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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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ich gerade die Familie meiner Mutter besucht.« Er klang ein wenig abwesend und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, während Evelinde ein weiteres Mal in das Gebäck biss. »Möchte wetten, das schmeckt gut.«
    Evelinde überging die Bemerkung. »Aber als Maggie starb, warst du doch wohl hier, oder?«, fragte sie ungeduldig.
    Er setzte zu einem Nicken an, das er aber im letzten Moment in ein Kopfschütteln verwandelte. »Nay« ,behauptete er. »Ich war mit Rory zur Jagd.«
    Evelinde schnalzte mit der Zunge, enttäuscht darüber, dass sie wieder einmal keine Antworten erhielt. Jeder, den sie bislang befragt hatte, war zur betreffenden Zeit entweder nicht hier gewesen oder wich ihren Fragen aus. Kopfschüttelnd beschloss sie, dass sie ebenso gut weiter ihren Aufgaben als Burgherrin nachgehen konnte, und schob sich das letzte Stück Pastete in den Mund, bevor sie sich erhob.
    »Wo wollt Ihr hin?«, fragte Gillie, der ebenfalls sofort auf den Beinen war.
    Evelinde hob die Brauen und schluckte den Kuchen hinunter. »Ich wollte hinauf ins Wohngemach gehen, um zu sehen, wie viel Arbeit es erfordern wird, es wieder bewohnbar zu machen«, erklärte sie dann.
    »Oh.« Gillie zögerte. Sein Blick glitt zwischen Evelinde und der Küchentür hin und her. »Nun, dann schaue ich vielleicht doch einmal nach, ob ich Lady Elizabeth nicht eine Pastete abschwatzen kann.«
    Evelinde hob leicht amüsiert das Kinn, sagte aber nichts, sondern schritt auf die Treppe zu. Zweimal schaute sie über die Schulter zurück, nur um zu sehen, dass Gillie nach wie vor neben der Tafel stand und ihr nachblickte. Erst als sie vor dem Wohngemach angelangt war, hörte sie das Quietschen der Küchentür. Sie hielt inne, wartete einen Herzschlag lang und ging dann wieder zurück. Sobald sie sah, dass die große Halle leer war, seufzte sie erleichtert auf. Offenbar war Gillie endlich in der Küche verschwunden.
    Rasch raffte sie ihr Kleid und huschte die Stufen wieder hinab. Wenn sie sich beeilte, schaffte sie es vielleicht, durchs Portal zu schlüpfen, bevor Gillie die Küche wieder verließ, dachte Evelinde hoffnungsvoll. Während sie hastig die große Halle durchquerte, warf sie immer wieder bange Blicke über die Schulter zur Küchentür. Hinauszugehen, solange noch Gillie oder einer der anderen Schotten zugegen gewesen waren, hätte sie nie gewagt, weil die Männer sicherlich Cullen Bescheid gegeben hätten. Bestimmt hätte es ihn verärgert, dass sie gegen seinen ausdrücklichen Befehl verstieß und den Wohnturm verließ. Ihr Gemahl hatte ihr unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie dort zu bleiben habe. Evelinde hatte keine Ahnung, warum er darauf bestand; vielleicht befürchtete er, dass sie wieder zu Angus’ Koppel gehen würde. Doch sie war es herzlich leid, ständig nur drinnen zu hocken. Sicherlich war es doch nicht schlimm, wenn sie sich kurz zu den Stallungen stahl, um Lady zu besuchen. Zumindest wäre es nicht schlimm, solange sie nicht erwischt würde, dachte sie trocken, als sie durch die Doppeltür des Portals hinaus auf die Treppe schlüpfte.
    Der Burghof lag zu dieser Tageszeit fast verlassen da, weil die Männer damit beschäftigt waren, sich gemeinsam mit Cullen im Kampf zu üben. Es gelang Evelinde, die Stallungen zu erreichen, ohne dass sie jemandem begegnete, der ihrem Gemahl zutragen mochte, dass sie sich draußen herumtrieb.
    Sie trat in den kühlen, dämmrigen Stall, schaute sich um und stellte erleichtert fest, dass auch hier niemand zu sehen war. Sie entspannte sich ein wenig, holte den Apfel aus der Tasche und ging zur Box ihrer Stute.
    Lady freute sich, sie zu sehen. Evelinde dachte daran, wie viel Zeit seit ihrem letzten Ausritt verstrichen war, und fühlte sich dem Tier gegenüber schuldig. Bestimmt war das Pferd genauso gelangweilt wie sie selbst, dachte sie bekümmert und überlegte, ob sie sich einen kurzen Ritt gönnen sollte.
    »Weiß Euer Gemahl, dass Ihr hier seid?«
    Evelinde fuhr schuldbewusst herum und erblickte Mac, der die Stallgasse entlang auf sie zukam und einen Apfelschimmel am Zügel führte.
    »Ich wollte nur kurz nach Lady sehen«, erwiderte Evelinde und beobachtete, wie Mac den Schimmel in eine Box in Ladys Nähe führte und absattelte.
    »Habe gehört, dass Ihr den Wohnturm eigentlich nicht verlassen sollt«, mahnte Mac.
    Evelinde verzog das Gesicht, verließ Ladys Box, schritt zu der des Apfelschimmels hinüber und lehnte sich an die Tür. »Wer hat es dir erzählt?«, fragte sie

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