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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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durchs Tal nicht so lang erschienen wie heute. Natürlich mochte dies daran liegen, dass sie sich verirrt hatte, aber …
    Es wäre mehr als ärgerlich, wenn sie es schließlich schaffen würde, dem Wald zu entkommen, nur um dann festzustellen, dass sie an der Donnachaidh gegenüberliegenden Seite gelandet war und den Wald erneut durchqueren musste, um zur Burg zu gelangen.
    Wenn sie die Burg zumindest sehen könnte …
    Doch das war bei all den Bäumen natürlich aussichtslos.
    Evelinde schaute zu dem grünen Baldachin empor. Wenn sie so weit auf einen der höheren Bäume kletterte, dass sie über die Wipfel sehen konnte, vermochte sie womöglich die Burg zu erspähen. Dann wüsste sie, in welche Richtung sie sich wenden musste.
    Als der Gedanke sich erst einmal festgesetzt hatte, war Evelinde nicht mehr zu halten. Sie klopfte Lady aufmunternd den Hals, glitt aus dem Sattel und kam neben dem Tier zu stehen. Dann stemmte sie die Hände in die Hüften und drehte sich langsam um sich selbst, um einzuschätzen, welcher der Bäume der größte und hoch genug war, um die Burg sehen zu können, dabei aber auch über Äste verfügte, die niedrig genug wuchsen, um hinaufklettern zu können.
    Nachdem sie sich für einen Baum entschieden hatte, blieb sie am Fuße des Stamms stehen und schaute von diesem zu ihrem Kleid. Sie beugte sich vor, angelte nach dem hinteren Saum des Rocks und zog diesen durch die Beine, wie sie es getan hatte, um durch den Fluss zu waten. Da sie sich noch gut daran erinnerte, was geschehen war, als der Saum sich aus dem Gürtel gelöst hatte, steckte sie ihn heute mit besonderer Umsicht fest, bevor sie an den Stamm herantrat.
    Evelinde hatte geglaubt, dass die Äste dieses Baumes tief genug ansetzten, um ihn leicht erklimmen zu können. Sie war nie zuvor auf einen Baum geklettert und wusste daher nicht, welche Geschicklichkeit dies verlangte. Die Kinder auf d’Aumesbery, die sie beobachtet hatte, waren stets scheinbar mühelos und wieselflink am Holz hochgejagt. Doch so einfach, wie es bei ihnen aussah, war es nicht.
    Der niedrigste Ast hing so tief, dass Evelinde ihre Arme über ihn schlingen konnte, was sie auch tat. Dann versuchte sie, ein Bein über den Ast zu schwingen, schaffte es aber nicht. Sie verzog das Gesicht und hangelte sich am Ast entlang auf den Stamm zu, stemmte einen Fuß dagegen und ging halb am Baum hoch, während sie mit den Armen weiterhin den Ast umklammert hielt. Sie war stolz auf sich, als sie es schließlich geschafft hatte, auch ihre Beine um das Holz zu schlingen, doch nun hing sie da und wusste nicht so recht, wie sie aus dieser hängenden Haltung heraus den Wipfel des Baumes erklettern sollte.
    Nachdem sie eine Weile hin- und hergebaumelt war und nach einer Lösung gesucht hatte, spürte sie, wie ihre Glieder allmählich ermüdeten. Sie ließ den Ast erst mit den Beinen und dann mit den Armen fahren und fand sich erneut auf dem Waldboden wieder. Dort blieb sie stehen, die Hände wieder in die Hüften gestemmt, und funkelte den Baum wütend an, bis schließlich Lady zu ihr herübergetrottet kam und mit den Nüstern an der Schulter stupste. Evelinde wandte ihren Blick der Stute zu. Wahrscheinlich, dachte sie, hatte das Tier nach dem langen Ritt Durst. Sie hatte Lady nach ihren wilden Rennen immer zu dem Fluss bei d’Aumesbery gebracht. Zwar hatten sie auch auf ihrer Reise nach Donnachaidh hier im Tal einen Fluss gequert, doch leider wusste Evelinde nicht, wo dieser war.
    »Ich würde dich ja tränken, wenn ich könnte, aber …« Sie brach ab, als ihr ein Gedanke kam und die Idee Gestalt annahm. Evelinde lächelte, trat an die Seite der Stute und stieg wieder in den Sattel.
    »Wenn du mir hilfst, auf diesen Baum zu kommen, verspreche ich dir, dass du bald etwas zu trinken bekommst«, sagte Evelinde zu der Stute, während sie diese näher an den Stamm lenkte. »Und das wird hoffentlich im Stall von Donnachaidh sein«, fügte sie hinzu.
    Als Evelinde so nah es ging an den niedrigsten Ast herangeritten war, ließ sie die Zügel los und klopfte Lady sanft den Hals. »Bitte rühr dich nicht«, flüsterte sie.
    Dann richtete sie sich im Sattel auf, griff Halt suchend nach dem Ast und hielt sich daran fest, während sie vorsichtig die Beine hoch auf den Sattel zog.
    Zu ihrer Erleichterung stand das Pferd stockstill, sodass Evelinde sich auf seinen Rücken stellen konnte, von wo aus es ihr ein Leichtes war, auf den Ast zu steigen. Leider jedoch waren ihre zierlichen Schuhe für

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