten mit Edda. Evelinde beschloss, nur noch die guten zu behalten und die schlechten zu vergessen. Sie hatte derzeit genügend Probleme, auch ohne ihre Vergangenheit. Was vergangen war, war vergangen. Edda konnte sie nun nicht mehr verletzen oder demütigen; sich also an diese Erinnerungen zu klammern, würde nur bedeuten, Eddas Rolle zu übernehmen und sich selbst zu verletzen.
    »Meine Wandteppiche«, murmelte Evelinde und strich zärtlich über das Ende eines der aufgerollten Stoffbahnen, bevor ihr Blick weiterglitt. »Und die Kissen, die Mutter und ich bestickt haben!«
    »Und auch all Eure Kleider und sogar die mit Stickereien verzierten Leinentücher, die Eure Mutter für Euch aufbewahrt hat«, sagte Mildrede lächelnd. »Und die Gemälde Eurer Eltern«, setzte sie dann eine Spur ernster hinzu.
    Wieder spürte Evelinde Tränen aufsteigen. Rasch blinzelte sie diese fort, bevor sie sich ihrem Gemahl zuwandte und ihm ein zaghaftes Lächeln schenkte.
    »Danke«, sagte sie leise, aber aus vollstem Herzen.
    Cullen brummte nur.
    Evelinde wandte sich wieder zum Wagen um und runzelte die Stirn. Kopfschüttelnd rief sie sich ins Gedächtnis, wie aufgebracht sie gewesen war, als sie glaubte, sie würde all diese Dinge nie mehr wiedersehen. In Wahrheit jedoch hätte sie all dies dagegen eingetauscht, Mildrede und Mac bei sich zu haben – und nun sah es so aus, als müsste sie weder ihre treue Magd und Mac noch ihre Habseligkeiten missen. All ihr Ärger und ihre Verzweiflung waren umsonst gewesen.
    »Warum habt Ihr mir nicht gesagt, dass sie kommen würden?«, fragte Evelinde Cullen verwirrt. Hätte er dies getan, dann wären die vergangenen Tage weit weniger düster und trostlos für sie gewesen. Die Vorfreude auf die Ankunft von Mildrede, Mac und ihrer Habe wäre ein dringend benötigter Lichtblick in ihrem Alltag gewesen.
    Cullen zuckte nur die Schultern. »Ihr habt angenommen, ich würde Euren Besitz nicht herholen lassen, und ich habe Euch glauben lassen, was Ihr wolltet.«
    »Was ich wollte?« ,stieß Evelinde fassungslos hervor. Ärger stieg in ihr auf. »Ihr denkt, ich wollte unbedingt das Kleid Eurer verstorbenen Gemahlin anziehen und mich vor Euren Nachbarn zum Narren machen? Weil ich glaubte, ich besäße nur das Kleid, das ich auf der Reise hierher am Leibe trug? Ihr glaubt, ich wollte unbedingt jede Nacht weinend daliegen, weil ich dachte, jeden verloren zu haben, der mir etwas bedeutet? Ihr denkt, ich wollte unbedingt glauben, alle Bande zu meiner Familie und jedes Erinnerungsstück eingebüßt zu haben?«
    »Geweint?«, fragte Cullen und bedachte das Wort mit einem Stirnrunzeln. »Wann habt Ihr geweint?«
    »Während Ihr schlieft«, fuhr Evelinde ihn an. Sie spürte, wie ihr bei diesem Geständnis die Schamesröte in die Wangen stieg. Sie war nicht die Einzige, die peinlich berührt war. Cullens Männer und Mac tauschten unbehagliche Blicke und fühlten sich offenbar äußerst unwohl, während Mildrede hingegen ehrlich besorgt statt beschämt schien. Es überraschte Evelinde nicht, als ihre Magd wie schon so oft hinter sie trat und sie damit ihrer Unterstützung versicherte.
    »Hmm«, unterbrach Mac das Schweigen. »Nun, ich denke, wir sollten anfangen, den Wagen abzuladen.« Er griff Mildrede am Arm und zog sie mit sich zum Fuhrwerk. Evelinde hörte, wie die Magd ihm zuzischte, sie loszulassen, doch Mac raunte ihr zu, dass sie besser nicht zwischen Evelinde und Cullen geraten solle. Dann drückte er ihr ein Kissen in die Arme, packte sich einen der Stühle und schob Mildrede auf die Treppe zu. Auch die übrigen Männer griffen sich links und rechts von ihr Gegenstände vom Wagen und eilten Mildrede und dem Stallmeister hinterher. Als würden sie von einem Schlachtfeld fliehen, dachte Evelinde.
    »Nun, es bestand kein Anlass zu weinen«, brummte Cullen mit finsterem Blick, nachdem auch der letzte der Männer im Wohnturm verschwunden war. »Wenn Ihr darauf vertraut hättet, dass ich mich um die Dinge kümmere, wie es meine Aufgabe ist, dann hättet Ihr gewusst, dass ich dafür sorgen würde, dass es Euch gut geht. Und«, setzte er grollend hinzu, »Ihr habt ganz und gar nicht die Bande zu Eurer Familie eingebüßt, denn ich bin nun Eure Familie.«
    »Meine Familie? Ihr?«, fragte Evelinde verblüfft. »Nay, Mylord, Ihr

Weitere Kostenlose Bücher